Seevetal. In unserer Serie stellen wir Landgasthöfe vor, zu denen sich ein Ausflug lonht. Heute: Das Restaurant Lieblingsplatz in Helmstorf.

Jeden Morgen wirft Christina Behrens einen Blick aus dem Schlafzimmerfenster. Das Panorama macht sie immer aufs Neue glücklich. Sie schaut über Teiche, in denen sich Regenbogen- und Lachsforellen tummeln. Wenn die Fische nach Insekten schnappen, breiten sich feine Ringe auf spiegelglatter Wasserfläche aus. Die Ufer säumen Grünflächen, auf denen Gänse und Schwäne grasen. Es gibt von Gebüsch geschützte lauschige Winkel, und unter hohen Bäumen laden schattige Sitzecken zum Ausruhen ein. Nirgendwo ist Seevetal so schön wie hier.

Binnen fünf Jahren haben die Marketing-Kommunikationswirtin und ihr Mann Adolf, ein Architekt, den zuvor eher zweckmäßig-nüchternen Helmstorfer Forellenhof zum romantischen Landschaftspark gewandelt. Das zugehörige Restaurant hat Christina Behrens zum Feinschmeckerlokal gemacht. Ihr „Lieblingsplatz“ wird inzwischen sogar vom „Guide Michelin“ empfohlen.

Eigentümerin Christina Behrens mit ihrem Mann
Eigentümerin Christina Behrens mit ihrem Mann © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

Als sie das 29.000-Quadratmeter-Grundstück 2009 erwarb, verstand sie wenig von Gastronomie. „Ich wollte eigentlich nur ein schönes Zuhause. Ich wünschte mir einen Platz, an dem unser Sohn in natürlicher Umgebung aufwachsen kann. Und mir war wichtig, mein Pferd ganz in meiner Nähe zu haben“, sagt Christina Behrens. „Gastwirtschaft und Räucherei wollten wir ursprünglich verpachten.“

Sie lächelt, als sie vom Traum des geruhsamen Landlebens erzählt. Er platzte schon bei den ersten Gesprächen mit Bewerbern um den Räuchereibetrieb. Schnell wurde der kreativen Unternehmerin klar: Kein Pächter würde ihre sehr konkreten Wünsche realisieren wollen und können. Ihr persönliches Paradies musste sie selbst gestalten.

Christina Behrens verkaufte sogar ihr Pferd

Der Speiseraum des Restaurants Lieblngsplatz
Der Speiseraum des Restaurants Lieblngsplatz © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

So blieb der Werbefachfrau nichts übrig, als Gastronomin zu werden. Zuerst kämpfte sie beruflich an zwei Fronten gleichzeitig. Dann verkaufte sie ihre Agentur und schließlich – das fiel ihr besonders schwer – wegen Zeitmangels auch ihr geliebtes Pferd. Das große Holzgebäude, das ursprünglich Stall hatte werden sollen, ist nun ein frisch renoviertes Cottage. Modern und doch rustikal. Mit kleiner Bar, gemütlichem Kaminofen und großen Glastüren zu den Teichen hin. Ideal für Gesellschaften.

Das Restaurant direkt am Wohnhaus besticht durch die geschmackvolle Einrichtung und den Wintergarten, von dem man über die hölzerne Seeterrasse und das Wasser schaut. Draußen spenden grazile Büsche und weiße Schirme Schatten. Bei gutem Wetter laden mit flauschigen Schaffellen belegte Gartenstühle und Tische zum Schmausen und Träumen unter freiem Himmel ein.

Beliebt ist der „Lieblingsplatz“ nicht nur wegen der landschaftlich reizvollen Lage. Er vereint das Beste von Landgasthof und Gourmettempel. Anheimelnd, aber nicht bieder. Modern und fein, aber keinesfalls steril und abgehoben. Hier fühlt sich der Krawattenträger ebenso wohl wie der Freizeitsportler im Radler-Leibchen. Es kommen Dörfler und Städter, Rentner und junge Familien. Die Landfrauen von nebenan und die hanseatischen Geschäftsleute von nördlich der Elbe.

