Norderstedt. Stresstest bestanden: Die Kinderbetreuung im Notfall der Stiftung Beruf und Familie findet immer mehr Vertragspartner.
Der Stresstest ist gar nicht lange her. Während des Kita-Streiks musste die Notfallbetreuung der Diakonie Altholstein zeigen, was sie kann. Sie greift dann, wenn die Regelbetreuung der Kinder insbesondere in Krippe und Kindergarten kurzfristig ausfällt. Während des Streiks wurde das an einigen Orten zur Regel, die Notfallbetreuung kam vermehrt zum Einsatz, und ein Unternehmen hat sogar 14 Tage Betreuung im eigenen Haus organisiert. „Alles hat toll funktioniert“, sagt Bettina Niemax, die in der Diakonie für die Stiftung Beruf und Familie Neumünster-Segeberg zuständig ist. Diese wurde von Unternehmen aus der Region gemeinsam mit der Diakonie gegründet, um die Betreuung der Kinder ihrer Mitarbeiter im Notfall abzusichern.
Und so ein Notfall tritt schnell ein, weiß Fred Wendt. Der Ingenieur arbeitet für die Norderstedter Firma Emutec, die als Generalplaner für Haustechnik am Markt etabliert ist. Wendts Tochter ist knapp zwei Jahre alt und wird normalerweise von einer Tagesmutter betreut. Die aber fällt zuweilen aus. „Da ist das Notfallangebot sehr wichtig“, sagt Wendt. Nicht immer könnten Verwandte oder Bekannte aushelfen, und immer Urlaub zu nehmen sei auch keine Lösung. Als das Angebot der Diakonie im Unternehmen vorgestellt wurde, haben er und seine Frau sich dafür entschieden, einen Betreuungsvertrag zu unterzeichnen. Bereut haben sie es nicht.
„Wir haben die Notfallbetreuung in der kurzen Zeit seit Mai bereits dreimal genutzt“, sagt Fred Wendt. Wenn morgens die Nachricht von der Tagesmutter kam, sie falle heute aus, könne er sofort bei der Hotline der Diakonie anrufen – und die Betreuung wird schnell organisiert. Bisher kam die Betreuerin immer zu ihnen nach Hause, wenn seine Frau gegen 11 Uhr zur Arbeit musste. Er selbst habe dann versucht, möglichst früh von der Arbeit wieder heim zu kommen. „Das hat hervorragend geklappt, das Kind hat das auch gut mitgemacht“, berichtet er. Für seinen Chef Jörg Strömmer, einer der beiden Geschäftsführer von Emutec, ist das eine positive Nachricht: „Das ist ein tolles Angebot. Wir wollen damit junge Familien entlasten.“
Strömmers Unternehmen im Gewerbegebiet Oststraße ist seit Mai Vertragspartner der Diakonie und bezahlt die Leistung mit einem Jahresbetrag. Damit die Mitarbeiter es für ihre Kinder nutzen können, müssen sie dann jeweils einen Betreuungsvertrag mit der Diakonie abschließen, für sie ist die Betreuung aber kostenlos. „Es ist ein Anliegen der Diakonie, dass in den Firmen so wenig wie möglich Verwaltungsaufwand entsteht“, erklärt Bettina Niemax. Alles, was nach dem Vertragsabschluss mit der Firma anliegt, werde von ihrem Haus aus organisiert. Gegenüber dem Unternehmen würden keine Namen genannt, wer das Angebot nutzt. „Wir stellen uns das als dezente Unterstützung im Hintergrund vor“, sagt sie.
Auch Anja Lorenzens Kinder wurden bereits betreut. Als beim Sohn die Schule ausfiel, entschied sich die Mitarbeiterin von Emutec, auch die Tochter aus dem Kindergarten zu nehmen, sodass sie die Betreuung einmal kennenlernen konnten. Lorenzen brachte die Kinder zum Betreuungsstützpunkt der Diakonie, und die beiden waren begeistert. „Ich habe sie selten so entspannt, zufrieden und gelöst erlebt“, sagt die Mutter einer Vier- und eines Siebenjährigen. Für den Notfall fühlt sie sich nun gut gerüstet. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Wendt hat sie nach den ersten Erfahrungen eine begeisterte Mail an die Kollegen geschrieben und für die Notfallbetreuung geworben. Ganz zur Freude ihres Chefs, der sich noch mehr Nutzer im Unternehmen wünscht, denn, so Jörg Strömmer: „Der spontane Ausfall von Kolleginnen oder Kollegen ist ein Problem.“ Schließlich müssten sie oft beispielsweise zu Baubesprechungen.
Damit die Betreuung funktioniert, setzt die Diakonie auf derzeit 13 Mitarbeiterinnen, die mindestens die Ausbildung zur Tagesmutter absolviert haben. Andere sind ausgebildete Erzieher, sind in die Einrichtungen der Diakonie integriert oder stehen in Bereitschaft. Das Angebot, das derzeit auf Neumünster und den Kreis Segeberg beschränkt ist, soll nach Angaben von Bettina Niemax auch auf die Kreise Steinburg und Dithmarschen ausgeweitet werden. „Die Beschäftigten wohnen schließlich nicht immer dort, wo das Unternehmen ist“, sagt sie. Interessenten gebe es ebenso wie mögliche Partner vor Ort. Dazu biete die Diakonie eine Ferienbetreuung und plant, eine Notfallversorgung für die Pflege aufzubauen.