Norderstedt. Mit einem Kino-Open-Air haben die Aktion des neuen Quartiersmanagers begonnen. Fast 500 Besucher waren am ZOB mit dabei.

Der Auftakt ist gelungen: Die Norderstedter waren von den ersten Veranstaltungen des Quartiersmanagement für Norderstedt-Mitte angetan. Am Freitagabend kamen 250 Menschen zum Open-Air-Kino auf die Wiese hinter dem ZOB. Am Sonnabend waren es – trotz der Konkurrenz von Pyrogames im Stadtpark und Hamburger Cruisedays – mehr als 300. „Ich bin zufrieden“, sagt Quartiersmanager Christian Behrendt, der im Auftrag der Stadt und der Geschäftsleute für eine Belebung des Stadtteils sorgen soll.

Axel, Bettina, Margarida(v.l.) genossen den Kinoabend bei Rotwein und Snacks
Axel, Bettina, Margarida(v.l.) genossen den Kinoabend bei Rotwein und Snacks © Wolfgang Klietz | WKlietz@wmg.loc

Die Wiese und das Spätsommerwetter boten beste Voraussetzungen für echtes Open-Air-Flair. Viele Besucher hatten sich Decken und Picknickkörbe mitgebracht. Wer lieber sitzen wollte, konnte sich einen Stuhl für einen Euro mieten. Links und rechts der Leinwand säumten Buden die Wiese. Auf dem Programm standen die Erfolgsstreifen „Ziemlich beste Freunde“ und „Monsieur Claude und seine Töchter“. „Das ist eine Superidee“, sagt Alex, der nur wenige 100 Meter vom ZOB entfernt wohnt. Gemeinsam mit Bettina und ihrer brasilianischen Freundin Margarida haben sie sich auf ihren Klappstühlen niedergelassen und genießen zum Film Snacks und Rotwein.

„Norderstedt ist sehr zerklüftet und hat kein echtes Zentrum“, sagt Alex. Das Herold-Center sei keine Alternative. Auch das Stadtfest namens Kulturboulevard gefiel dem Norderstedter nicht: „Lächerlich.“ Er und seine Begleiterinnen hoffen, dass Aktionen wie das Open-Air-Kino fortgesetzt werden: „Eine Belebung hier finde ich sehr gut.“

Michael (l.) und Henrik Zühlke hatten sich für’s Open-Air-Kino
Michael (l.) und Henrik Zühlke hatten sich für’s Open-Air-Kino © Wolfgang Klietz | WKlietz@wmg.loc

Ähnlich empfindet Michael Zühlke die Situation in Norderstedt-Mitte. „Norderstedt fehlt der Stadtkern“, sagt er. Immer noch gehe man eher in die Stadtteile als ins Zentrum. „Wenn was los ist, kann das nur gut sein“, sagt Zühlke, der es sich mit seinem zwölf Jahre alten Sohn Henrik auf Gartenstühlen bequem gemacht hat und sich mit einem dicken Kapuzenpullover vor der Abendkühle schützt. Zühlke lebt seit 20 Jahren in der Stadt.

Sabine Linde ist mit ihrer Mutter Gerda Barge zum Open-Air-Gelände gekommen. Sie ist mit Norderstedt-Mitte zufrieden. „Es ist doch alles da“, sagt sie. „Cafés, Geschäfte, Kino, Fitnessstudio.“ Dennoch freue sie sich über die Aktion. „Wir kommen wegen des Films“, sagt sie.

„Das ist der Beginn eines fünfjährigen Engagements“, sagt Marco Cohrt, Chef des Edeka-Markts in der Moorbek-Passage. Er gehört zu den Geschäftsleuten, die das Quartiersmanagement unterstützen und sich mit der Stadt im PACT zusammengeschlossen haben. Das ungeliebte Kürzel steht für das Gesetz über die Einrichtung von Partnerschaften zur Attraktivierung von City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereichen. An die Belebung des Quartiers sollten sich die Beteiligten langsam heranarbeiten. Doch eines steht für Cohrt schon jetzt fest: „Ich finde Norderstedt-Mitte super.“

Sabine Linde (r.) findet: „Es ist alles da“
Sabine Linde (r.) findet: „Es ist alles da“ © Wolfgang Klietz | WKlietz@wmg.loc

„Wir müssen hier etwas Neues anbieten“, sagt Quartiersmanager Christian Behrendt über die Premiere des Open-Air-Kinos. Seit dem 1. April ist er im Amt und sieht sich dabei in erster Linie als Impulsgeber, um die Attraktivität von Norderstedt-Mitte zu steigern. Der PACT und damit auch seine 20-Stunden-Stelle war entstanden, nachdem Geschäftsleute und die Stadt sich zunehmend sorgen um das Viertel und seine Beliebtheit bei den Bürgern gemacht hatten. „Es ist der Wunsch der Geschäftsleute, dass sich etwas in der Stadt bewegt“, sagt Behrendt, der sich schon jetzt Gedanken über einen Platz für die nächste Veranstaltung macht. Die Wiese wird voraussichtlich demnächst bebaut. Dann wäre der Rathausplatz die erste Wahl, sagt der Quartiersmanager.

“Wir müssen uns langsam herantasten“, sagt Edeka-Chef Marco Cohrt
“Wir müssen uns langsam herantasten“, sagt Edeka-Chef Marco Cohrt © Wolfgang Klietz | WKlietz@wmg.loc

Für seine weitere Arbeit wünscht sich Behrendt mehr Unterstützung. Seiner Ansicht müsse sich das Stadtmarketing mehr für Norderstedt-Mitte engagieren. Auch von der Verwaltung erhofft er sich eine einfachere Zusammenarbeit. So fragt Behrendt sich beispielsweise, warum er wegen der Lärmschutzauflagen das vergleichsweise leise Kino Punkt 22 Uhr beenden musste und keine Ausnahmegenehmigung erhielt. Klären will er außerdem, ob Veranstaltungen aus dem Stadtpark in die Mitte verlegt werden können.

Zu den weiteren Projekten des Quartiersmanagers gehört die Freischaltung der neuen Website mit Informationen für Kunden und Besucher über Geschäfte, Aktionen, Parkmöglichkeiten und mehr. Auch mit leerstehenden Geschäften will er sich beschäftigen, in die beispielsweise vorübergehend Künstler einziehen könnten. Für nächstes Jahr plant Behrendt ein Nachbarschaftsfest.