Tangstedt. 13.000 Euro kostet der neue gepflasterte Weg. Nachteile für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren sind damit Vergangenheit.

Mehr als sieben Jahre wurde hierüber bloß gesprochen, nun ist ein für manche Tangstedter vielleicht banal erscheinendes, für Betroffene jedoch sehr sensibles Vorhaben in die Tat umgesetzt worden. Der Friedhof hat einen neuen, gepflasterten Weg bekommen, 85 Meter lang, 2,30 Meter breit. Die Barrierefreiheit auf dem 2,3 Hektar großen Gelände ist damit besser geworden. Denn Besucher, die auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen, hatten zuvor im unteren, abschüssigen Bereich des Friedhofs erhebliche Probleme, überhaupt erst einmal in die Nähe von Grabstätten zu kommen (das Abendblatt berichtete). Gerade bei schlechtem Wetter und aufgeweichten Böden verkanteten Räder in Furchen, nur mit größerem Kraftaufwand war ein Vorankommen möglich, das für den Weg verwendete Sandgemisch nutzte sich schnell ab.

Maren Fuehr, die Leiterin der Friedhofsverwaltung, kannte diesen Umstand, seitdem sie 2010 ihre Tätigkeit in der Gemeinde begonnen hatte. Ihre Bitte an die örtliche Politik, sich an der Finanzierung eines befestigten Weges zu beteiligen, blieb allerdings zunächst erfolglos. Dabei schreibt unter anderem die schleswig-holsteinische Landesbauordnung (Paragraf 52) explizit vor, dass öffentliche Anlagen barrierefrei erreichbar und ohne fremde Hilfe zugänglich sein müssen – dies war in der Gemeinde Tangstedt augenscheinlich nicht der Fall.

Ein Unternehmen aus Henstedt-Ulzburg führte die Pflasterarbeiten aus

„Aber die politische Landschaft hat sich in den letzten Jahren verändert“, sagt die Leiterin der Friedhofsverwaltung. „Wir fühlen uns ernst genommen, die Leute sind sehr offen für die Belange der Kirche. Es wird von beiden Seiten ein gutes Miteinander angestrebt.“ So beschloss der Finanzausschuss auf Antrag des Kuratoriums im Herbst 2014, dass sich die Gemeinde zu einem Drittel an den Kosten von rund 13.000 Euro beteiligen solle.

Vor der Pflasterung blieben etwa Rollstuhlfahrer oftmals im Sand stecken
Vor der Pflasterung blieben etwa Rollstuhlfahrer oftmals im Sand stecken © Christopher Herbst

Zunächst wurde die Genehmigung mit einem Sperrvermerk versehen. Gemeinsam mit Bauamtsleiter Torsten Ralf erstellte die Friedhofsverwaltung daraufhin ein Leistungsverzeichnis, der Auftrag wurde regional ausgeschrieben, letztlich ging der Zuschlag an ein Unternehmen aus Henstedt-Ulzburg – Fuehr: „Die endgültige Entscheidung wurde dem Friedhofsausschuss überlassen.“

Gemeinde, Friedhofsverwaltung und Kirchenförderkreis tragen die Kosten

Die Arbeiten selbst gingen rasch voran, dauerten nur einen Monat. Neben der Gemeinde übernehmen auch der Friedhof selbst aus eigenen Haushaltsmitteln – der Etat von jährlich etwa 130.000 Euro setzt sich aus Gebühren, nicht aus Kirchensteuereinnahmen zusammen – sowie der Förderkreis der Kirchengemeinde (80 Mitglieder) jeweils ein Drittel. Dass auch weitere Abzweigungen über die Rasenfläche gepflastert würden, war nicht gewollt. Einerseits, weil es sich eben um Rasengrabstätten handele, so Maren Fuehr. Doch auch generell wäre dies baulich schwierig gewesen, da der natürliche Charakter des Friedhofs erhalten werden müsse.

Vor dem Büro könnte ein Aufzug für Rollstuhlfahrer installiert werden

„Das große Problem war, dass der alte Weg so abschüssig war“, sagt Maren Fuehr. „Jetzt ist es dafür ohne Probleme möglich, dass sich Menschen in Rollstühlen und mit Rollatoren nebeneinander auf diesem Weg bewegen können.“ Falls Rasenstücke zu uneben sind, werden diese regelmäßig ausgebessert. Für derartige Arbeiten, für die generelle Instandhaltung der Anlage sowie die gewerbliche Grabpflege selbst sind bei der Kirche mit Andreas Lüdemann und Patrick Wormuth zwei Gärtner angestellt.

Nachdem bei den Toiletten die Tür verbreitert worden ist, muss nun noch ein weiterer wichtiger Punkt angegangen werden bezüglich der Barrierefreiheit. Denn das Büro der Friedhofsverwaltung selbst ist derzeit noch ausschließlich über Stufen zu erreichen. Maren Fuehr würde hier gerne einen Aufzug für Rollstuhlfahrer installieren. Noch fehlt aber das Geld. „Wir arbeiten daran“, versichert sie.