Die Gewerbetreibenden, die Immobilienbesitzer und die Stadt haben einen PACT für ihre Quartier geschlossen. Es wird mehr als ein Logo und einen neuen Namen brauchen, um es zu retten.
Norderstedt. Der PACT für Norderstedt-Mitte ist geschlossen. Einstimmig hat der Ausschuss für Stadtentwicklung einem etwa 480.000 Euro schweren Aktions-Paket zugestimmt, das den Einzelhandelsstandort rund um die Rathausallee vor einem Abgleiten in die Negativspirale schützen soll. Das Paket muss im Dezember noch von der Stadtvertretung abgesegnet werden. Schon Anfang 2015 könnte dann die Umsetzung beginnen
PACT, das steht für das Gesetz über die Einrichtung von Partnerschaften zur Attraktivierung von City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereichen. In einem PACT arbeiten Gewerbetreibende, Immobilienbesitzer und Behörden zusammen, um Stadtbereiche attraktiver zu machen und deren Probleme gemeinsam anzupacken.
In Norderstedt-Mitte klagen Einzelhandel und Immobilienwirtschaft schon seit Jahren über die schlechte Lage des Quartiers. Leer stehende Ladenlokale ließen sich nur schwer neu vermieten. Und wenn, dann nur an „Image schädigende Geschäfte“, wie es im Maßnahmenkonzept des PACT-Arbeitskreises heißt. Gastronomie und kulturelle Einrichtungen würden zusehends in Schwierigkeiten geraten. Norderstedt-Mitte sei zwar das Stadtzentrum, werde als solches aber von der Bevölkerung nicht akzeptiert. Durch weiteren Kaufkraftabfluss und den zunehmenden Vandalismus bestehe die Gefahr des „Trading Down-Effektes, des Abrutschens des gesamten Quartiers.
„Ich bin glücklich, dass jetzt endlich mal etwas passiert“, sagt Andreas Hermann. Mit seinem Touristik-Unternehmen zählt er zu den ältesten Mietern an der Rathausallee. Er hat die negative Entwicklung des Quartiers über Jahre miterlebt und kennt die Klagen anderer Einzelhändler. „Wir wollen ein gutes Nahversorgungszentrum für die Leute in Norderstedt-Mitte sein. Doch um als solches wahrgenommen zu werden, muss einiges geschehen“, sagt Hermann. Ein Parkkonzept, ein Lichtkonzept, mehr Sicherheit und Sauberkeit im Quartier, dazu ein gemeinsames Marketing und viele Aktionen – das wäre Hermanns Wunsch.
Dafür ist er auch gerne bereit, 120 Euro im Monat zu bezahlen – 50 Cent pro Quadratmeter. So viel muss er nämlich für sein 63 Quadratmeter großes Reisebüro an den PACT überweisen, wenn es losgeht. „Wer das im Monat nicht bezahlen kann, der hat sowieso keine großen Chancen mehr, sich am Standort zu halten“, sagt Hermann. Bezahlen müssen die Aktionen alle Eigentümer von gewerblich genutzten Flächen, die im PACT-Bereich liegen. Wer hier nur Wohnungen besitzt, durfte zwar über den PACT abstimmen, muss aber später dafür nichts bezahlen. Klar, dass Widerspruch nur von Gewerbetreibenden kam. 49 sind es im PACT-Gebiet von Norderstedt-Mitte. 20 haben sich gegen den PACT ausgesprochen. Doch sie müssen trotzdem zahlen. Denn alle wurden in ihren Immobilien von den Wohnungsbesitzern überstimmt.
Die Immobilien Service Norderstedt GmbH (isn) wurde mit der Umsetzung des PACT betraut. Mit einem Budget von 95.260 Euro pro Jahr, befristet auf fünf Jahre, soll die isn ein Quartiersmanagement einrichten. Das Konzept sieht so aus: 20 Stunden die Wochen wird ein Quartiersmanager vor Ort alle Aktionen planen. Zunächst soll er in Absprache mit allen Teilnehmern einen Namen, eine Marke und ein Logo für das Quartier entwickeln. Außerdem soll ein Internetauftritt des Quartiers entstehen.
Für die nachhaltige Entwicklung soll eine Bestandsliste des Einzelhandels, der Dienstleitung und des medizinischen Angebotes erstellt werden. Basierend darauf soll eine Strategie für die Verbesserung des Branchenmixes erarbeitet werden. Als sehr wichtig werden auch einheitliche Öffnungszeiten von allen Geschäften im PACT erachtet – damit Kunden nicht mehr frustriert vor verschlossenen Ladentüren stehen. Der Quartiersmanager soll auf Sauberkeit und Sicherheit achten. Graffiti und nicht genehmigte Plakate würden nicht mehr akzeptiert. Kunden sollen sich mit Beschwerden direkt an ihn wenden können. Mit allen Händlern soll ein Bonusheft entstehen, das die Kunden in bislang unentdeckte Geschäfte locken soll. Einzelhandel und Dienstleister sollen gemeinsame Thementage organisieren, etwa zu Gesundheit und Wellness, zum Kochen oder zum Ehrenamt. Außerdem will man den Marktplatz vor dem Rathaus für eigene Veranstaltungen nutzen.