Bad Segeberg. Der Segeberger Lions Club hat den Kletterfelsen, über den ganz Deutschland diskutierte, eingeweiht und an die Stadt übergeben.

Bürgermeister Dieter Schönfeld brachte es in seiner kurzen Rede schlicht auf den Punkt: „Wir hatten eine unterhaltsame bis erregende Woche hier in Bad Segeberg!“ Tatsächlich überstürzten sich die Ereignisse in der Kreisstadt – der Grund war eher banal, aber eben auch sehr medienwirksam. Am gestrigen Freitag wurde der „Stein des Anstoßes“ auf der Backofenwiese mit Laugenbrezeln und Drehorgelmusik eingeweiht. Und siehe da: Der vor wenigen Tagen noch von einigen als anstößig empfundene Kletterstein wurden vom Segeberger Lions Club in einem wenig aufregenden Zustand an die Stadt übergeben. Jetzt können dort Kinder herumklettern und kein Elternteil muss vor Scham rot im Gesicht werden.

Lions-Präsident Kai Gräper hätte sich die Woche irgendwie entspannter vorgestellt. Aber die Mitglieder des Lions Clubs hatte nicht mit einigen findigen Fotografen gerechnet, die den Kletterstein so ablichteten, dass auf den Fotos ein Penis zu erkennen war. Eine Welle der Empörung bracht über die Lions herein, und Horden von Journalisten fielen in die Kreisstadt ein. Der Lions-Chef musste nicht weniger als sieben Fernseh-Interviews, unzählige Radio-Statements und viele Interviews mit Zeitungsreportern führen. Jeder größere TV-Sender im Lande berichtete über den vermeintlichen Phallus auf der Backofenwiese, ganz Deutschland gluckste vor Vergnügen.

Nach diesen kollektiven Aufschrei der Nation (wahlweise auch Lachanfall) war in den vergangenen Tagen leicht nachgebessert worden – und das unter erheblichem Aufwand. Die ausführende, in Berlin ansässige Firma x-move (Firmenlogo: „Play Rock Roll“) zog von einer Baustelle in Holland zwei Mitarbeiter ab und schickte sie nach Bad Segeberg, der benötigte Mörtel wurde unterdessen aus Stockstadt am Main, wo die Firma einen Standort hat, in die Kreisstadt geschickt. Mehrere Stunden und wieder unter Aufsicht eines Fernsehteams arbeiteten die Männer, schmierten einige Rillen zu und machten so aus dem anstößigen Stein einen ganz normalen Felsen, über den sich niemand, aber auch wirklich niemand mehr beschweren kann. Die Firma x-move stellte dem Lions Club für diesen Dienst keine weiteren Kosten in Rechnung.

Lions-Chef Kai Gräper attestierte in seiner kurzen Ansprache dem Segeberger Bürgermeister Dieter Schönfeld einen „Superjob“ gemacht zu haben. Er habe sich als Krisenmanager bewährt und sei mit Ruhe und Gelassenheit an die ungewöhnliche Situation herangegangen. Inzwischen habe sich der dem Kalkberg nachempfundene Kletterfelsen als das derzeit bekannteste Spielgerät in Deutschland entpuppt. Dieter Schönfeld betrachtete die positiven Seiten des „Segeberger Skandals“ und lenkte die Aufmerksamkeit auf die mediale Seite der Angelegenheit: „Ich wage gar nicht auszurechnen, wie viel Geld der Touristenverein hätte ausgeben müssen, um eine derart breit gestreute Werbung zu schalten.“ Schönfeld gewann der Diskussion um den Segeberger Riesenpenis also nur gute Seiten ab.

Jetzt stehen die zwei Klettersteine am Rande der Backofenwiese am Großen Segeberger See inmitten einer kleinen Sandfläche, die von den Lions-Mitgliedern in stundenlanger Arbeit eingearbeitet worden war. Den Sand hatte ein Lions-Mitglied spendiert. Sie sind mit zwei Kletterseilen verbunden und sehen absolut unspektakulär aus. Nichts anderes hatten sich Lions auch vorgestellt. „Jetzt ist der Kletterfelsen aus jeder Perspektive seriös“, befand Dieter Schönfeld. Und mit dieser Aussage fand er allgemeine Zustimmung unter den Besuchern des Eröffnungsfeier.

Gleich nach dem offiziellen Teil nahmen die anwesenden Kinder die Steine in Beschlag.