Die Schleswig-Holstein-Straße braucht einen neuen Fahrbahnbelag. In den Herbstferien wollen die Planer die Bauarbeiten erledigen. Die zahlreichen Unternehmen an der Oststraße stehen vor logistischen Problemen.
Norderstedt. Die Schleswig-Holstein-Straße wird zwei Wochen in den Herbstferien vom 13. bis 25. Oktober komplett gesperrt. Wer um die Unverzichtbarkeit der Umgehungsstraße für Norderstedt Bescheid weiß, für den klingt diese Ankündigung des Landesbetriebes Verkehr nach programmiertem Verkehrschaos.
Bei den Firmen, die in den Industriegebieten an der benachbarten Oststraße produzieren oder Lagerwirtschaft betreiben, kommen die Logistiker und Disponenten ins Schwitzen. Wie sollen Hunderte von Lastwagen täglich rechtzeitig Ware an- und abfahren? Ganz zu schweigen von den Anwohnern an der Ulzburger Straße in Harksheide und Friedrichsgabe, die sich auf eine Menge Ausweichverkehr gefasst machen müssen.
Weil die Bauarbeiten eine Menge Fragen aufwerfen, boten der Landesbetrieb, die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck (IHK) und die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EgNo) einen Info-Termin für alle betroffenen Unternehmen an. Die Vertreter der Firmen kamen zahlreich. Und die meisten fuhren hinterher beruhigt nach Hause. Tenor: Alles nicht so schlimm und was muss, das muss. Geplant wurde die Baustelle vom Berliner Planungsbüro Schüßler-Plan. Ingenieur Jürgen Pohl erläuterte den „sportlichen Fahrplan“ für die Bauarbeiten und warum die Maßnahme absolut keinen Aufschub mehr duldet. „Der Belag der Schleswig-Holstein-Straße hat keine ausreichende Griffigkeit mehr“, sagt Pohl, betont aber, dass dieser Mangel nicht für die in diesem Jahr verstärkt auftretenden schweren Unfälle ursächlich ist. „Wir müssen nur jetzt an die Straße ran, in ein paar Jahren würde es kritisch. Außerdem wollen wir die Baustelle nicht gleichzeitig mit dem Ausbau der Autobahn 7 haben.“
Saniert wird der knapp fünf Kilometer lange Abschnitt der Schleswig-Holstein-Straße zwischen der Kreuzung mit der Ulzburger Straße im Norden und dem Bereich der Straße etwas südlich der Kreuzung mit der Harkesheyde. Zwei Bauabschnitte sind geplant. Zwischen dem 13. und dem 19. Oktober ist die Straße zwischen der Abzweigung der Harksheider Straße bis zur Ulzburger Straße voll gesperrt. In der Woche bis zum 25. Oktober der südliche Bereich bis hinter die Abzweigung der Harkesheyde. Gebaut werde montags bis sonnabends zwischen 8 und 20 Uhr. Der Straßenbelag wird komplett und in einem Guss erneuert, dazu werden die Kreuzungen neu gestaltet, die Bankette erneuert und die Markierungen frisch aufgebracht.
Hunde und Katzen darf es in der Bauphase nicht regnen, sonst sei der dichte Zeitplan nicht einzuhalten, sagt Pohl. Die entscheidende Botschaft für die Anrainer der Oststraße: In jeder Woche ist wenigstens eine Zufahrt über die Schleswig-Holstein-Straße in die Oststraße möglich. Lastwagen können also entweder über die Harckesheyde oder die Kreuzung mit der Oststraße die Firmen im Gewerbegebiet anfahren.
Ein offizielle Umleitung gibt es auch. Die wurde von den Firmenvertretern mit Gelächter und als absurd abgetan. Sie führt nämlich in einem 42-Kilometer-Bogen über Kayhude, Nahe und Henstedt-Ulzburg. „Wir mussten eine Umleitung ausweisen und durften dazu nur die für den Schwerlastverkehr klassifizierten Straßen nutzen“, sagt Pohl.
Für die direkten Anwohner der Schleswig-Holstein-Straße werden die Planer Provisorien einrichten, etwa für die 25 Grundstücke im Tangstedter Forst oder die Zufahrt über den Brüderhof zur Paracelsus-Klinik. „Rettungswagen kommen immer durch, notfalls über den heißen, frischen Asphalt“, sagt Pohl.
Überhaupt nicht durch kommen in der zweiten Woche der Bauarbeiten die täglich etwa 600 Lastwagen der Eggers Gruppe. Bernd Hachmeister, Leiter der Disposition bei Eggers, ist stinksauer. „Wir können unsere Baustellen nicht mehr beliefern, uns drohen hohe Vertragsstrafen oder das Wegbrechen von Aufträgen.“ Durch Tangstedt könne und wolle Eggers die Laster nicht rollen lassen. „Die Gegner des Kiesabbaus in Tangstedt warten nur auf so eine Steilvorlage“, sagt Hachmeister. Eggers will durchsetzen, dass in der zweiten Woche das Rechtsabbiegen aus der Harksheider-Straße in die Schleswig-Holstein-Straße möglich gemacht wird. Hachmeister: „Wenn das nicht klappt, können wir uns rechtliche Schritte vorstellen.“
Ingenieur Pohl machte Eggers keine Hoffnung, dass die Abbiegemöglichkeit geschaffen wird. „Die planerischen Vorgaben sind in der Kürze der Zeit nicht mehr zu regeln.“ Er betonte aber, dass das Abbiegen de facto nur an zwei Tagen während der Bauarbeiten nicht möglich sei.