Henstedt-Ulzburg. Pilotprojekt der Lions findet nicht nur Befürworter. Screening soll aber fortgesetzt werden
Der Lions Club Henstedt-Ulzburg hat ein deutschlandweit einmaliges Pilotprojekt initiiert: Innerhalb eines Jahres wurden von norddeutschen Optikermeistern in allen acht Kindergärten im Ort die Augen von rund 850 Kindern untersucht. 5000 Euro hat der Lions Club investiert, um ein binokulares Skiaskop anzuschaffen. Damit können die unterschiedlichen Fehlsichtigkeiten beider Augen bei Kindern festgestellt werden. Hinter der Aktion steht auch der im niedersächsischen Hankenbüttel ansässige Verein zur Förderung der Wahrnehmung bei Kindern (VFWK), der das Augenscreening unterstützt und fördert. Die Henstedt-Ulzburger Lions und der VFWK wollen erreichen, dass ein frühkindliches Augenscreening in Deutschland möglichst flächendeckend eingeführt wird.
„Die gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen lassen eine umfassendere Augenuntersuchung bei kleinen Kindern nicht zu“, begründet Augenoptikermeister Michael Hornig aus Hankenbüttel. Er ist stellvertretender Vorsitzender des VFWK. Der Verein ist ein Zusammenschluss von Fachleuten der verschiedensten Disziplinen, zu denen auch Optiker und Augenärzte gehören. „Mit unserer Aktion versuchen wir aufzurütteln.“
Doch auch einen Vorwurf mussten sich der Lions Club und der VFWK nach Bekanntwerden der Aktion gefallen lassen: Der Berufsverband der Augenärzte in Schleswig-Holstein bezeichnete das eingesetzte Gerät als fehlerhaft und deshalb für Augenärzte als nicht sinnvoll. Verbandspräsident Dr. Bernhard Bambas aus Bad Segeberg unterstellte der Aktion „starke wirtschaftliche Interessen“, was sowohl vom Lions Club als auch vom VFWK zurückgewiesen wurde.
Die Untersuchungen in den Henstedt-Ulzburger Kindertageseinrichtungen, an denen jeweils vier bis sieben Augenoptiker beteiligt waren, haben dieses Ergebnis erbracht: Fünf Prozent der Kinder tragen eine Brille, bei einem Drittel dieser Kinder weicht die Brille wesentlich von der festgestellten Fehlsichtigkeit ab. Bei 17 Prozent der Kinder erhielten die Eltern die Empfehlung, dem Kind eine Brille oder neue Brillengläser verschreiben zu lassen.
Jochen Renk vom Lions Club, der das Augenscreening ins Rollen gebracht hat, möchte die Aktion in den kommenden Jahren fortsetzen.