Norderstedt. Fahrzeugverkehr wächst deutlich langsamer als angenommen. Oadby-and-Wigston-Straße entlastet Ulzburger Straße.

Bisher galt Norderstedt als Stadt der Autofahrer. Die Fahrzeugdichte war lange eine der höchsten in Deutschland, die Straßen waren verstopft. Doch nun wandelt sich das Bild: Der Autoverkehr in Norderstedt wächst deutlich langsamer als bisher angenommen. Das ergibt sich aus der aktuellen Verkehrsprognose 2018 und den Folgen für den Lärmaktionsplan – das Büro SHP Ingenieure aus Hannover hat das Gutachten im Auftrag der Stadt Norderstedt erarbeitet und den Fachausschüssen vorgestellt. Bis zum Jahr 2018 „ergibt sich ein vergleichsweise bescheidener Zuwachs der Fahrzeugfahrten von rund sechs Prozent“, heißt es in der Prognose. Die Zahl der Fahrten auf Norderstedter Straßen steigt von 282.000 auf rund 300.000.

Das bedeutet auch weniger Lärm als erwartet, wobei die Stadt an den Maßnahmen zur Lärmminderung festhalten will. Was bis 2018 geplant ist, um den Geräuschpegel von den Straßen zu verringern, ist in die Prognose des Büros aus Hannover eingeflossen. Die Verkehrsingenieure haben die städtischen Annahmen überwiegend nach unten korrigiert. So hatte die Stadt für den südlichen Bereich der Schleswig-Holstein-Straße, der direkt an den Knoten Ochsenzoll anschließt, 2012 noch 18.600 Fahrzeuge am Tag angesetzt, aktuell haben die Verkehrszähler aber nur 16.000 ermittelt. Auch auf der Poppenbütteler Straße sind rund zehn Prozent weniger Autos und Lkw unterwegs als angenommen.

Weitere Erkenntnis: Zwischen 2004 und 2012 hat der Verkehr auf den Norderstedter Straßen so gut wie nicht zugenommen. „Unsere Maßnahmen, mit denen wir den Bus- und Bahn- sowie den Radverkehr gestärkt haben, haben gegriffen und doch einige dazu gebracht, das Auto mal stehen zu lassen“, sagt Norderstedts Bau- und Verkehrsdezernent Thomas Bosse. Laut SHP-Prognose ist der Anteil der Autonutzer von 47 auf 45 Prozent gesunken. „Der Bevölkerungszuwachs in diesem Zeitraum ist damit in etwa ausgeglichen“, heißt es in der Prognose.

Die städtische Statistik geht davon aus, dass die Zahl der Einwohner von rund 76.000 im Jahr 2012 auf rund 78.000 im Jahr 2018 wachsen wird. Dadurch werde es täglich zu rund 8600 Autofahrten mehr als jetzt kommen. Auch der Bevölkerungszuwachs in den Nachbarkreisen und in Hamburg erzeuge mehr Verkehr, der auch das Norderstedter Straßennetz belasten werde. Die Vorhersagen gehen davon aus, dass die Nachbarkreise Pinneberg und Stormarn um ein bzw. 1,7 Prozent zulegen werden, für Hamburg werden ebenfalls 1,7 Prozent mehr Bürger bis 2018 prognostiziert.

Am stärksten wird sich die Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden zur Lawaetzstraße und weiter über Am Umspannwerk zur Kohtla-Järve-Straße auf das Verkehrsverhalten auswirken. Dadurch wird sich Nord-Süd-Verkehr von der Ulzburger und von der Schleswig-Holstein-Straße auf die neue Westtangente verlagern, sagen die Gutachter voraus. Sie rechnen mit 17.500 Fahrzeugen pro Tag auf dem Abschnitt der neuen Verbindung zwischen Wald- und Lawaetzstraße. Weiter südlich wird die Horst-Embacher-Allee, die das neue Wohngebiet Garstedter Dreieck erschließt und zum Herold-Center führt, täglich 10.700 Fahrzeuge bewältigen. Dadurch werden der sich anschließende Abschnitt des Friedrichsgaber Wegs und die Stettiner Straße um gut 5000 Autos entlastet.

Die Anwohner und Geschäftsleute entlang der Ulzburger Straße können sich freuen: In Teilbereichen werden 5000 Autos weniger unterwegs sein als jetzt. Ähnlich wird sich der Verkehr auch auf einzelnen Abschnitten der Poppenbütteler Straße reduzieren. Der Spitzenwert mit 32.700 Fahrzeugen wird auf dem Knoten Ochsenzoll erreicht. „Die Prognose bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen den öffentlichen Nah- und den Radverkehr weiter stärken“, sagt Bosse.