Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer informiert in Norderstedt über den A-7-Ausbau auf sechs beziehungsweise acht Spuren. Er setzt auf Kommunikation und ein besseres ÖPNV-Angebot.

Kreis Segeberg. Der Ausbau der Autobahn 7 auf sechs Spuren in Schleswig-Holstein und acht in Hamburg ist dringend erforderlich. Aber die Baustellen werden den Städten und Gemeinden mehr Verkehr bringen, die Unternehmen werden Einbußen verkraften müssen. So sehen Politiker, Wirtschaftsförderer und Verwaltungschefs Norddeutschlands größtes Straßenbauvorhaben, das in dieser Woche in Hamburg mit der Einrichtung der Baustelle in Stellingen, wo die Eisenbahnbrücke Langenfelder Damm über die A 7 abgerissen und neu gebaut wird, begonnen hat.

Auf Schleswig-Holsteiner Gebiet soll es im September losgehen. Mitte Juni will die Deges die Aufträge vergeben, noch sind zwei deutsche Bieter im Rennen. „Im ersten Abschnitt wird das Teilstück zwischen Bordesholm und Neumünster erweitert“, sagte Christian Rohde von der Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH), die das Großprojekt für den Bund plant. Auf Hamburger Gebiet werde der Verkehr ab Ende Juni für zunächst zwei Jahre über die östliche Seite, danach zwei Jahre lang über die westliche Seite geführt.

„Dass wir die Leistungsfähigkeit der A 7 verbessern, ist unverzichtbar, wenn Schleswig-Holstein und Deutschland insgesamt zukunftsfähig bleiben sollen“, sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, der mehr als 200 Vertreter von Kommunen, Verbänden und Unternehmen im Norderstedter Rathaus über den Baustart informierte. Zugehört hat auch Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse. „Wir rechnen damit, dass der Verkehr auf der Schleswig-Holstein-Straße zunehmen wird“, sagte Bosse. Auto- und Lkw-Fahrer würden die Autobahn in Kaltenkirchen verlassen, um dann entweder über die Bundesstraße 4 oder durch Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und dann weiter über die Schleswig-Holstein-Straße Richtung Hamburg zu fahren.

Während der Bauzeit auf der Autobahn wird auch die Ulzburger Straße attraktiver gestaltet, die Arbeiten könnten ohnehin schon zu Verkehrsbehinderungen führen. „Da ist denkbar, dass wir an der Kreuzung Schleswig-Holstein-/Kohtla-Järve-Straße Schilder aufstellen, damit nicht zusätzlich Ausweichverkehr in die Ulzburger Straße kommt und die Staus verlängert“, sagte der Dezernent.

Mit mehr Verkehr auf der Hamburger Straße rechnet Jens Richter, büroleitender Beamter in Henstedt-Ulzburg. „Da sich der Verkehr schon jetzt dort staut und die Ausweichler merken werden, dass es durch die Dörfer nicht schneller geht, bleibt so mancher dann vielleicht doch auf der Autobahn“, sagt er. „Wir sind mit der AKN im Gespräch, um die Zahl der Park-and-Ride-Plätze zu erhöhen“, sagt Kaltenkirchens Wirtschaftsförderer Alfred Vahl. Zudem rege er in den Unternehmen an, Fahrgemeinschaften zu bilden.

„Bad Bramstedt ist mit der Ortsumgehung gerüstet, Ausweichverkehr aufzunehmen“, sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach. Defizite bei der Autobahn-Umleitungsbeschilderung wurden und sollen noch behoben werden.

„Eher kontraproduktiv ist die Hamburger Entscheidung, die P+R-Nutzung gebührenpflichtig zu machen“, sagt Keno Kramer, Sprecher des Wirtschaftsverbundes Nordgate. Der Ausbau der A 7 sei aus Sicht der Nordgate-Partner erforderlich, während der Bauphase werde es aber zu Auswirkungen auf die Wirtschaft kommen. Um diese zu minimieren, müssten Unternehmer, Pendler und öffentliche Hand an einem Strang ziehen. Nach der Infoveranstaltung im Norderstedter Rathaus habe er den Eindruck, dass die öffentliche Hand das Thema ernst nehme. Dazu zähle auch die ÖPNV-Optimierung – die AKN bekommt im nächsten Jahr die neuen Züge, die rund ein Drittel mehr Fahrgäste aufnehmen können. „Außerdem sind wir in Gesprächen, um zu ermitteln, ob und wie wir den Nahverkehr weiter stärken und für die Pendler attraktiver gestalten können“, sagt AKN-Sprecherin Christiane Lage. Die Deutsche Bahn will zusätzliche Züge einsetzen, sie hat das Sitzplatzangebot ihrer Regionalexpress-Züge zwischen Hamburg und Kiel schon auf 800 erhöht.

Darauf setzt auch Minister Meyer, der davon ausgeht, dass die Autobahn durch die Baustellen rund 15 Prozent an Leistungsfähigkeit einbüßt. Umleitungsstrecken sollen nicht ausgeschildert, vor allem der Schwerlastverkehr nicht unnötig in die Städte und Gemeinden geschickt werden. Meyer setzt auf Kommunikation, die Autofahrer sollen durch Hinweisschilder auf der A 7, in den Medien und durch Apps fürs Handy jederzeit über Staus informiert werden. Die Spuren werden verbreitert, die Auffahrten verlängert.

Gedacht ist auch daran, das Sonntagsfahrverbot für Lkw aufzuheben. So könne der größte Engpass am Montag früh entlastet werden. Im Hamburger Hafen arbeiteten die Unternehmen mit Hochdruck daran, Schichten zu verändern und so den Verkehr zu entzerren. „Wir müssen den volkswirtschaftlichen Schaden auf ein Minimum reduzieren“, sagte Meyer.

Im September geht es los

In den nächsten Jahren werden die 65 Kilometer lange Strecke auf der A 7 von Bordesholm bis Hamburg sechsspurig und die 14 Kilometer in Hamburg bis zum Elbtunnel achtspurig ausgebaut. Der Startschuss zum größten Straßenbauprojekt in Norddeutschland ist in dieser Woche gefallen. Die Baustelle in Stellingen wurde eingerichtet. Dort soll die Eisenbahnbrücke Langenfelder Damm über die Autobahn abgerissen und neu gebaut werden.

Im September soll der Startschuss auf schleswig-holsteinischem Gebiet fallen. Im ersten Abschnitt wird die Teilstrecke zwischen Bordesholm und Neumünster von vier auf sechs Spuren erweitert. „Noch können wir nicht genau sagen, wie es dann weitergeht“, sagt Christian Rohde von der Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH), die das Großprojekt für den Bund plant. Nach dem ambitionierten Zeitplan sollen die Arbeiten in Schleswig-Holstein 2018 beendet sein, in Altona voraussichtlich vier Jahre später.

340 Millionen Euro kostet der Ausbau auf schleswig-holsteinischem und 800 Millionen Euro auf Hamburger Gebiet, die Finanzierung erfolgt aus den Einnahmen der Lkw-Maut.