Henstedt-Ulzburg. Die beiden größten Fraktionen stehen hinter dem Projekt, ein Unternehmer will fünf Millionen Euro investieren.

In den nächsten drei Jahren soll in Henstedt-Ulzburg eine Großsporthalle an der Bürgermeister-Steenbock-Straße entstehen. Kommende Woche wird wohl der politische Grundsatzbeschluss gefasst – die Chancen für eine Realisierung sind gut: Die größten Fraktionen, CDU und WHU, stehen dahinter, ein Norderstedter Unternehmer mit Investorengruppe will fünf Millionen Euro investieren. Gleichzeitig soll eine Ortsumgehung für Henstedt geschaffen werden, damit die Halle und das künftige Fuß­ball-Leis­tungs­zentrum des SV Hen­stedt-Ulzburg gut zu erreichen sind.

Der Vorstoß und die Konstellation der Antragsteller überraschen. CDU und WHU, die sich in der Vergangenheit überwiegend nicht wohlgesonnen gegenüberstanden, betreiben ein Projekt, das vom parteipolitisch unabhängigen Bürgermeister Stefan Bauer als „sehr realistisch“ eingestuft wird. „Es wird schwierig, aber es ist machbar“, sagt der Verwaltungschef, der glaubt, dass die Halle 2018 stehen könnte.

Zur Vorgeschichte: Im Juli 2014 hatte der Kultur- und Sportausschuss beschlossen, die Fußballangebote im Ort zu bündeln. Die Sportanlage an der Bürgermeister-Steenbock-Straße soll – bei Aufgabe des Platzes am Schäferkampsweg auf dem Rhen – zum Fußball-Leistungszentrum umgewandelt werden. Mit der Großsporthalle könnte dies nun zum allgemeinen Sportzentrum aufgewertet werden.

Der Norderstedter IT-Unternehmer Dirk Aagaard ist mit einer Investorengruppe bereit, rund fünf Millionen Euro auszugeben, um die vom Leistungszentrum unabhängige Halle zu bauen. Am Donnerstag, 16. Juli, stellt er die Pläne auf der öffentlichen Sitzung des Sport- und Kulturausschusses vor (18.30 Uhr, Ratssaal). Der Investor plant (noch) eine Halle ohne Tribüne, CDU und WHU plädieren für selbige, weil so auch Sportveranstaltungen vor größeren Zuschauermengen ausgetragen werden könnten. Zum Beispiel Spiele der Handball-„Frogs“ des SVHU die bereits überlegt hatten, ihre Heimspiele nach Norderstedt zu verlegen.

Kein Internat nach Kieler oder Flensburger Vorbild

Mit dem Handball-Schulungszentrum will der Investor Geld verdienen. Allerdings soll es kein Internat nach Kieler oder Flensburger Vorbild werden. Gedacht ist an Sport-Camps, Ferienveranstaltungen, Seminare und Kurse für Dachverbände, Trainings- und Trainerlehrgänge oder Angebote zur Unterbringung von Klassenfahrten. Nach den Vorstellungen der Gemeinde sollen auch örtliche Messen und Kulturveranstaltungen ihren Platz haben.

„Hier bietet sich uns eine Chance, die zu nutzen ist“, sagt WHU-Politiker Kurt Göttsch, der den Antrag für einen Grundsatzbeschluss zusammen mit dem CDU-Politiker Sven Oldag, dem Vorsitzenden des Sport- und Kulturausschusses, eingebracht hat. „Der Ausschuss soll einen Grundsatzbeschluss fassen, dann muss die Verwaltung klären, im welchem Umfang die Halle für gemeindliche Zwecke und für den SV Henstedt-Ulzburg genutzt werden kann“, sagt Sven Oldag.

Bis September soll die Verwaltung einen umfassenden Bericht vorlegen. Bürgermeister Bauer ist angetan von dem Projekt: „Ich halte eine Menge von dem Plan, zumal sich der Sport in Henstedt-Ulzburg leistungsmäßig mit sensationellen Erfolgen großartig entwickelt; bei den Sportstätten aber ist eine Stagnation eingetreten.“

Die Gemeinde müsste Flächen für einen möglichen Hallenbau bereitstellen. Wichtig ist die Frage der Verkehrsanbindung: CDU und WHU haben sich in groben Zügen auf eine Straßenspange geeinigt, die von der Kisdorfer Straße hinter der Wohnbebauung und dem Sportzentrum an die Götzberger Straße angebunden werden könnte. Im Gespräch sind aber auch andere Trassenvarianten. Auch dafür müssten Grundstücke aufgekauft werden.

Probleme, die Dirk Aagaard, Mitglied der Investorengruppe, als Hen­stedt-Ulzburger Angelegenheit sieht. „Die anstehenden Beschlüsse sind getrennt voneinander zu sehen. Wir sondieren für den Hallenbau verschiedene Standorte, zu denen theoretisch auch Norderstedt sowie andere Orte nördlich von Hamburg gehören wie auch die Gegend um Kiel“, so Aagaard, der mit der Norderstedter Softwarefirma Akquinet auch Sponsor der Zweitliga-Handballer des SVHU ist. „Für unser Projekt sind wir nicht von Henstedt-Ulzburg abhängig. Aber wenn die Gemeinde es möchte und die Rahmenbedingungen schafft, dann nehmen wir die Gemeinde in unsere Entscheidungsfindung auf. Sollten wir die Möglichkeit zur Entscheidung schon in diesem Jahr erhalten, umso besser.“

Zusammenführung der Tennis-Clubs passt den Planern ins Konzept

Pläne, die Schatten auf eine andere sportpolitische und bereits getroffene Entscheidung werfen. Der Tennisclub Alsterquelle und der SVHU haben aus wirtschaftlichen Gründen beschlossen, die Tennisspieler beider Vereine auf der TCA-Anlage an der Wilstedter Straße zusammenzuziehen. Die Plätze mit Halle und Gastronomie an der Bürgermeister-Steenbock-Straße – also dem Gelände, das umstrukturiert werden und die geplante Halle aufnehmen soll – werden wegen schlechterer Wirtschaftlichkeit und Abwägung einiger „weicher Faktoren“ aufgegeben.

„Die Zahlen muss ich überprüfen. Aber die SVHU-Tennissparte hat in den vergangenen zwei Jahren kein Defizit gemacht“, sagt SVHU-Abteilungsleiter Hans Küchler. „Von dem Beschluss haben wir durch die Hintertür erfahren. Das ist kein Stil. Wir fordern eine andere Lösung. Angesichts der großen neuen Pläne liegt aber schon der Verdacht nahe, dass wir dem Großprojekt weichen sollen.“

Unmut, den Christian Ladehoff, Vorsitzender des TC Alsterquelle, versteht, aber auch zu entkräften sucht: „Die Gemeinde ist nicht mehr bereit, zwei Anlagen zu bezuschussen. Das Mitgliederaufkommen in beiden Clubs reicht nicht für den wirtschaftlichen Betrieb zweier Anlagen.“