Wer einmal von den leckeren Speisen gekostet hat, möchte nicht mehr auf den Genuss verzichten. Schon beim Einkauf der Lebensmittel achtet Christina Behrens auf Klasse. Auf den Tisch kommen bevorzugt Produkte aus biologischem Anbau, am liebsten von den Bauernhöfen der Umgebung. Die Kartoffeln beispielsweise stammen aus dem benachbarten Lindhorst. Und selbstverständlich gibt es fangfrischen Fisch aus den eigenen Teichen. Auch Fleisch und vegetarische Gerichte stehen bei den Gästen hoch im Kurs.

Der Garten des Restaurants Lieblingsplatz lädt zum Verweilen ein
Der Garten des Restaurants Lieblingsplatz lädt zum Verweilen ein © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

Die Speisekarte und die aktuellen Wochenempfehlungen sind saisonal angepasst und bieten sowohl bekannte Klassiker als auch ausgefallene Gaumenkitzler. Es gibt Forelle Blau und Müllerin Art, aber eben auch Lachsforellentartar auf schwarzen Linsen. Oder Filetstücke von Lachsforelle und Saibling gebraten mit Flusskrebsen. Die Krebse sollen nach Christina Behrens‘ Vorstellung bald in eigenen Teichen wachsen.

Zurzeit wird die Zander-Haltung erprobt. In einigen der Gewässer schwimmen auch Störe und goldene Forellen. Die imposanten Urfische und die auffällig kupferrot gefärbten Salmoniden sind aber nicht zum Essen da, nur zum Angucken. Sohn Tom Lowis und die Kinder der Gäste interessieren sich besonders für die beiden Ponys zum Streicheln, Reiten und Fahren.

Viel Sympathie weckt auch die sichtliche Begeisterung, mit der Christina Behrens und ihr Team zu Werke gehen. Sie teilt ihren persönlichen Lieblingsplatz gern. „Wenn die Gäste auf der Seeterrasse oder im Wintergarten am Kamin sitzen und sich wie wir selbst für die Natur begeistern, dann freut uns das.“ Ihr Mann fühlt sich ebenfalls durch den Erfolg angespornt. Im Anschluss an seinen Vollzeit-Job im Architekturbüro mäht Adolf Behrens Rasen, glättet Wege, repariert Maschinen und springt zuweilen als Barmann ein.

Der Fischbrunnen am Eingang zum Restaurant Lieblingsplatz
Der Fischbrunnen am Eingang zum Restaurant Lieblingsplatz © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

Es habe etwas gedauert, bis sie sich mit ihrem Leben als Gastronomin arrangiert hatte, gesteht sie. „Aber jetzt habe ich mich an Arbeitspensum und -hythmus gewöhnt und kann meine Zeit mittlerweile so einteilen, dass ich mich in der Fülle der Aufgaben nicht verliere.“ Außer montags ist der „Lieblingsplatz“ täglich geöffnet. Die Küche ibietet alltags ab 12 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr durchgehend warme Speisen. Man tut gut daran, rechtzeitig zu reservieren. Am besten geht das per Internet. Die Telefonleitung glühe zuweilen vom frühen Morgen bis zum späten Abend, sagt Christina Behrens.

Jeder neue Tag ist eine Herausforderung. Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster spürt Christina Behrens deshalb auch prickelnde Erwartung. Welche der zahlreichen Stammgäste, die ihr ans Herz gewachsen sind, werden wohl heute erscheinen? „Wenn das Restaurant dann seine Türen öffnet“, sagt die 43-Jährige, „habe ich tatsächlich Lampenfieber wie eine Schauspielerin vorm Heben des Vorhangs.“

Kontakt: Lieblingsplatz – Gastronomie, Event und Merchandising GmbH, Moorstraße 41 in Seevetal-Helmstorf, Telefon: 04105/676 69 66. www.restaurant-lieblingsplatz.de

Alle Folgen unserer Serie finden Sie auch im Internet unter www.abendblatt.de/landgasthoefe

