Alveslohe. Als erster weiblicher Club bewiesen die Lions Alveslohe Pioniergeist. Sie organisieren unter anderem Benefizveranstaltungen.

Sie wollten ihr eigenes Ding machen, stießen auf Widerstände, wurden belächelt und nicht ernst genommen. Doch die Damen des Lions Club Alveslohe haben sich durchgesetzt, seitdem sie sich am 2. April 1990 als deutschlandweit erster rein weiblicher Zusammenschluss der weltweit aktiven Service- und Charity-Organisation vorstellten. Ein Wagnis, dessen waren sich die anfangs 25 Frauen aus Hamburg und Schleswig-Holstein bewusst. „Die Männer haben sich anfangs strikt dagegen gestellt“, erinnert sich Gründungspräsidentin Gisela Marquardt. Noch nach ihrer Gründung seien sie etwa bei einem überregionalen Treffen an das Damenbegleitprogramm verwiesen worden.

Die Idee der ehrenamtlichen Lions und ihr Credo „We serve“ („Wir dienen“) existieren bereits seit 1917, Begründer war der Chicagoer Versicherungskaufmann Melvin Jones. Bei der ersten Convention in Dallas beschlossen die Anwesenden, auch Frauen aufnehmen zu wollen, dies wurde allerdings ein Jahr darauf wieder verworfen – die genauen Gründe hierfür sind nicht historisch überliefert.

Das Netzwerk wurde global, doch den Dependancen haftete der Ruf an, elitäre Herrensalons zu sein. Erst 1986 änderte sich dies, als die „Peru Lions“ aus dem US-Bundesstaat New York damit begannen, auch weibliche Mitglieder zu akzeptieren. Offiziell wurde der Paradigmenwechsel 1987 beim Kongress in Taipeh – dazu gab es ein Gerichtsurteil in einem richtungsweisenden Verfahren gegen den Rotary Club.

„Wir haben lange dafür gekämpft, anerkannt zu werden“

Die Alvesloher „Löwinnen“ waren hartnäckig, der Club wuchs via Mund-zu-Mund-Propaganda, Frauen von Flensburg bis Lüneburg schlossen sich an. „Wir haben lange dafür gekämpft, anerkannt zu werden“, sagt Gisela Marquardt. „Es war aber eine große Herausforderung für uns, schließlich waren wir alle berufstätig.

Die deutsche Wiedervereinigung nahmen die Alvesloher Damen zum Anlass, sich jenseits der ehemaligen Grenze in Hagenow zu engagieren, fragten im dortigen Krankenhaus und der Kinderpsychiatrie, was denn benötigt würde. „Sie brauchten alles“, sagt Clubmitglied Renate Eisenträger. „Es gab keine Handschuhe, keine vernünftigen Betten, wir haben alles organisiert, alles erbettelt bei Firmen, auch Medikamente und Schuhe. Die haben zu uns gesagt: Klar Mädels, wir machen das. Heute wäre das nicht so einfach.“

Jede „Activity“ erwies sich als logistische Herausforderung, die ehrenamtliche Arbeit als „Löwendame“ war ein konstanter Lernprozess. Und teuer: „Die Absprache ging ja nur per Telefon, da kamen schnell Rechnungen von 300, 400 Mark zusammen. Aber es hat Spaß gemacht“, so Gisela Marquardt. „Wir waren als Frauen ja auch eine Opposition, wir wollten den Männern beweisen, dass wir es auch können.“

Das jüngste Mitglied der „Löwinnen“ ist 39 Jahre alt

Mit einem Golfturnier, Advents- und Herbstmärkten und früher auch einem Wohltätigkeitsball sammelten sie fleißig Spenden für soziale Zwecke, allein in den ersten zehn Jahren mehr als zwei Millionen D-Mark. Eine besondere Verbindung baute der Club auf zum Don-Bosco-Haus in Mölln, einer Wohneinrichtung für Schwerstbehinderte. „Das ist uns lieber als ein staatliches Heim. Selten geben wir Geld, in der Regel schaffen wir etwas an, zum Beispiel ein Therapiegerät“, sagt Sprecherin Heidi Siebert. Zuletzt erhielten zudem die Fußballmädchen des TuS Alveslohe neue Trainingskleidung, nächstes Projekt ist ein Herbstmarkt im Elbe-Einkaufszentrum.

Bei allem Engagement muss der Club in seinem Jubiläumsjahr allerdings feststellen, dass es ein Generationsproblem gibt – es fehlt der Nachwuchs. Zwölf Gründungsmitglieder sind noch dabei, insgesamt kommen die Alvesloherinnen derzeit auf 24 Mitglieder. Aber, so die aktuelle Präsidentin Marion Johl-Roesing: „Man muss sich auch verändern und manchmal neu erfinden. Junge Frauen haben auch andere Ideen.“ Denn eine Frau bei den Alveslohe-Lions ist 90 Jahre alt, eine 88, eine 86 – die jüngste 39. „Früher wurde man vorgeschlagen, aber das sind alte Riten. Es gibt keine Prüfung, man muss dreimal bei unseren Treffen dabei gewesen sein. Wir würden uns über sechs, sieben neue Mitglieder freuen. Wir haben so sehr gekämpft dafür, dass wir der erste weibliche Lions-Club sind, das muss auch so bleiben.“

Zweimal monatlich trifft sich der Club auf Gut Kaden in Alveslohe. Wer Interesse an der Arbeit hat und sich über Termine und Aktivitäten näher informieren möchte, kann den Club per E-Mail kontaktieren oder Heidi Siebert (0173/949 55 65) anrufen.

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