Vier Menschen starben 2013 auf den Straßen in Norderstedt. Das ergibt sich aus der aktuellen Unfallstatistik der Polizei. Im Vorjahr hat es 1645-mal gekracht, 212-mal häufiger als noch 2012.
Norderstedt. Nicht nur die Zahl der Unfälle ist gestiegen, sondern es sind auch mehr Menschen auf den Straßen ums Leben gekommen. Das ist das Fazit der aktuellen Unfallstatistik für Norderstedt, die Kai Hädicke-Schories, Verkehrsbeauftragter der Polizei, vorgestellt hat. „Bei den Verkehrstoten hat sich die Statistik leider entgegen den Trends in Bund, Land und Kreis entwickelt“, sagt Hädicke-Schories. Vier Menschen wurden im Jahr 2013 bei Unfällen getötet, doppelt so viele wie 2012. Insgesamt hat es 1654-mal auf Norderstedts Straßen gekracht, 212-mal häufiger als im Jahr zuvor. Auch die Zahl der Verletzten ist gestiegen, von 418 auf 433, davon kamen 26 mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser.
Als häufigste Unfallursache hat die Polizei individuelles Fehlverhalten ausgemacht. Mehr als die Hälfte der Zusammenstöße gehen laut Polizeistatistik darauf zurück, dass Autofahrer die Vorfahrt missachten, Fehler beim Abbiegen machen, auf der Straße wenden oder rückwärts fahren. Alkohol und Drogen am Steuer sind zusammengenommen nur in zehn Prozent der Fälle verantwortlich dafür, dass es kracht. Auch erhöhte Geschwindigkeit spielt mit einem Anteil von fünf Prozent nur eine Nebenrolle. Gegen Fahrfehler sei die Polizei relativ machtlos.
Und die waren überwiegend die Ursache für die tödlichen Unfälle, von denen sich zwei auf der Schleswig-Holstein-Straße ereigneten. Am 19. Juli starb ein 19 Jahre alter Motorrad-Fahrer, als er ein Auto überholen wollte. Der Autofahrer bremste, er wollte eine Kollision mit einem Transporter verhindern, der in der Gegenrichtung überholte. Der Kradfahrer prallte gegen das Fahrzeug-Heck, stürzte und wurde vom Transporter erfasst und tödlich verletzt. Viel zu schnell war der 58-jährige Ferrari-Fahrer unterwegs, der am 29. Dezember hinter der Einmündung Stormarnstraße ins Schlingern und auf die Gegenfahrbahn geriet. Dort prallte der Sportwagen mit einem Kleinwagen zusammen, beide Insassen starben. Am 19. Februar dieses Jahres starben wieder zwei Männer, wieder geriet ihr Fahrzeug ins Schlingern.
„Daher können wir nicht völlig ausschließen, dass der Fahrbahnbelag eine Rolle spielt“, sagt Hädicke-Schories. Ein Labor hat den Asphalt untersucht, die Polizei rechnet demnächst mit Ergebnissen. Es gibt aber, so der Polizeisprecher, ohnehin die Absicht des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr, die Fahrbahn zu sanieren. Der Zeitraum stehe aber noch nicht fest. Die Grünen wollen sich auf Landesebene dafür stark machen, dass auf der Schleswig-Holstein-Straße durchgängig Tempo 60 gilt und an der Einmündung Am Exerzierplatz eine Ampel und Blitzgeräte aufgestellt werden – dafür spricht sich auch Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote aus (wir berichteten).
Häufig krache es an der Einmündung Schleswig-Holstein-/Stormarnstraße. Die Ecke sei unübersichtlich: In Richtung Süden führe eine Spur geradeaus, auf der anderen stauten sich die Fahrzeuge, die in die Poppenbütteler Straße abbiegen wollen. Auto- und Motorradfahrer, die von der Schleswig-Holstein-Straße nach links in die Stormarnstraße einbiegen, nutzten die Staulücken, übersehen aber Fahrzeuge, die geradeaus Richtung Süden fahren.
Und auch die Einmündung Poppenbütteler Straße/Schleswig-Holstein-Straße sei ein Unfallschwerpunkt. „Deswegen plädieren wir dafür, dass die Einmündung der Poppenbütteler Straße in die Schleswig-Holstein-Straße wie geplant so schnell wie möglich zur Stormarnstraße verlegt wird“, sagt Hädicke-Schories. Dann gebe es eine neue Kreuzung und zwei Gefahrenpunkte weniger.
Sehr zufrieden zeigt sich die Polizei mit dem neuen Kreisel und Tunnel am Ochsenzoll. Schon während der Bauzeit hätten sich deutlich weniger Unfälle ereignet als vorher. Und auch der Kreisel senke grundsätzlich das Unfallrisiko, aber: Seit der offiziellen Einweihung Anfang November habe es 17-mal geknallt, weil Autofahrer im Kreisverkehr die Spur gewechselt haben. „Es blieb zwar bei Blechschäden, aber auch die müssen nicht sein“, sagt der Verkehrsbeauftragte. Offensichtlich kommen die Autofahrer nicht damit klar, dass es zwar zwei Fahrstreifen, aber keine markierte Trennlinie gibt. „Da die Markierung nicht mehr vorgeschrieben ist, haben wir zunächst darauf verzichtet“, sagt Hädicke-Schories. Doch angesichts der Unfallhäufigkeit stelle sich die Frage, ob eine Markierung „light“ angebracht ist, die nach einer gewissen Zeit von selbst wieder verschwindet, den Kreiselfahrern aber bis dahin als Orientierung dient.
Außerdem wünscht sich die Polizei, dass die Segeberger Chaussee an der Einmündung Glashütter Damm aufgeweitet wird und eine Linksabbiegespur bekommt. Diese Maßnahme, die Hädicke-Schories als „I-Tüpfelchen“ des neuen Verkehrsknotens Ochsenzoll bezeichnet, würde verhindern, dass sich der Verkehr nach dem Kreisverkehr in Richtung Segeberg staut. Und auch weitere Verkehrskreisel stehen auf dem Wunschzettel der Polizei, denn sie erhöhten die Verkehrssicherheit enorm. Durchschnittlich komme es dort nur zu 2,8 Unfällen im Jahr. Der Kreisel an der Horst-Embacher-Allee ist schon fertig, der an der Kreuzung Oadby-and-Wigston-Straße/Rantzauer Forstweg soll demnächst eröffnet werden.