Norderstedt. Nach dem Sturz einer Fahrradfahrerin hat Hamburg ein Teilstück des beliebten Weges gesperrt. Wie es weitergeht, ist bislang noch offen.

Manfred Kophal aus Norderstedt radelt auf diesem Weg entlang der Tarpenbek jetzt schon seit mehr als drei Jahrzehnten. „Seit gefühlten 100 Jahren führt der Weg entlang der Tarpenbek von Norderstedt in Richtung Flughafen und dann weiter zur Hamburger City“, sagt Kophal. „Er wird von Radfahrern, Fußgängern, Pendlern und Joggern sowohl in der Freizeit als auch als Arbeitsweg genutzt.“

Umso erstaunter war Kophal, als er kürzlich an der Stelle, wo der Weg hinter dem Kreisel am Rugenbarg von der Straße Tarpen unterbrochen wird, vor einer weiß-roten Absperrung absteigen musste. Verbotsschilder für Radfahrer und sogar für Fußgänger. Umleitung? Fehlanzeige. Kophal, der aktiv beim Fahrradclub ADFC ist, klemmte sich hinter das Thema und brachte den Hintergrund für die Sperrung ans Licht. Und der ist irgendwie skurril.

Laut Kophal war eine Norderstedter Radlerin auf dem durch Wurzelwerk unebenen Weg vor Wochen übel gestürzt. Diese beschwerte sich daraufhin beim Bezirk Nord in Hamburg, denn der Radweg liegt auf Hamburger Grund und Boden. Die Behörde reagierte darauf mit der Sperrung eines etwa 400 Meter langen Stücks des Weges. Der ADFC hakte in Hamburg für einer Begründung nach. Ein Behördenmitarbeiter erklärte die Sachlage per
E-Mail. Für Hamburg handelt es sich bei dem idyllischen Weg entlang der Tarpenbek lediglich um einen „Arbeits- und Schauweg zur Gewässerbesichtigung“, heißt es in dem Schreiben. Die Nutzung durch Radler und Fußgänger wurde bislang lediglich geduldet. „Das halsbrecherische Tempo einiger Radfahrer sowie der gemeldete Missstand zwingt uns nun zum Umdenken“, so der Beamte. Das enge und von Wurzeln durchsetzte Teilstück wurde also gesperrt.

Hamburg will eigentlich keine Radler an der Tarpenbek

Dass Radler und Fahrradfahrer jedoch einen Umweg über den Tarpenring fahren und hinter der Sperrung wieder an die Tarpenbek gelangen können, ist möglich, aber in Hamburg eigentlich unerwünscht. Für die Hansestadt verläuft der offizielle Tarpenbek-Radwanderweg über den Tarpenring und den Heerbuckhoop viel weiter östlich. Direkt an der Tarpenbek wollen die Hamburger eigentlich überhaupt keine Radler. Dazu komme es nur, weil an der Straße Tarpen ein Radwegweiser direkt in den Schauweg zeigen würde. bemängelt der Hamburger Behördenvertreter. Und diesen Wegweiser hat die Stadt Norderstedt aufgestellt.

Die hat den Weg an der Tarpenbek in den vergangenen Jahren in weiten Teilen saniert und ausgebaut, sagt Manfred Kophal. „Bis auf das jetzt gesperrte Stück eben. Da in diesem Bereich aber eine stabile Brücke über einen Zulauf errichtet wurde, schien es für mich nur eine Frage der Zeit, wann auch das Stück saniert wird.“

Norderstedt führt den Radweg entlang der Tarpenbek ganz offiziell als Route in Richtung Niendorf und Poppenbüttel in seinem Radwegenetz. Detlev Grube, Fraktionschef der Grünen in der Stadtvertretung, machte die Sperrung des Weges im Verkehrsausschuss durch seine Anfrage publik. „Die Verwaltung wusste bislang gar nicht, dass die Hamburger den Weg dicht gemacht haben. Da war großes Erstaunen.“ Grube hat die Stadtverwaltung aufgefordert, sich mit den Hamburger Nachbarn kurzzuschließen, um zu klären, wie es auf dem gesperrten Teilstück weitergehen soll. „Unsere grünen Kollegen in der Bezirksversammlung Nord wollen, dass der Weg nur für Fußgänger freigegeben wird. Für die Radler haben sie andere Pläne“, sagt Grube.

Grube für eine Zusammenarbeit von Hamburg und Norderstedt

Für den Norderstedter Grünen ist die Radroute an der Tarpenbek aber unverzichtbar. „Das ist doch viel schöner als weiter östlich an den Straßen entlang zu fahren. Sein Vorschlag: Hamburg und Norderstedt sollten grenzüberschreitend beim Ausbau des Weges zusammenarbeiten. Norderstedt sollte dafür Geld aus dem 900.000 Euro umfassenden Budget für den Ausbau der Radwege nehmen.

Grube setzt sich auf Norderstedter Seite schon lange für einen Radschnellweg zwischen Norderstedt und Alsterdorf ein. Doch mittlerweile haben die Hamburger Behörden über eine Machbarkeitsstudie ermittelt, dass dieser kaum umsetzbar ist. Schon allein deshalb bekommt der mögliche Ausbau des Tarpenbekweges mehr Bedeutung. Grube: „Wir sollten alle gemeinsam anpacken, damit an der Tarpenbek bald wieder durchgängig die Fahrräder rollen können.“