Ochsenzoll-Kreuzung wird mit einem Fest eingeweiht. Damit endet eine fast 50-jährige Planungsgeschichte mit vielen Hindernissen. Geschäftsleute wollen verloren gegangene Kunden zurück gewinnen.
Norderstedt. Ortsunkundige werden auch ohne Navi im Auto schon von Weitem sehen können, wo sie sind: Zwei Ochsen sollen auf dem Verkehrsknoten Ochsenzoll stehen. Die Plastiktiere stellen den Bezug her zu einem der geschichtsträchtigsten Punkte in Norderstedt. Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert trieben die Bauern ihre Rinder von Jütland nach Süden und mussten an der heutigen Grenze zwischen Norderstedt und Hamburg Zoll zahlen (s. Info-Kasten). Doch die Schwarzbunten sollen nicht auf Dauer auf dem Kreisel stehen. „Zu besonderen Anlässen werden wir sie dort aufstellen, beispielsweise beim Ochsenmarkt“, sagte Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, als er mit Politikern, Stadtplanern und zahlreichen Bürgern den neu gestalteten Knotenpunkt einweihte – eingeladen hatten die Geschäftsleute vom Schmuggelstieg.
Die hatten zur Abwechslung ein Lächeln aufgesetzt: „Wir gucken jetzt nach vorn, krempeln die Ärmel auf und wollen die verloren gegangenen Kunden zurück gewinnen“, sagte Tobias Mährlein von der Interessengemeinschaft Ochsenzoll. Die Kaufleute vom Einkaufsquartier Schmuggelstieg hatten heftig unter der Dauerbaustelle gelitten, Mährlein war sogar vor Gericht gezogen. Daran erinnerte auch Grote: „Der Ausbau der Kreuzung ist wohl das am meisten beklagte und bestrittene Bauprojekt in Norderstedt“, sagte der Verwaltungschef, der durchaus Verständnis für den Ärger und Protest der Händler zeigte und ihnen für ihre Geduld dankte. „Nun fließt der Verkehr, wir sind wieder gut zu erreichen und hoffen, dass die Kunden kommen“, sagte Mährlein.
Der Umbau des viel befahrenen Kontenpunktes hat eine fast 50-jährige Geschichte, auf die der Oberbürgermeister zurückblickte. Schon im April 1971 titelte der Heimatspiegel: „Die Kreuzung wird bald ausgebaut.“ Auch die Polizei forderte „eine schnelle Lösung“ für die unfall- und stauträchtige Kreuzung. Wer die Diskussion und die Zeitungsberichte verfolgte, musste annehmen, dass es jederzeit losgeht. „Freie Fahrt in zwei Jahren“, war m August 1973 zu lesen. Und 1987 hieß es: „So wird der Knoten entschärft.“ Doch nichts passierte.
Auch ein Polizist im Ruhestand fühlte sich 50 Jahre zurück versetzt: Peter Krüger, 75, erinnerte sich an „Wir haben den Verkehr damals mit der Hand geregelt und mussten auch mal einen Poller umsetzen, wenn ein Lkw nicht um die Kurve kam.“ Mit dem Ausbau habe sich die Situation entspannt.
Die CDU hat das Projekt blockiert, weil sie die Bundesstraße 432 verlegen wollte“, sagte Jürgen Lange (SPD), damals wie heute Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Doch in seiner offiziellen Ansprache lies er diesen Widerstand unerwähnt und dankte Grote, der den Ausbau der Kreuzung hartnäckig und mit viel Energie durchgesetzt habe.
Im September 1997 beschloss der Planungsausschuss der Stadt Norderstedt das Projekt. „Doch dann vergingen elf Jahre, bis der damalige schleswig-holsteinische Verkehrsminister Austermann uns den Planfeststellungsbeschluss brachte“, sagte der Verwaltungschef. Der Bund habe das Vorhaben offensichtlich ausführlich geprüft, schließlich muss er den Löwenanteil der 15 Millionen Euro Baukosten zahlen, da es sich um eine Bundesstraße handelt. Die Stadt beteiligt sich mit drei Millionen Euro.
Grote gab Langes Lob weiter an einen Mann, der der eigentliche Vater des Norderstedter Jahrhundertbauwerks sei: Hans-Adolf Waack. Der Norderstedter Planer hatte die rettende Idee, wie man die Hamburger dazu bewegen konnte, dem Bauvorhaben zuzustimmen. Die hatten ihr Veto gegen die ursprüngliche Länge des Tunnels eingelegt, weil er auf Hamburger Gebiet enden würde. Den Kreisverkehr anheben, dann bleibt der Tunnel in den Norderstedter Stadtgrenzen, lautete Waacks Lösung. Doch der damalige Hamburger Bürgermeister Ole von Beust stellte eine zweite Bedingung: Erst muss die Niendorfer Straße ausgebaut werden, damit nicht so viel zusätzlicher Verkehr über die Langenhorner Chaussee fließt. Auch das wurde erledigt.
Im Frühjahr 2009 begann der Umbau, der Planer und Baufirmen vor besondere Herausforderungen stellte. Die wichtige Verbindung, über die bis zu 40.000 Fahrzeuge pro Tag rollen, konnte nicht voll gesperrt werden. So musste unter Verkehr gebaut werden. Mit einer mehr als einjährigen Verzögerung ist der Ausbau nun weitgehend abgeschlossen.
Was bleibt, ist die Neugestaltung der südlichen Ulzburger Straße und des Schmuggelparks. „Wir werden den Mittelbereich des Kreisels und die angrenzenden Bereiche spiralförmig bepflanzen“, sagte Landschaftsarchitekt Hans-Detlef Schulze. Auf der Mittelinsel sollen zudem Fahnenmasten sowie eine Hülse installiert werden, in die der Mai- und ein Weihnachtsbaum gesetzt werden können.