Haseldorf . Welche Gaumenfreuden auf dem Land eine Reise wert sind, stellen wir in unserer neuen Serie „So schmeckt der Norden“ vor.

Manche suchen ihn ihr Leben lang. Andere denken, es gibt ihn nur im Märchen. Dabei ist der Weg zu einem Prinzen gar nicht weit. Im Haseldorfer Hof zum Beispiel kann er direkt am Nebentisch sitzen. Immerhin wohnt Udo Prinz von Schoenaich-
Carolath-Schilden direkt auf der anderen Straßenseite. Dort liegt das 1804 im Stil des dänischen Klassizismus errichtete Herrenhaus seiner Vorfahren inmitten eines herrlichen Parks. Es gibt noch einen weiteren Grund, warum man den Prinzen häufiger im Haseldorfer Hof antrifft: Er gehört ihm.

© Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

2001 erwarb er den Landgasthof von der Familie Schlakat, die das Ausflugslokal jahrzehntelang in zweiter Generation geleitet hatte. Doch dann stand kein Nachfolger bereit. Die Kinder wollten nicht in die Gastronomie einsteigen, der Haseldorfer Hof stand vor dem Aus. Für den im Ort verwurzelten Prinzen und seine Frau war klar, dass sie etwas machen müssen. „Ich war schon als Kind hier zum Kuchenessen“, erinnert sich der Gutsherr. In der Region seien einige Betriebe geschlossen worden. „Früher gab es an jeder Ecke einen Gasthof.“ Es wäre schade gewesen, wenn auch der Haseldorfer Hof zugemacht hätte. Und so kaufte der Prinz von nebenan die Gaststätte und investierte in die Sanierung. Zwei Jahre lang wurde der Landgasthof von 1771 entkernt und modernisiert. Der 200 Quadratmeter große Tanzsaal erhielt eine neue technische Ausstattung. Der Tresen wurde verlegt, der Eingang und die sanitären Anlagen behindertengerecht umgestaltet. Zudem wurde ein Wintergarten gebaut, von dem aus die Gäste auf den Schlosspark blicken.

2010 übernahm der Prinz selbst die Herrschaft über den Hof

2003 war die Sanierung abgeschlossen. Ein Pächter übernahm den Gasthof. Ein Intermezzo, an das sich Prinz von Schoenaich nicht gern erinnert. 2010 trennte man sich, der Gutsherr übernahm selbst die Herrschaft über den Haseldorfer Hof. An seiner Seite hat er das Ehepaar Ehlers, das vom Fach ist. 15 Jahre lang arbeiteten sie zuvor im Rellinger Hof. Vivi Ehlers kümmert sich um das Organisatorische, ihr Mann Florian steht in der Küche. Der 42 Jahre alte Koch lernte sein Handwerk im Hamburger Ratskeller. jetzt sorgt er dafür, dass im Haseldorfer Hof das Essen auf den Tisch kommt.

25 Personen bietet das Restaurant an der Hauptstraße 32 Platz. Hinzu kommen das Schlossgartenzimmer für bis zu 40 Personen und der Wintergarten für 20 Gäste. Außerdem verfügt der Gasthof über eine Terrasse samt Biergarten. Die Speisekarte ist übersichtlich, es wird auf frische Ware aus der Region wert gelegt. Die Gerichte sind bürgerlich wie der Haseldorfer Hofteller oder Lammfilet mit Butterbohnen.

„Wir müssen hier auf dem Lande sehen, dass wir andere Dinge machen als in der Stadt“, erklärt Prinz von Schoenaich, dem die Qualität besonders wichtig ist. Er weiß um die Bedeutung des Rufs in ländlichen Regionen. Umso zufriedener ist er, dass viele Ortsansässige den Weg in den Haseldorfer Hof finden. Das sei nicht immer so gewesen. Auch der Gutsherr selbst nimmt häufiger Platz in seinem Haseldorfer Hof. Er schwärmt von den Bratkartoffeln, am besten mit Roastbeef oder dem selbstgeräucherten Fisch.

