Das Verbot von Glasflaschen auf St. Pauli zeigt Erfolg: In diesem Jahr wurden bis Ende September 176 Verstöße verzeichnet. 2010 waren es noch 1614. Auch für St. Georg erhoffen sich Politiker ähnliche Erfolgschancen.
St. Georg. Der Hansaplatz ist wieder zum sozialen Brennpunkt geworden. Er wurde zwar 2011 für 2,4 Millionen Euro umgestaltet. Doch jetzt hat sich hier eine Trinkerszene etabliert. Bei gutem Wetter treffen sich an dem Brunnen in der Mitte des Platzes bis zu 40 Menschen, die dort Bier und Schnaps konsumieren. Die Versorgung ist durch einen Kiosk direkt am Hansaplatz gesichert. Aber die CDU will dem ein Ende setzen – und fordert ein Glasflaschenverbot auf dem Hansaplatz.
Die Christdemokraten erhalten dabei Unterstützung von Anwohnern, Gastronomen und Quartiersmanager Wolfgang Schüler. Auch Grüne und SPD sind nicht abgeneigt. Die Initiative für ein Glasflaschenverbot geht von dem CDU-Bezirksabgeordneten Joseph Johannsen aus: „Dieser Ort wurde für viel Geld neu gestaltet und sollte zu einem Treffpunkt der Hamburger werden. Aber stattdessen hat sich hier eine Trinkerszene etabliert, die auch für ihr aggressives Auftreten bekannt ist.“ Es würden Passanten belästigt, und auch untereinander gebe es offensichtlich immer wieder Streitereien, bei denen auch Glasflaschen als Tatmittel benutzt würden, sagt Johannsen. Deshalb sei ein Glasflaschenverbot notwendig, um für mehr Sicherheit auf dem Hansaplatz zu sorgen, fordert Johannsen.
Der CDU-Politiker hatte auch einen entsprechenden Antrag in die Bezirksversammlung eingebracht. Dieser wurde in den City-Ausschuss überwiesen und dort allerdings abgelehnt. Aber jetzt soll sich der runde Tisch Hansaplatz damit beschäftigen, für dessen Einrichtung sich auch die Grünen im Bezirk Mitte eingesetzt hatten: „Das ist ein Thema, das ernsthaft diskutiert werden sollte. Aber es ist rechtlich schwierig, ein solches Verbot umzusetzen“, sagte Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg dem Abendblatt.
Mehrere Maßnahmen stehen zur Option
Für SPD-Fraktionschef Falko Droßmann steht fest: „Wir prüfen mehrere Maßnahmen für den Hansaplatz, denn hier besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf.“ Das Glasflaschenverbot sei dabei „eine Option“. Wichtig ist dem Sozialdemokraten: „Zunächst sollte sich aber der runde Tisch Hansaplatz mit dem Thema beschäftigen, damit wir ein Meinungsbild der Menschen vor Ort haben.“
Ein Vorbild könnte das Glasflaschenverbot auf dem Kiez sein. Hier dürfen zu bestimmten Zeiten in allen öffentlichen Bereichen auf der Reeperbahn, dem Hans-Albers-Platz und den umliegenden Straßen sowie am S-Bahnhof Reeperbahn keine „Getränkebehältnisse aus Glas“ mehr verkauft oder mitgeführt werden.
Das Verbot, für das ein eigenes Gesetz erlassen wurde, hat sich auf St. Pauli mit großem Erfolg durchgesetzt. Kurz nach der Einführung im Juli 2009 wurden bis Ende Dezember in rund fünf Monaten 1234 Verstöße gegen das Glasflaschenverbot geahndet. Im gesamten folgenden Jahr 2010 wurden nur noch 1614 Verstöße registriert. Und in diesem Jahr waren es bis Ende September nur noch 176.
„Das Glasflaschenverbotsgesetz schränkt die Verfügbarkeit potenziell gefährlicher Gegenstände ein. Daher ist das Gesetz praktizierter Opferschutz“, sagt eine Polizeisprecherin.
Sicherheitsgefühl der Bürger stärken
Für ein Glasflaschenverbot auf dem Hansaplatz spricht sich auch Quartiersmanager Wolfgang Schüler aus: „Ein solches Verbot auf dem Hansaplatz wäre ein sinnvolles Instrument, um die Situation dort zu entspannen und vor allem das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken.“ Denn Glasflaschen könnten zu einer gefährlichen Waffe werden. Schüler: „Es hat schon etwas Bedrohliches, wenn die Trinkergruppen dort mit ihren Glasflaschen stehen.“
Die Szene im Blick hat auch Abdul Qadir, der am Hansaplatz das Café Courios betreibt: „Das ist kein schönes Bild, das ich hier täglich erlebe. Die Trinkergruppen machen Lärm, verhalten sich manchmal aggressiv und lassen ihren Müll einfach liegen“, sagt der Gastronom. Auch Qadir unterstützt ein Glasflaschenverbot. Wenig Begeisterung für den Vorstoß kommt dagegen aus der Innenbehörde: „Wir halten ein solches Verbot auf dem Hansaplatz für kein geeignetes Mittel. Denn hier ist nach Erkenntnissen der Polizei keine Häufung von Körperverletzungsdelikten mit Glasflaschen zu verzeichnen“, sagt Behördensprecher Frank Reschreiter. Das sei bei der Einführung des Verbots auf St. Pauli im Jahr 2009 anders gewesen, dort seien innerhalb eines Jahres 182 Gewaltdelikte zu verzeichnen gewesen, bei der eine Glasflasche im Spiel war.