Der ADFC fordert für die Radfahrer eine komplette Umplanung des Ochsenzoll-Kreisverkehrs. Die Stadt hat geprüft und beschlossen: Der Kreisel funktioniert und nichts soll an der Verkehrsführung verändert werden.
Norderstedt. Der Verkehr läuft reibungslos am Knoten Ochsenzoll. Zumindest kommt die Stadtverwaltung Norderstedt zu diesem Ergebnis, nachdem sie jetzt die Ergebnisse der ersten großen Verkehrszählung auf dem im November 2013 für den Verkehr frei gegebenen Großprojekt vorgelegt hat. Über 50.000 Autos, Lastwagen oder Motorräder fahren täglich über den Knoten in alle Himmelsrichtungen. 39.000 Kraftfahrzeuge rollen über den Kreisverkehr und 11.000 durch den Tunnel in Nord-Süd-Richtung.
Für Kritik und große Diskussionen hatte die Führung des Radverkehrs im Kreisel gesorgt. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub in Norderstedt (ADFC) monierte fehlende Radfurten, die mangelnde Ausschilderung und forderte die fahrradfreundliche Umgestaltung des Kreisels. Eine Sicherheitsprüfung des Kreisels durch einen von der Stadt beauftragten Gutachter hatte den ADFC-Kritikern in vielen Punkten Recht gegeben. Im Juli schließlich hatte die Kommunalpolitik einen Antrag der Fraktion Die Linke im Verkehrsausschuss beschlossen, in dem die Stadtverwaltung die Umsetzung der geforderten Umbauten prüfen sollte. Nämlich: Den Bau zusätzlicher Radwegfurten neben den Zebrastreifen, den Ersatz der Fußgängerampel auf der Segeberger Chaussee durch einen Zebrastreifen mit Radfurt nahe des Kreisels und insgesamt mehr Schilder zur Führung der Radfahrer.
Nun legte die Stadtverwaltung mit der Verkehrsstatistik auch das Ergebnis der erneuten Prüfung vor. Doch das Fazit ist für die Kritiker eine Enttäuschung. Zusammengefasst kommt die Verwaltung zu dem Schluss, dass im Kreisel alles so bleiben soll, wie es jetzt ist. Es gebe keine Voraussetzungen, die einen umfassenden Umbau des Kreisverkehrs rechtfertigen würden. 900.000 Euro würde ein Umbau des Kreisels kosten, wenn die Politik den Plänen der Kritiker stattgegeben und – was laut Stadt unwahrscheinlich ist – der Bund und das Land als Baulastträger überhaupt zustimmen würden.
Denn triftige Gründe, warum der Umbau nötig ist, könne die Stadt weder nach Kiel noch nach Berlin melden. Denn, so die Botschaft der Stadt, der Kreisel ist sicher. Die Radfahrer und Fußgänger wurden am Knoten Ochsenzoll genau gezählt. Danach werde der nördliche Zebrastreifen auf der Seite der Schleswig-Holstein-Straße jeden Tag von etwa 460 Menschen überquert, davon 270 Radfahrer und 190 Fußgänger. Den südlichen Überweg an der Langenhorner Chaussee nutzen täglich etwa 550 Menschen, 245 Radfahrer und 305 Fußgänger. Sie alle seien sicher über den Kreisverkehr gekommen. Die Norderstedter Polizei habe seit der Verkehrsfreigabe keinen Unfall zwischen Autos und Fußgängern oder Radfahrern verzeichnet.
Zusätzliche Radwegfurten seien laut Stadtverwaltung auch aus verkehrsrechtlichen Gründen auf dem Kreisel nicht möglich. Südlich erstrecke sich der jetzige Zebrastreifen über vier Fahrbahnen. Nur auf dreien davon sei eine Radfurt zulässig, nicht aber auf der vierten, dem Bypass zur Segeberger Chaussee. Die sei eine „Querung auf freier Strecke“, und die Straßenverkehrsordnung verbiete hier Radfurten. Um den nördlichen Zebrastreifen gebe es gar keinen Platz für eine Furt. Und selbst wenn: Im Norden eine komplette Radwegfurt und im Süden nur eine über drei Fahrbahnen – diese Uneinheitlichkeit verbiete sich aus Sicherheitsgründen, so die Stadt.
Auch die Fußgängerampel auf der Segeberger Chaussee durch den Bau eines Zebrastreifens mit Radfurt direkt am Kreisel zu ersetzen, sei unzulässig. Bei fünf zu querenden Fahrspuren und etwa 25.000 Autos am Tag in und aus Richtung Segeberger Chaussee verbiete dies die Straßenverkehrsordnung, urteilt die Stadtverwaltung.
Was die bessere Beschilderung des Kreisels angehe, so will die Stadt diese in Abstimmung mit der städtischen Arbeitsgruppe Radverkehr gerne optimieren. Es sollen Hauptrouten und eine Freizeitroute ausgeschildert werden.
Magere Nachbesserungen, die am Ende einer monatelangen Diskussion und Prüfung stehen. Der ADFC wird sich damit wahrscheinlich nicht zufrieden geben. „Mit dieser Einschätzung der Sicherheitslage am Kreisel sind wir nicht einverstanden“, sagt Joachim Brunkhorst, ADFC-Aktiver und CDU-Stadtvertreter. „Der Verein wird rechtliche Schritte prüfen. Den Ortsverband könnte das überfordern. Vielleicht ist unser Bundesverband gefordert.“ Der Jurist des Bundesverbandes, Thomas Kirchhammer, hatte den Kreisel schon einmal begutachtet und seinen kompletten Umbau gefordert.
Stadtvertreter Norbert Pranzas, der für die Fraktion Die Linke den Antrag zur Prüfung des Kreisels eingebracht hatte, stimmt dem Urteil der Stadt zwar nicht zu, doch an eine Umplanung am Kreisel glaubt er nicht mehr. Pranzas: „Es ist ein Lehrstück für Kommunalpolitiker. Wir hätten früher mit diesen Einwänden kommen müssen. In kommenden Kreisverkehrsplanungen müssen wir darauf achten, dass der Radverkehr besser berücksichtigt wird.“