Koch Florian Ehlers lernt mit Sohn Gil, 7, schon mal den Nachwuchs an
Koch Florian Ehlers lernt mit Sohn Gil, 7, schon mal den Nachwuchs an © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Gut, dass Frank Ehlers bereits den Nachwuchs einbezieht – die Nachfolge scheint gesichert. Sohn Gil weiß genau, was er beruflich machen will: „Koch wie Papa“. Der Siebenjährige hat seine eigene Mütze und eine eigene Kochjacke. Er wächst im Landgasthof auf, wo seine Eltern fast täglich sind. Morgens muss vorbereitet werden. Mittags wird von 11.30 Uhr an geöffnet außer am Montag, da ist Ruhetag. Werktags beginnt von 17.30 Uhr an das Abendgeschäft. Am Wochenende ist der 20-Mann-Betrieb durchgehend geöffnet.

Hochzeitsfotos im traumhaft schönen Schlosspark

Dann steigen auch die Großveranstaltungen wie runde Geburtstage oder Hochzeiten. Denn bei Bedarf können sich Paare im Haseldorfer Hof auch das Jawort geben. Das war 2015 bereits 15-mal der Fall. Neunmal wurde nach der standesamtlichen Trauung kräftig im Landgasthof gefeiert. Für die Fotos zieht es die Paare dann automatisch in den traumhaft schönen Schlosspark des gegenüberliegenden Gutshofes.

Der beherbergt ungewöhnliche Baumarten. Seit dem 18. Jahrhundert pflegen die Gutsbesitzer die Tradition, hier Exoten wie Tulpenbäume, Lachshimbeeren und Gurkenmagnolien anzusiedeln. Der verwunschene Park inspirierte einst Dichter wie Rainer Maria Rilke und Detlev von Liliencron.

Wer Glück hat, dem erzählt der Haseldorfer Prinz bei einem Plausch in seinem Landgasthof vielleicht eine Geschichte von denen, die schon durch den Schlosspark wandelten. Vielleicht erzählt er ihnen aber auch vom Elefanten, der in der Speisekammer des Haseldorfer Hofes wohnte...

Alle Serienfolgen finden Sie auch im Internet unter www.abendblatt.de/landgasthoefe

Dieses Rehrücken-Rezept entzückt den Haseldorfer Küchenchef

Zutaten für den Rehrücken: 1,5 Kilogramm ganzer Rehrücken (mit Knochen), Öl, Zweig Thymian, Lorbeerblatt, Gewürznelke, Salz und Pfeffer. Den Rehrücken auslösen und von den Häuten befreien (das Filet an der Unterseite nicht vergessen). Den Rehrücken in einer heißen Pfanne kurz und scharf braten, unter Zugabe der Kräuter anbraten, von beiden Seiten salzen und pfeffern, im vorgeheizten Ofen circa 20 Minuten bei 100 Grad garen. Anschließend das Fleisch drei Minuten ruhen lassen.

So kommt der Rehrücken im Haseldorfer Hof auf den Tisch
So kommt der Rehrücken im Haseldorfer Hof auf den Tisch © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Für die Pfifferlinge braucht es 500 Gramm Pfifferlinge, 50 Gramm Zwiebelwürfel, 50 Gramm durchwachsenen Speck, gewürfelt, einen Esslöffel Öl, Salz, Schnittlauch und Butter. Die Pfifferlinge mit einem Küchenpinsel putzen, möglichst kein Wasser verwenden In einer sehr heißen Bratpfanne die Pfifferlinge in Öl anbraten, den Speck und die Zwiebeln hinzugeben und schwenken. Mit Salz, Butter und Schnittlauch abschmecken.Für die Sauce werden benötigt 250 Gramm Zwiebeln, 100 Gramm Möhren, 50 Gramm Knollensellerie, ein Kilogramm Rehknochen mit Fleisch, zerkleinert, Öl, Tomatenmark, 0.6 Liter eines kräftigen Rotweins, ein Zweig Thymian, Lorbeerblatt, zwei Pimentkörner, fünf Pfefferkörner, Gewürznelke, vier Wacholderbeeren, Salz, jeweils 50 Gramm Butter und Mehl.Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Das Gemüse schälen und würfeln. Öl und Knochen in einen Bräter geben und im vorgeheizten Ofen etwa 15 Minuten rösten. Das Gemüse hinzufügen und weitere zehn Minuten mitrösten. Den Bräter herausnehmen, das Tomatenmark hinzugeben und kurz mitrösten. Alles mit 0,2 Liter Rotwein ablöschen und fast vollständig reduzieren lassen. Diesen Vorgang zweimal wiederholen. Dann die Knochen mit einem Liter kaltem Wasser bedecken und den Röstansatz lösen. In einen Topf umfüllen, die Kräuter hinzugeben und eine weitere Stunde schwach köcheln lassen. Den Fond salzen und durch ein Passiertuch geben, mit einer Mehlschwitze binden. Dieses Rezept von Koch Florian Ehlers gibt’s auf Vorbestellung auch im Haseldorfer Hof. Kontakt unter der Nummer 04129/95 52 99.

