Norderstedt. Das Ganztagsangebot an den Norderstedter Grundschulen entwickelt sich zum Erfolgsmodell. Stadt startet Umfrage zur Zufriedenheit.

Die Offene Ganztagsschule in Norderstedt entwickelt sich zum Erfolgsmodell. „Mit unserem Konzept sind wir zumindest im Norden weit vorn“, sagt Schuldezernentin Anette Reinders. Fünf Grundschulen sind im Ganztagsmodus, nach den Sommerferien kommt die sechste hinzu – Halbzeit und Zeit für eine Zwischenbilanz.

Die Stadt hat von Beginn an einen Rahmen geschaffen, der für alle zwölf Grundschulen in der Stadt gleichermaßen gilt und mit der Gesellschaft Bildung, Erziehung, Betreuung (BEB) eine Dachorganisation für den Ganztagsbetrieb geschaffen. Einen Flickentepprich mit unterschiedlichen Zuständigkeiten gibt es nicht.

Nach dem Unterricht am Morgen, Mittagessen und Hausaufgaben macht das Basteln Spaß
Nach dem Unterricht am Morgen, Mittagessen und Hausaufgaben macht das Basteln Spaß © Michael Schick

„Ich kenne Städte und Gemeinden, in denen die Aufgabe allein bei den Schulleitungen hängen bleibt“, sagt Elke Kölln-Möckelmann, neue Geschäftsführerin der BEB, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt, und damit verantwortlich für ein „mittelständisches Unternehmen“ mit insgesamt gut 100 Mitarbeitern. Mit ihr an der Spitze sollen pädagogischer Mittagstisch, Hausaufgabenbetreuung und die Angebote am Nachmittag weiter professionalisiert werden.

Allerdings stellen sich auch hier Probleme in den Weg: „Wir müssen den Zeitplan für den Ausbau der weiteren Schulen strecken“, sagt Dezernentin Anette Reinders. Die Schulen brauchen mehr Vorlauf für die Planung,.werden. „Wir können nicht auf leere Klassenräume zurückgreifen und sie einfach zu Betreuunsgräumen für den Nachmittag umgestalten, weil alle Unterrichtsräume gebraucht werden“, sagt die BEB-Geschäftsführerin.

Elke Kölln-Möckelmann, 59, ist neue Geschäftsführerin der städtischen Gesellschaft Bildung, Erziehung, Betreuung (BEB)
Elke Kölln-Möckelmann, 59, ist neue Geschäftsführerin der städtischen Gesellschaft Bildung, Erziehung, Betreuung (BEB) © Michael Schick

In den nächsten Jahren würden eher mehr als weniger Kinder die Grundschulen besuchen. Für den Ganztagsbetrieb brauchen die Schulen auch Mensen. „Und wie bei der Grundschule Harksheide-Nord ist der Platz für Neubauten eng bemessen“, sagt die Dezernentin, die natürlich auch die Kosten im Blick haben muss. Der Um- und Ausbau der Schulen werde auf jeden Fall eine zweistellige Millionensumme verschlingen – gut investiertes Geld, wie Elke Kölln-Möckelmann sagt: „Eine gute Betreuung der Kinder wird immer wichtiger, wenn Eltern entscheiden, wo sie leben und arbeiten wollen.“

Weitere Ganztagsschulen sind geplant

Die Grundschule Friedrichsgabe ist 2012 als Pilotschule gestartet. Im vorigen Jahr haben die Grundschulen Heidberg, Falkenberg, Glashütte und Gottfried-Keller-Straße den Ganztagsbetrieb aufgenommen. Damit ist das Etappenziel erreicht, den Eltern in jedem Stadtteil eine Betreuung bis in den Nachmittag hinein anbieten zu können. Nach den Sommerferien soll die Grundschule Immenhorst hinzukommen. Lehrer, Eltern und Kinder der restlichen sechs Grundschulen brauchen noch Geduld: Laut aktuellem Zeitplan soll die Grundschule Glashütte-Süd im August 2017 umgestellt werden, die Grundschulen Niendorfer Straße und Harksheide-Nord im August 2018 und damit zwei Jahre später als bisher vorgesehen. Für die Grundschulen Lütjenmoor, Pellwormstraße und Harkshörn ist der Start ins ganztätige Angebot für das dritte Quartal 2019 geplant.

Zwar geht die Verwaltung davon aus, dass die Schulleiter und Schulleiterinnen Verständnis für die Verschiebungen haben werden, doch Schulrätin Adelia Schuldt hatte im Ausschuss für Schule und Sport darauf hingewiesen, dass sich Eltern bei der Schulwahl durchaus daran orientierten, wo ihre Kinder über den Vormittag hinaus betreut werden.

Elke Kölln-Möckelmann hat Thomas Richter abgelöst, der dem Betrieb über den klassischen Unterricht am Vormittag hinaus zum erfolgreichen Start verholfen hatte und von vornherein befristet gearbeitet hat. „Wir wollen das, was mein Vorgänger auf die Beine gestellt hat, weiter entwickeln“, sagt die BEB-Chefin, die mit ihrem bunten Berufsleben beste Voraussetzungen für den Job mitbringt.

Kinder, Eltern und Lehrer sollen Leistung beurteilen

Die Lehrerin für Biologie und Erdkunde hat ihr Geld in der Wirtschaft im Marketing verdient, war in einer Fernschule für Umweltausbildung tätig, hat in der beruflichen Weiterbildung Bürokaufleute umgeschult und ihren Master in Schulmanagement und Qualitätsentwicklung gemacht. Kaum hatte sie die Prüfung bestanden, las sie die Anzeige, dass die Stadt die Geschäftsführung der BEB neu besetzen will. „Das passte wie die Faust aufs Auge, und ich freue mich, dass es geklappt hat“, sagt die 59-Jährige, die in Hitzhusen bei Bad Bramstedt lebt.

740 Kinder zählen zu ihren Kunden. Damit nehmen zwei von drei Grundschülern das Ganztagsangebot wahr, etwas mehr als ursprünglich kalkuliert. In den ersten und zweiten Klassen liegt die Quote höher. Wie zufrieden sie mit dem Mittagessen, der Hausaufgabenbetreuung, den Kursen und den Betreuungsmodulen sind, wird die BEB jetzt abfragen. Nicht nur die Schüler bekommen Fragebogen, auch Eltern, Lehrer, Betreuer und Kursleiter sollen sagen, was ihnen gefällt, und was besser werden muss. Die Umfrage soll vom 12. bis 22. Juni laufen, bis zum neuen Schuljahr sollen die Ergebnisse vorliegen. Weitere Infos im Internet unter www.beb-norderstedt.de.