Norderstedt . Flüchtlings-Unterkünfte: Mindestens 620 Menschen müssen bis Ende des Jahres in Norderstedt untergebracht werden.
Jetzt ist es offiziell: Schon vor Tagen hatte das Abendblatt über die Pläne der Stadt Norderstedt für neue Standorte für Flüchtlingsunterkünfte berichtet. Nun bestätigte Sozialdezernentin Anette Reinders die Planungen und legte einen genauen Zeitplan für die Umsetzung vor.
„Wenn alle Unterkünfte stehen, können wir 500 Plätze für Flüchtlinge anbieten. Dazu kommen noch diverse kleinere Einheiten und Wohnungen, über die wir verfügen“, sagt Reinders. Die bis zum Jahresende prognostizierten 620 Flüchtlinge werde man so gut unterbringen können. „Auch wenn die Flüchtlinge an der Lawaetzstraße und in der ehemaligen Schule Fadens Tannen etwas zusammen rücken müssen.“ Gemeinschaftsräume wurden hier zu Unterkünften für bis zu 40 Menschen umgebaut, außerdem wurde die Belegung der übrigen Wohnräume verdichtet. Geplant sind nun vier neue Standorte für Flüchtlingsunterkünfte und die Erweiterung der bestehenden Standorte. 55 Flüchtlinge sollen in Unterkünften auf einer Wiese am Wilden Moor in Harksheide unterkommen. Mit der Belegung soll im Frühjahr 2016 begonnen werden. Auf dem Gelände des Feuerwehrtechnischen Zentrums an der Stormarnstraße sollen bis Dezember Unterkünfte für 60 Menschen entstehen. Beschlossen sind 45 Plätze in Unterkünften, die auf der Wiese am Deckerberg an der Ulzburger Straße bis Frühjahr 2016 entstehen sollen. An die 100 Flüchtlinge sollen in der Nähe des Müllbergs an der Rathausallee eine sichere Bleibe finden. Hier rechnet die Stadt mit dem Bezug bis Januar 2016.
An den bestehenden Schlichtwohnungen an der Lawaetzstraße, in denen derzeit 120 Menschen leben, sollen noch im November Wohncontainer für 100 weitere Flüchtlinge aufgestellt werden. Mehr als verdoppelt wird die Bewohnerzahl am Buchenweg. In den betagten Häusern dort leben derzeit 90 Flüchtlinge, bis Frühjahr 2016 sollen 100 Menschen in zusätzlichen Wohncontainern Platz finden. Auch an der ehemaligen Gemeinschaftsschule Fadens Tannen, wo derzeit 120 Menschen leben, sollen 40 weitere Flüchtlinge im November in Containern unterkommen. Bei den Wohncontainern am Harkshörner Weg bleibt es bei den derzeitigen 100 Flüchtlingen, und auch in den ehemaligen Seniorenwohnungen am Kiefernkamp, in denen 50 Flüchtlinge untergekommen sind, steht keine Erweiterung an. In der Obdachlosenunterkunft am Langenharmer Weg leben derzeit 23 Menschen, wenn der Neubau im Oktober fertig ist, stehen weitere 36 Plätze zur Verfügung. Sozialdezernentin Reinders setzt weiter auf das Konzept, nicht mehr als maximal 250 Menschen an einem Standort unterzubringen. Außerdem richtet sie sich darauf ein, dass viele der Flüchtlinge dauerhaft in den Unterkünften leben werden müssen. „Anderen Wohnraum auf dem angespannten Wohnungsmarkt zu finden, ist derzeit illusorisch.“ Also sollen die Wohncontainer komfortabler gestaltet werden. Es sollen Häuser mit bis zu vier Wohnungen sein oder Appartements für ein bis zwei Leute, mit eigenem Bad und WC und einer kleinen Küche. „Und am Buchenweg und an der Rathausallee bauen wir in stabiler Holzrahmenbauweise“, sagt Reinders.
Sorgen bereitet der Dezernentin auch die Lage auf dem Ausstattungsmarkt. „Alles was mit Flüchtlingen zusammenhängt, ist aus in Deutschland“, sagt Reinders. Es werde immer schwerer, pünktlich an Betten und andere Einrichtungsgegenstände für die Unterkünfte zu kommen. Doch Reinders ist zuversichtlich, noch rechtzeitig zum Zuge zu kommen. „Zumindest haben wir den kompletten Bedarf ausgeschrieben. Wir warten auf Angebote.“
Gewappnet sein muss die Stadt für eine Entwicklung, die heute noch keiner genau absehen kann. „Wie viele Menschen in den nächsten Monaten hier ankommen werden, kann ihnen jetzt keiner seriös beantworten“, sagt Reinders. Deswegen wurde die Suche nach Wohnraum noch mal intensiviert. Ein Mitarbeiter wurde in der Verwaltung eingestellt, der sich nur um die Suche nach Wohnungen kümmert.
Was die soziale Betreuung der Menschen in den Unterkünften angeht, so teilen sich jetzt zwei Träger die Aufgabe. Mit je drei Mitarbeitern kümmern sich die Arbeiterwohlfahrt (Awo) und die Migrationssozialberatung des Diakonischen Werkes um die Menschen. Die Awo übernimmt alle nördlichen Unterkünfte, also die an der Lawaetzstraße, am Kiefernkamp und am Harkshörner Weg, die Diakonie kümmert sich um den südlichen Teil der Stadt, also um die Unterkünfte am Buchenweg und in der Schule Fadens Tannen.