Norderstedt . Die Radfahrer unter den 24.000 Pendlern am Bahnhof Norderstedt-Mitte bekommen sichere Stellplätze gegen Gebühr.

Das erste Fahrradparkhaus der Stadt hat am Dienstag Richtfest gefeiert. Die etwa 50 Meter lange, sechs Meter hohe und etwa sieben Meter breite Stahlkonstruktion mit zwei Stockwerken am Bahnhof Norderstedt-Mitte wird bis zu 440 Fahrrädern Platz bieten. Im Oktober soll die Anlage eröffnet werden.

Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote sprach beim Richtfest über den langen kommunalpolitischen Weg, den die Anlage gegangen sei. Geplant und diskutiert wird sie immerhin schon seit 2009. Von der Notwendigkeit des Parkhauses ist der Verwaltungschef nach wie vor überzeugt. „Durch das Parkhaus wird das Bike&Ride-Angebot in Norderstedt-Mitte erheblich verbessert“, sagt Grote. Man müsse sich in der Umgebung am Rathaus nur mal umschauen, wo überall Räder mehr oder weniger wild angeschlossen stünden. „Der Bedarf für die Anlage ist riesengroß“, so Grote. „Das Angebot, sein Rad überdacht und bewacht abzustellen, wird viele Leute motivieren, innerhalb der Stadt das Rad zu nutzen und hier auf Busse und Bahnen umzusteigen.“

Das Radparkhaus bietet auf zwei Ebenen Abstellplätze, überwiegend mit Bügeln zum Anschließen. Es soll aber auch in sich geschlossene Boxen geben. Das Gebäude hängt zum großen Teil frei in der Luft über den Gleisanlagen der benachbarten AKN. Es wird mit einer Kunststoffverkleidung ummantelt und von innen beleuchtet. Auf dem Dach wird eine Solaranlage für die Stromversorgung montiert. Etwa 1,8 Millionen Euro wird der Bau kosten, 365.000 Euro davon sind Fördermittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz und aus dem Förderfonds Nord.

Das Angebot ist nicht kostenlos

24 Stunden wird das Parkhaus ab Oktober geöffnet haben. Betreiber ist eine Service-Tochter der Arbeiterwohlfahrt, die auch schon für die Radstation am Bahnhof in Bergedorf verantwortlich ist. Die Besonderheit des Parkhauses ist seine Werkstatt. Mitarbeiter des Betreibers bieten kleinere Reparaturen an den eingestellten Rädern an. Pannen werden während der Einstellzeit behoben. Geplant sind auch ein Fahrrad-Shop und ein Verleih, ebenfalls in kleinem Maßstab.

Das alles waren auch die Voraussetzungen, um vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) das Zertifikat Radstation zu bekommen. Dieses Gütesiegel vergibt der ADFC nur, wenn auch weitere Bedingungen erfüllt werden: Das Fahrrad-Parkhaus muss rund um die Uhr zugänglich sein – und es muss überwacht werden. Das soll durch Kameras geschehen. Kostenlos ist dieser Service allerdings nicht zu haben: 70 Cent pro Tag und Rad werden von der Betreibergesellschaft verlangt. Pro Monat werden sieben Euro und im Jahr 70 Euro fällig. In der Politik hatte das für Kritik gesorgt: Autofahrer zahlen in Norderstedt-Mitte keine Parkgebühren, Radfahrer aber müssen zahlen. Nicht wenige Kritiker befürchten, dass deswegen die Fahrradfahrer die Anlage meiden werden.

Für den Architekten Jan Hage ist das Parkhaus ein innovatives Bauwerk. „Viele Vorbilder gibt es in Deutschland nicht. Norderstedt macht so etwas, bevor alle anderen es machen.“