Henstedt-Ulzburg. Netzbetreiber Tennet will in der Region eine große Konverterstation bauen. Die sogenannte Ostküstenleitung soll quer durch den Ort führen.

Der Protest gegen die geplante Starkstromleitung quer durch Henstedt-Ulzburg geht weiter. 900 Unterschriften gegen die Leitung hatte der Waldkindergarten bereits in der vergangenen Woche an Bürgermeister Stefan Bauer überreicht, der sie inzwischen an den Netzbetreiber Tennet weiterleitete. Eine Anhörung während der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses brachte weitere Erkenntnisse – aber die fallen nicht alle im Sinne der Hen­stedt-Ulzburger aus.

Die Ankündigung von Tennet, die 380-kv-Leitung (380.000 Volt) quer durch den Ort zu ziehen, sorgt für erhebliche Unruhe. Der niederländische Netzbetreiber will die zurzeit von Osten nach Westen führende 220-kV-Leitung über die Edisonstraße, Habichtstraße und den Wald in Ulzburg-Süd als Teil der Ostküstenleitung durch die stärkere Leitung ersetzen. Allerdings mit wesentlich höheren und breiteren Masten. Während der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses überraschte Tennet-Mitarbeiter Uwe Herrmann Politiker und Publikum mit einer weiteren Hiobsbotschaft: Geplant sei nicht nur ein etwa zehn Hektar umfassendes Umspannwerk im Raum Beckersberg, sondern auch eine etwa sieben Hektar große Konverterstation, möglicherweise in räumlicher Nähe. Sollte es so kommen, wären 17 Hektar Landverbrauch für die zwei Anlagen nötig. Noch allerdings sei nicht geklärt, wo eine solche zusätzliche Station eingerichtet werden solle.

Der Tennet-Mitarbeiter und ein von der Tennet beauftragter Umweltfachmann machten aber auch Hoffnungen auf eine Erdverkabelung, wenn der Bundestag Mitte Juni entscheidet, ob es weitere Teststrecken für Erdverkabelungen in Deutschland geben soll. Die Initiative dafür kommt von der Landesregierung. Genehmigt wurden im Ausbaugesetz bisher vier Teststrecken in Niedersachsen und Hessen, die aber noch nicht realisiert worden sind. Sollte die aus Richtung Lübeck kommende Ostküstenleitung zur Pilotstrecke erklärt werden, könnte der Rantzauer Forst unterbohrt werden. Das werde dann zumindest geprüft. Allerdings ist eine Erdverkabelung nicht völlig emissionsfrei: Elektrofelder, so Uwe Herrmann, ließen sich abschirmen, Magnetfelder jedoch nicht.

BfB-Politiker Jens Iversen fragte nach, warum die Freileitung nicht entlang der Autobahn verlegt werden. „Ich kann nicht verstehen, dass man auch nur ansatzweise auf eine andere Idee kommen kann.“ WHU-Vertreter Kurt Göttsch schloss sich an: „Wir können nicht verstehen, dass Menschen eine untergeordnete Rolle bei den Überlegungen spielen. “

Tennet-Mann Herrmann rechtfertigte die Entscheidung seines Unternehmens: „Die Bewohner an der Autobahn sind genau so empfindlich.“ Eine Überspannung des Waldkindergartengebäudes an der Straße Dreangel schloss er aus.