Bad Oldesloe. Umweltminister Habeck gibt am Mittwoch in Bad Oldesloe bekannt, in welchem Korridor die 380-Kilovolt-Leitung verlaufen soll.
Hohe Masten, starke Magnetfelder – und vor allem reichlich Spannung: Dass die viel diskutierte Ostküstenleitung auch durch Stormarn führen wird, ist kein Geheimnis. Welcher Planungskorridor für den Bau der Starkstromleitung nun ausgewählt worden ist, aber schon. Noch. In der kommenden Woche soll es gelüftet werden: Am Mittwoch, 22. April, gibt Umweltminister Robert Habeck (Grüne) auf der öffentlichen Ergebniskonferenz zum „Dialogverfahren Ostküstenleitung“ den Stand der Planungen bekannt (Beginn 18 Uhr, Festhalle Bad Oldesloe, Olivet Allee 4-6).
Das Dialogverfahren zum 1. Abschnitt der geplanten Ostküstenleitung war Ende November gestartet mit dem Ziel, möglichst viele Anregungen und Hinweise von Seiten der Bürger in die Planungen miteinzubeziehen. „Mehr als 1000 Bürger, Gemeinden, Vereine und Verbände haben sich beteiligt“, sagt Umweltminister Habeck. „Eine beeindruckende Zahl.“ Dabei sei besonders häufig nach der Möglichkeit einer Erdverkabelung gefragt worden, berichtet die Sprecherin des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (Melur), Nicola Kabel.
Die Konferenz gibt auch den Startschuss für die Feinplanung
Tatsächlich besteht eine Chance, dass die Stromleitungen teilweise in der Erde verschwinden könnten: Im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojektes soll es eine Teststrecke geben. „Wir wollen uns dafür stark machen, dass es an besonders heiklen Punkten zu einer Teilerdverkabelung kommt“, sagt Kabel. Allerdings werde dies allein auf Bundesebene entschieden. Ein größerer Teil der Pilotprojekte für Erdverkabelung sei bislang vor allem im Wahlkreis des Bundeswirtschaftsministers vorgesehen, so der Kommentar der Ministeriumssprecherin.
Die Ergebniskonferenz am Mittwoch soll nicht nur Antworten auf die Fragen der Bürger liefern. Sie gibt auch den Startschuss für die Feinplanung: Sobald der 500 Meter breite Planungskorridor, in dessen Bereich die neue 380-Kilovolt-Leitung entstehen soll, offiziell bekanntgegeben ist, kann der nächste Schritt folgen: Die genaue Ausarbeitung des Trassenverlaufs innerhalb des festgelegten Korridors.
Bislang standen drei Korridore zur Diskussion: Einer im Norden entlang der A 20, einer im Süden entlang der bestehenden 110-Kilovolt-Trasse bei Tangstedt und Pölitz Richtung Lübeck – sowie einer dazwischen, dessen Umsetzung am wahrscheinlichsten ist: der Korridor entlang der 220-KV-Leitung bei Travenbrück und Mönkhagen.
Der Bau der Leitung durch Travenbrück wäre günstiger
Für diese Variante sprechen mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich bei der bisherigen 220-KV-Leitung um eine der kürzesten Trassen. Dadurch wäre der Bau der Leitung deutlich günstiger als bei den anderen Varianten. Pro Kilometer werden nach Einschätzung des Netzbetreibers Tennet TSO GmbH etwa 1,4 Millionen Euro fällig. Auch im Hinblick auf Beeinträchtigungen der Umwelt und Siedlungsbereiche ist die kurze Strecke ein gewichtiges Argument. Ein weiterer Grund ist das gesetzlich festgeschriebene „Bündelungsgebot“: Es besagt, dass in Gebieten mit bestehenden Infrastrukturen diese mit den neuen Vorhaben zusammengefasst werden sollen. Ziel ist es, möglichst wenig Landschaft neu bebauen oder beanspruchen zu müssen.
Dies wäre im Bereich der 220-KV-Leitung der Fall. Die bisherige würde dann durch die neue 380-KV-Leitung ersetzt. Netzbetreiber Tennet hatte bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass der bisherige Trassenverlauf der 220-KV-Leitung in Teilbereichen auch verändert werden kann, wenn die örtlichen Gegebenheiten und die planerische Abwägung das zulassen. „Dort, wo die bestehende Leitung beispielsweise in der Nähe von Siedlungen verläuft, werden im Planfeststellungsverfahren auch Umgehungen geprüft, sagt Tennet-Mitarbeiter John Karl Herrmann. Er ist für die Bürgerkommunikation beim Ausbau der Leitung zuständig.
Das Planfeststellungsverfahren könnte im Frühjahr 2016 beginnen
Für zwei Anwohner in Travenbrück wäre das möglicherweise sogar ein Vorteil. Bei ihnen verlaufen derzeit Masten in nur 50 Meter Entfernung. „Vom Ort ist die derzeitige 220-KV-Trasse zwischen 600 und 1000 Meter entfernt“, sagt Travenbrücks Bürgermeister Peter Lengfeld (AWGT). Falls die Entscheidung für diesen Planungskorridor falle, werde es von Seiten der Gemeindevertretung keinen Widerspruch geben. Auch die Gemeinde Mönkhagen signalisiert, eine Lösung entlang der 220-KV-Trasse akzeptieren zu wollen. „Das wäre für uns die bessere Variante“, so Bürgermeister Hans-Peter Offen (CDU). Denn auch von der nördlich verlaufenden Trassenvariante wäre Mönkhagen betroffen – diese würde aber direkt am Ortsteil Langniendorf vorbeiführen. „Würde die nördliche Trasse ausgewählt werden, würden wir auf jeden Fall schwere Geschütze auffahren“, so Offen.
Das Ministerium betont, betroffene Anwohner nicht vor vollendete Tatsachen stellen zu wollen. „Wichtig ist mir, festzuhalten, dass der Dialog mit der Ergebniskonferenz nicht endet“, betont Umweltminister Habeck. Bis der Strom durch die 380-KV-Leitung fließt, wird ohnehin noch viel Zeit vergehen. „Eine Inbetriebnahme ist für das Jahr 2019 vorgesehen. Dieser Zeitplan ist ambitioniert, aber machbar“,so Herrmann. Der Beginn des formellen Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt 1 ist dann für das Frühjahr 2016 vorgesehen.
Die Ergebniskonferenz am Mittwoch ist öffentlich, das Ministerium bittet aus organisatorischen Gründen um Anmeldung unter Telefon 0431/988 73 09 oder per E-Mail unter anmeldung@melur.landsh.de