Das sollten sich Besucher nicht entgehen lassen

Die St.Gabriel-Kirche liegt nur eine Gehminute vom Haseldorfer Hof entfernt, direkt am Eingang zum Gutspark. Die Anfang des 13. Jahrhunderts erbaute Kirche gilt als bedeutendster spätromanischer Backsteinbau der Region. Besonderheit: die Patronatsloge für den Gutsherrn. Die Kirche ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Das Elbmarschenhaus bietet eine kleine Ausstellung zum Natur- und Kulturraum der Elbmarschen sowie viel Informationsmaterial und Tipps für Touristen. Geöffnet ist es von Mittwoch bis Sonntag 10 bis 16 Uhr. Hier können sich Besucher auch Fahrräder ausleihen. Die „wedelecs“ haben elektrischen Antrieb und sind für 2,50 Euro pro Stunde oder acht Euro für vier Stunden zu haben. Weitere Informationen gibt’s auf www.stadtwerke-wedel.de.

Mit dem Fahrrad sind es nur sieben Minuten bis zum Haseldorfer Hafen, den man aber auch mit dem Auto erreicht. Mitten im Naturschutzgebiet liegt der Sportboothafen, der über etwa 100 Liegeplätze verfügt. Von dort aus starten auch die Törns mit dem Tidenkieker vom Elbmarschenhaus. Den Blick auf den Hafen können Besucher von der „Röökerkist“ aus genießen. Die Fischbude ist am Wochenende geöffnet.

Vom Hafen ist es nicht weit bis zum Haseldorfer Obstgarten. Er bietet auf zwei Hektar eine der größten öffentlich zugänglichen Obstsortensammlungen in Deutschland. Er ist vom Hafen nur zu Fuß zu erreichen. Es geht über den Elbdeich, den Hinweisschildern nach, etwa 800 Meter weit. Besucher sollten sich nicht vom Zauntritt abschrecken lassen; er ist für die Schafe als Hindernis gedacht.

Der Obstgarten, der von einer Stiftung finanziert wurde, verfügt über 180 verschiedene, alte, lokale Obstsorten von Äpfeln, Pflaumen und Birnen, die heute nicht mehr im Handel sind. Der Eintritt ist frei.

Bis zur Bandreißerkate sind es mit dem Rad vom Haseldorfer Hof aus nur sechs Minuten. Das alte reetgedeckte Gebäude am Deich gehört der Gemeinde. Es ist Sitz des eigens gegründeten Kulturvereins Haseldorfer Marsch, der den Betrieb aufrechterhält. So werden die Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Ausstellungen vergeben. Zudem sind dort Trauungen möglich.

Jeden ersten Sonntag im Monat ist die Kate nachmittags für Interessierte geöffnet. Besucher können sich aber auch außerhalb der Öffnungszeiten anmelden. Der gelernte Bandreißer Ernst-Otto Gehn führt Interessierten gern sein Handwerk vor. Auch wenn das Haus nicht geöffnet ist, lohnt ein Stopp und ein Blick in den gepflegten Bauerngarten. Weitere Infos auf www.kulturverein-haseldorf.homepage.t-online.de krk

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