Henstedt-Ulzburg. Erheblicher Widerstand gegen eine Hochspannungsleitung, die nach Planung der Tennet quer über Henstedt-Ulzburg führen soll.

Einige haben es immer schon befürchtet, andere sind überrascht: Kein anderer Ort in Schleswig-Holstein ist von der Ostküstenleitung so stark betroffen wie Henstedt-Ulzburg. Eine Hochspannungsleitung mit 380.000 Volt (380 kV) soll nach den vorliegenden Plänen des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet durch die Gemeinde führen. Im Bereich Beckershof ist ein Umspannwerk in der Größe von zehn Fußballfeldern vorgesehen. Diese Mitteilung, von der Tennet vor wenigen Tagen herausgegeben und von Umweltminister Habeck verkündet, sorgt für erhebliches Unbehagen im Ort.

Nach der Ermittlung möglicher Trassenkorridore – zuletzt waren 15 von Lübeck ausgehend im Gespräch – ist ein Trassenverlauf über Dammstücken und das Gewerbegebiet Rhen hinweg, dann durch den Rantzauer Forst und weiter über Beckershof zur A 7 nach Darstellung der Tennet der konfliktärmste und offenbar auch der wirtschaftlichste. Die Henstedt-Ulzburger Politik und die Verwaltung hingegen hatte einen Trassenverlauf entlang der Autobahn gefordert.

Offenbar aber ist Henstedt-Ulzburg mit den eigenen Vorstellungen nicht massiv genug aufgetreten. Das empfinden zumindest Vertreter der Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg (WHU), die als einzige bei allen öffentlichen Veranstaltungen und Tennet-Vorstellungen anwesend waren. „Diese Trassenführung hätte verhindert werden können, wenn Henstedt-Ulzburg selbstbewusster aufgetreten wäre“, sagt Karin Honerlah, Fraktionsvorsitzende der WHU. Sie verweist auf zurückliegende Anträge ihrer Fraktion, mit denen die politischen Gremien aufgefordert wurden, entsprechende Stellungnahmen abzugeben, um einen „worst case“ für die Gemeinde zu verhindern – zumeist vergeblich. Andere Orte, zum Beispiel Kaltenkirchen seien wesentlich energischer aufgetreten.

Noch allerdings handelt es sich bei der vorgestellten Planungen um eine „Grobtrassierung“, die mit den Bürgermeistern betroffener Orte im Mai besprochen werden soll. Reagiert hat jetzt auch die örtliche SPD, die diese Entscheidung nicht akzeptiert. Sie sei eine „nicht zu rechtfertigende Belastung“ des Henstedt-Ulzburger Siedlungsraumes und damit der Bürger, sagt Fraktionschef Horst Ostwald, Vorsitzender des Umwelt- und Planungsausschusses. Die Gemeinde sollte sich seiner Ansicht überlegen, juristische Wege dagegen zu begehen. Bürgermeister Stefan Bauer kündigte gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten Widerstand seitens der Gemeinde an.

Die WHU will ihrerseits noch eine andere Möglichkeit ins Gespräch bringen: Eine Erdverkabelung als Pilotprojekt für Schleswig-Holstein sei trotz hoher Kosten und großem technischem Aufwand machbar.

Die Tennet hat diese Möglichkeit ebenfalls in Betracht gezogen, weist aber darauf hin, dass Erdkabel im Höchstspannungsbereich noch nicht Stand der Technik seien. In Deutschland sind 23 Leitungsvorhaben genehmigt für die jeweils ein 23 Meter breiter Graben quer durch das betroffene Gebiet gezogen werden muss.