Norderstedt. Für 25.000 Euro stellt die Stadt „Mobilsterne“ in der Stadt auf. Ihr Zweck erschließt sich kaum. Ihre Meinung ist gefragt.

Die ersten Norderstedter Bürger, denen der Mobilstern vielleicht aufgefallen sein könnte, sind mutmaßlich die Fahrradfahrer, die regelmäßig die Radständer am Ausgang der U-Bahn an der Rathausallee neben dem Moorbek-Rondeel benutzen. Bisher galt hier freie Fahrt zum Ständer, jetzt steht die etwa 2,50 Meter große Metallkonstruktion prominent im Weg. Ganz plötzlich ist die Stele vor etwa einer Woche aus dem Boden gewachsen. Und nun fragen sich nicht nur jene, die radelnd um das blaue Ding manövrieren: Was ist das eigentlich?

So ganz ohne Bedienungsanleitung erschließt sich der „Mobilstern“ nicht auf den ersten Blick. Die lieferte am Dienstag Christine Werner vom Amt Nachhaltiges Norderstedt. „Die Mobilsterne sind wichtige Bausteine zur Förderung der umweltfreundlichen Fortbewegung. Sie schaffen ideale Voraussetzungen für die kombinierte Nutzung verschiedener Verkehrsmittel, die die umweltfreundliche Mobilität ermöglichen.“

Der Mobilstern ist leicht zu erkennen
Der Mobilstern ist leicht zu erkennen © Andreas Burgmayer

Mobilsterne würden jetzt überall da aufgestellt, wo es viele Mobilitäts-Angebote gibt, also zum Auftakt in Norderstedt-Mitte, später dann noch am Glashütter und am Harksheider Markt, an der Quickborner Straße und am Herold-Center. Von einem Oldesloer Planer und einer Berliner Designerin ersonnen, wurden die Mobilsterne von dem Norderstedter Schlosser und gelernten Maschinenbauer Thorsten Geerz handwerklich hochwertig gebaut. Stückpreis: 5000 Euro.

„Wichtiger Baustein zur Förderung der umweltfreundlichen Fortbewegung“

Stehen also alle Mobilsterne, werden 25.000 Euro aus dem Budget für den Lärmaktionsplan der Stadt Norderstedt ausgegeben sein. Zwar gebe es jetzt eine vierwöchige Testphase mit dem ersten Mobilstern in Mitte, um zu schauen, ob Vandalen das Ding kaputt kriegen. „Aber dass auch die anderen vier Mobilsterne aufgebaut werden, steht schon fest“, sagt Werner.

Machen wir uns also vertraut mit dem „wichtigen Baustein zur Förderung der umweltfreundlichen Fortbewegung“. Ein blau-lackiertes Edelstahlschild, das sich mit etwas Schmackes 360 Grad um eine Edelstahlsäule drehen lässt, an der außerdem fünf Piktogramme hängen: Je eines für Bus, Bahn, Leihrad, Leihauto und Taxi. Eine kreisrunde Anzeigetafel am drehbaren Schild sagt dem Betrachter: „Mobilstern – flexibel ans Ziel.“ Und eine Sprechblase obendrüber verspricht: „Hin und Her ist nicht schwer.“

Eine Karte zeigt Norderstedt-Mitte rund um den Bus- und U-Bahnhof. Sogar mit „Fußgängerabkürzungen“. Und dort finden sich auch die Piktogramme wieder, der Bus, die Bahn, das Taxi, die Mieträder und -autos. Die Karte will mir also zeigen, was ich mit bloßem Auge um mich herum gut erkennen kann. Zu den Piktogrammen gibt es Erklärtexte: „Sie möchten gerne spontan ein Fahrrad ausleihen? Die nächste Station befindet sich hier am Mobilstern!“ Stimmt nicht ganz. Sie ist gegenüber des Mobilsterns auf der anderen Straßenseite – aber das kann ja jeder sehen. Im Übrigen erklärt der Mobilstern eigentlich nur das, was drüben auf den Anzeigetafeln von Nextbike auch noch mal beschrieben wird.

Und so geht das weiter: Der Mobilstern verrät, dass gegenüber Taxis stehen, was nur unentdeckt bleiben könnte, wenn man ganz fest die Augen zu drückt. Er sagt dem Betrachter, dass gegenüber Busse des HVV abfahren (siehe Taxis) und dass man Tickets am Fahrkartenautomat mit der HVV-App oder direkt beim Fahrer lösen kann. All das wird drüben am HVV-Automat auch noch mal erklärt.

Der Mobilstern überrascht mich mit der geografischen Verortung, dass man an der Stele direkt über den Gleisen der U-Bahn und der AKN stehe, was die riesengroß über dem Mobilstern hängenden „U“ und „A“-Leuchtschilder plausibel machen. Fahrkarten könne ich per App oder am Automaten ziehen (siehe Busse).

Auch auf das Car-Sharing-Angebot vor der Post weist der Mobilstern hin. Der spontane Autofahrer wird allerdings durch die Auskunft entmutigt, dass zunächst die Anmeldung im Internet bei „greenwheels“ nötig sei und dass er dann schon nach nur etwa fünf Werktagen nach Lust und Laune losfahren kann. Dafür kann jetzt der Mobilstern nichts.

Man bleibt nach dem Praxistest mit der Frage zurück, warum das Amt Nachhaltiges Norderstedt 25.000 Euro dafür ausgeben möchte, nicht vorhandene Informationslücken im öffentlichen Nahverkehr zu schließen. „Man dürfe das nicht aus der Sicht eines gut informierten Norderstedters sehen“, sagt Stadtsprecher Bernd-Olaf Struppek. „Sondern aus der eines ausländischen Gastes oder der eines auswärtigen Besuchers.“

Christine Werner sagt, dass sie immer noch sehr viele Anrufe bekomme von Bürgern, die nicht wissen, wo die Leihautos stehen oder wie die Ausleihe bei den Nextbikes funktioniere. Deswegen der Mobilstern, in den das Amt Nachhaltiges Norderstedt viel Herzblut gesteckt habe.

Rausgeworfenes Geld oder nachhaltige Mobilitätsförderung? Wie stehen Sie zum Mobilstern? Sagen Sie uns Ihre Meinung! Schreiben Sie eine E-Mail an norderstedt@abendblatt.de