Lieblingsrezept: Tartar von der Lachsforelle

Das Gericht : Lachsforellentatar auf schwarze Linsen mit Brotchip
Das Gericht : Lachsforellentatar auf schwarze Linsen mit Brotchip © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

Zutaten für vier Personen: 200 Gramm schwarze Linsen, drei Schalotten, zwei Esslöffel Olivenöl, Gemüsebrühe, Salz, Weißer Pfeffer, 400 Gramm Lachsforelle, Saft von einer Zitrone, 200 Gramm Schmand, eine Knoblauchzehe, einige Kapern aus dem Glas.

Zubereitung der Linsen: eine Schalotte fein schneiden, anschwitzen, die Linsen hinzugeben und mit Gemüsebrühe bedecken und bei kleiner Hitze langsam etwa 25 bis 30 Minuten köcheln lassen. Dabei ein- bis zweimal mit Gemüsebrühe aufgießen.

Zubereitung des Tatars: die Lachsforelle fein würfeln, mit Salz, Pfeffer, Olivenöl und Zitronensaft abschmecken und ziehen lassen; wer mag, gibt als Ergänzung frische Kräuter (zum Beispiel Koriander) dazu.

Zubereitung Sauerrahm: die Knoblauchzehe fein schneiden und mit dem Schmand vermischen. Den Sauerrahm anschließend mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.

Zubereitung Kapern: Kapern mit der Hand vorsichtig ausdrücken und in Raps- oder Sonnenblumenöl bei 160 Grad Celsius frittieren.

Abschließend die Linsen in einen Ring auf dem Teller geben, dann das Tatar vorsichtig daraufsetzen. Die Schmand-Creme als Akzente auf dem Teller drum herumgeben; mit den Kapern das Tatar bestreuen.

Das sollten sich Besucher nicht entgehen lassen

Das Seevetal: Das Seevetal: Der „Lieblingsplatz“ liegt am Rande des Dorfes Helmstorf in einer weiten Wiesenlandschaft. Direkt vom Restaurant aus kann man zu kurzen und auch ausgedehnten Spaziergängen oder Radtouren auf wenig befahrenen Straßen und Feldwegen starten. Geprägt wird die Landschaft von der Seeve, die auch mit dem Kanu befahren werden kann. Ein beliebtes Ziel ist das am Ufer gelegene Pfadfinderlager. Dort wird an heißen Tagen im stets kühlen Heideflüsschen gebadet.

Die St. Mauritius-Kirche Die St. Mauritius-Kirche aus dem 13. Jahrhundert thront vier Kilometer nördlich im Ortskern von Hittfeld auf einem Hügel. Das Kirchengebäude ist seinerzeit aus Feldsteinen errichtet worden. Weil die aber zum Bau eines Glockenturms nicht geeignet waren, steht der als Holzkonstruktion daneben, eine durchaus typische Bauweise für die Region. Besonders sehenswert ist das bronzene Taufbecken.

Das Hünengrab Das Hünengrab im Kleckerwald liegt sechs Kilometer südwestlich am Rande der Landstraße zwischen Klecken und Buchholz. Das Grab stammt aus der Jungsteinzeit (zirka 2500 vor Christus). Vom 48 Meter langen und sechs Meter breiten Bestattungshügel zeugen heute noch insgesamt 76 aufrecht stehende Umfassungssteine.

Der Märchenwanderweg Der Märchenwanderweg „Trickser“ ist 3,2 Kilometer lang und führt bergauf und bergab durch den idyllischen Mischwald des Klecker Walds vorbei an uralten, verwunschenen Fischteichen. 15 interaktive Stationen erzählen das Märchen um den bösen Trickser und laden Kinder dazu ein, die Elfe Pinki, den Zwerg Zipfel und den schlauen Kobold Keril bei der Jagd auf den Tunichtgut tatkräftig zu unterstützen. Start- und Endpunkt ist der Parkplatz am Lohof an der L 213 zwischen Bendestorf und Jesteburg.

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