Norderstedt. In Norderstedt und Henstedt-Ulzburg werden die städtischen und gemeindlichen Einrichtungen bestreikt.

Eltern und Kinder stehen vom heutigen Freitag an bei den städtischen Kindertagesstätten vor verschlossenen Türen: Die Erzieher streiken unbefristet für zehn Prozent mehr Gehalt – im ganzen Land. „Alle Norderstedter Kitas in Trägerschaft der Stadt sind von Freitag an im Streik. Nur zwei Horte sind noch geöffnet“, sagt Norderstedts Sozialdezernentin Anette Reinders. „Wir können den Eltern keine Notbetreuung anbieten. Das ginge nur, wenn wir qualifiziertes Personal zur Verfügung hätten. Wir können nicht irgendwelche Verwaltungsmitarbeiter dafür abordnen.“

Verärgerte Eltern hätten sich schon im Rathaus gemeldet, sagt Reinders. „Die wissen nicht, wie sie ihren Berufsalltag jetzt regeln sollen.“ Laut Reinders sind längst nicht alle Mitarbeiter in den städtischen Kitas Mitglied in der Gewerkschaft Ver.di. „Viele Erzieher streiken, ohne Lohnausfall von der Gewerkschaft zu bekommen, also aus der eigenen Tasche. Das halten nicht alle lange durch“, sagt Reinders. Wer eine Woche streike, verzichte auf ein Viertel seines Gehaltes. „Wir haben das Signal von einigen bekommen, dass sie drei bis vier Tage streiken und dann wieder arbeiten wollen.“

Frühestens Ende kommender Woche sei eventuell mit diesen Kräften die Einrichtung von Not-Betreuungsgruppen möglich. Doch dann ergibt sich das nächste Problem: „Nach welchen Kriterien sollen wir dann entscheiden, wer in die Gruppe darf und wer nicht? Das wird schwierig“, sagt Reinders.

Die Sozialdezernentin hat, trotzdem sie auf der Arbeitgeberseite sitzt, Verständnis für die Forderungen der Kita-Erzieher. „Der Erzieher-Beruf ist eindeutig unterbezahlt. Wenn man sieht, dass die qualifizierten Kräfte eine fünfjährige Ausbildung und ein Hochschulstudium hinter sich haben, dann ist das Gehalt doch verglichen mit anderen Berufsgruppen nicht angemessen.“ Falls die Gewerkschaften die zehnprozentige Gehaltserhöhung durchsetzen, kommen auf die Städte und Kommunen erhebliche Kosten zu. „Nicht alle werden das bezahlen können.“

In den städtischen Kindergärten in Norderstedt wurden am Donnerstag Notpläne ausgearbeitet. Im Rathaus war für die Mittagszeit ein Treffen aller Kita-Leitungen angesetzt, wurde aber kurzfristig wieder abgesagt.

Gestreikt wird vom heutigen Freitag bis einschließlich Dienstag, 12. Mai, in den Kindertagesstätten Pellwormstraße, Tannenhof (Standort Schillerstraße), Tannenhof (Standort Siedlerweg), Friedrichsgabe (Standort Ostdeutsche Straße), Friedrichsgabe (Standort Glockenheide), Forstweg, Ministerne (Tangstedter Landstraße), Sternschnuppe (Poppenbüttler Straße), Storchengang, Wichtelhöhle
(Friedrichsgaber Weg) und im Schulhort Pellwormstraße. Nicht gestreikt wird in der Kindertagesstätte Pusteblume, Cordt-Buck-Weg, sowie im Schulhort Niendorfer Straße.

Am Mittwoch, 13. Mai, bleiben die Kindertagesstätten in Norderstedt auch geschlossen – allerdings wird dann nicht mehr gestreikt: An diesem Tag macht die Stadt Norderstedt einen Betriebsausflug.

Konkrete Auskünfte gibt es aus der Kindertagesstätte Sternschnuppe an der Poppenbüttler Straße. Von den insgesamt elf Erzieherinnen werden sieben einen Notdienst in der Kernzeit von 8 bis 16 Uhr einrichten. Die Früh- und Spätgruppen entfallen. Betreut werden in der Kernzeit alle Kinder, die nicht anderweitig untergebracht werden können. Mütter oder Väter, die tagsüber im Haus sind, dürfen ihre Kinder nicht in diese Gruppe schicken.

Weitere aktuelle Informationen gibt es unter www.norderstedt.de auf der Homepage der Stadt Norderstedt. Die Angaben werden, wenn nötig, ständig aktualisiert.

Während es in Bad Bramstedt und Kaltenkirchen keine städtischen Kindertageseinrichtungen gibt, ist die Lage in Henstedt-Ulzburg so: Die Krippe Beckersberg bleibt am heutigen Freitag geschlossen. Die Kindertagesstätte Beckersberg bleibt geöffnet. Die Kindertagesstätte Tiedenkamp bleibt am Montag, 11. Mai, geschlossen.

Auf der Homepage der Gemeinde gibt es unter www.henstedt-ulzburg.de aktuelle Informationen zum Streik, die ebenfalls ergänzt werden.