Nach dem Wochenende verabschiedet sich der Fußball in die Sommerpause. Die vorerst letzte Gelegenheit, den Sport zu thematisieren.

Nur noch das Endspiel der Champions League. Dann ist vorerst Schluss mit Fußball. Deshalb darf man heute ein letztes Mal darüber reden, obwohl sich nicht jeder für Fußball interessiert. Für andere Dinge interessiert sich aber auch nicht jeder. Den Relegationsthriller Teil 2 HSV gegen den KSC verfolgte ich vor dem TV, gemeinsam mit drei Jungmännern um die 20, allesamt mit Abitur. Lasogga haut fulminant über den gegnerischen Kasten, da fragt doch einer glatt: „Wo liegt überhaupt Karlsruhe?“ Und keiner der drei kannte die Antwort…

Wie das Spiel ausging, wissen wir dagegen alle. Und noch viel mehr. Denn, Twitter und Co. sei Dank, machen Gerüchte und Verschwörungstheorien über diese denkwürdige Partie schneller die Runde als die „la hola“-Stadionwelle. Es kursieren Netzfilmchen: Lasogga in der Pause zwischen regulärer Spielzeit und Verlängerung, Hose auf Halbmast, Backen blank, der Masseur knetet des Sturmtanks verspanntes Hinterteil. Wird da ein Zäpfchen eingeschoben? Hat der Schiri vor dem Ausgleichstor in letzter Minute sein Freistoßspray mit Sekundenkleber vertauscht? Konnten die Karlsruher Spieler in der Abwehrmauer deshalb nicht hochspringen? An irgendetwas muss es doch gelegen haben, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Einfach Fußball reicht nicht als Erklärung, wir wollen es ganz genau wissen.

Heute noch Barca gegen Juve, danach kein Fußball, nicht mal Olympiade mehr. Ob wir dann wieder merken, wo überall Krieg und Terror herrschen, Hungersnot und Flüchtlingschaos? Wollen wir das überhaupt ganz genau wissen? Ehrlich gestanden: Die Realität ist zu unübersichtlich. Da gibt es stets ein Nachspiel, ständig tragische Fehlentscheidungen und nie einen Schlusspfiff. Und schon gar keine Sommerpause, nach der alle hoffnungsvoll mit null Punkten neu beginnen dürfen. Schade, eigentlich.

Nach dem Abpfiff des Spiels, erfolgter Dino-Rettung und geschlucktem Siegerbier kam in mir übrigens mal wieder der Oberlehrer durch. Kleine Lernerfolgskontrolle, Sie wissen schon. Also hakte ich bei den Jungmännern nach: „Und? Wo liegt Karlsruhe?“ Die Antwort kam prompt: „Am Boden!“

So sieht’s aus.