Das Garsteder Dreieck soll zur neuen Heimat für über 2000 Neubürger in Norderstedt werden. Nachdem sich die Bauarbeiten im Quartier verzögert hatten, gehen nun die ersten Projekte in die Realisierung.
Norderstedt Noch ist es eine idyllische Knicklandschaft, das 110 Hektar große Areal zwischen Buchenweg, der U-Bahn-Linie und der Kohfurth, besser bekannt als Garstedter Dreieck. In Zukunft werden hier mehr als 2000 Norderstedter in über 1000 Wohnungen und Häusern ihr neues Zuhause finden.
Doch der Start des Wohnungsbaus verzögerte sich seit dem vergangenen Jahr. Die Norderstedter Wohnungsunternehmen Plambeck und Adlershorst sowie die BIG Bau-Unternehmensgruppe teilen sich die Bebauung des Dreiecks. Die BIG sollte als Erstes mit der Realisierung ihre Pläne nach der Fertigstellung der Horst-Embacher-Allee im Mai 2013 beginnen. Doch die ehemalige WoBau Schleswig-Holstein legte die Pläne zunächst auf Eis, weil sie mit der Formierung eines neuen Vorstands beschäftigt war. „Jetzt liegen alle Bauanträge vor, und ich rechne in vier bis sechs Wochen mit dem Beginn der Bautätigkeit im Dreieck“, sagt Thomas Bosse, Norderstedts Baudezernent im Rathaus. „Das wird jetzt Schlag auf Schlag gehen.“
Allein Plambeck und Adlershorst investieren 59 Millionen Euro
Die drei Wohnungsbauunternehmen lassen im ersten Bauabschnitt etwa 500 Wohnungen auf der westlichen Fläche des Garstedter Dreiecks entstehen, links und rechts der Horst-Embacher-Allee. Allein Adlershorst und Plambeck investieren zusammen 59 Millionen Euro. Jede Gesellschaft schafft gut 160 Wohneinheiten. Geplant sind vornehmlich Geschosswohnungen, frei vermietete und Sozialwohnungen sollen sich mischen.
Und auch westlich der U-Bahn-Haltestelle am Richtweg, an der östlichen Spitze des Dreiecks, gibt es nun Pläne für den Bau von 211 Wohnungen. Im Ausschuss für Stadtentwicklung (am heutigen Donnerstag, 18.15 Uhr, Sitzungsraum 2, Rathaus) wird das „Solardorf Garstedt“ vorgestellt. Der Entwurf der Planungsgemeinschaft Blauraum/Argos ging als Siegerentwurf aus einem Auslobungsverfahren der Stadt und des Investors, der Schilling Immobilien GmbH, hervor.
„Wir suchten eine Lösung, die mit den Knicks an dieser Stelle umgeht“, sagt Bosse. blauraum habe es mit dem Solardorf geschafft, das Wohnen mit dem Knick zu vereinen. „Der Entwurf lebt nicht im Knick, er lebt mit dem Knick, urteilte ein Fachrichter in der Jury“, sagt Bosse. Blauraum möchte vier Gebäudeensembles in die Knicklandschaft stellen, die jeweils aus drei sich zugewandten Häusern bestehen – der Charakter eines Bauernhofes entsteht. „Für jeden Hof wird ein Sockel in den Knick gebaut. Darin verschwinden die Tiefgarage, Abstellräume, Technikflächen und andere gemeinsam genutzte Funktionen“, sagt Bosse. Auf dem Sockel entstehen die Hoffläche und die Wohnungen, frei finanziert und mindestens 30 Prozent davon gefördert. Die „soziale und demografische Durchmischung“ sei gewährleistet. Die Wiesenräume rund um die Höfe sollen erhalten bleiben und durch Gemeinschaftsgärten, Spielbereiche für Kinder oder Sportflächen ergänzt werden.
Das Energiekonzept der Häuser strebt das Effizienzhaus-Plus-Niveau an. Geplant ist ein Mix aus Eisspeichern, Wärmepumpen, Solarthermie und Fotovoltaik. „Wir als Stadt würden gerne noch Elektroautos in das Konzept integrieren. Aber da sind wir darauf angewiesen, dass der Eigentümer der Grundstücke mitmacht“, sagt Bosse.
Die Nachbarn der Solardörferbefürchten die Zerstörung ihrer Idylle
In Nachbarschaft zu den Solarhöfen befinden sich Einfamlienhäuser. Die Anwohner haben in den letzten Jahrzehnten die Idylle im Knick für sich allein gehabt und befürchten nun, dass die Neubebauung den Charakter der Gegend völlig zerstört. Denn der Blauraum-Entwurf sieht zum Teil bis zu vier Geschosse mit Staffelgeschoss vor. „Das sind doch ziemlich große Kästen, viel zu hoch. Das passt hier nicht hin und stößt überall in meiner Nachbarschaft auf Widerstand“, sagt eine Anwohnerin, die die Pläne studiert hat, aber lieber unerkannt bleiben möchte. „Es ist uns klar, dass wir die Bebauung nicht grundsätzlich verhindern können. Aber bei der Gestaltung würden wir gerne unsere Bedenken anmelden.“
Thomas Bosse relativiert: „Drei Geschosse plus Staffel sind im Garstedter Dreieck grundsätzlich angestrebt. Aber es kann auch mal ein Vierer oder auch nur ein Zweier darunter sein. Das Gute an dem
Blauraum-Entwurf: Was die Bebauung angeht, kann man machen, was man will – man kann spielen mit dem Entwurf.“ Die Planung für die Solarhöfe in Garstedt steht ganz am Beginn. Im Ausschuss am Donnerstag will sich die Stadtverwaltung grünes Licht für die Öffentlichkeitsbeteiligung abholen. Danach soll es eine Vorstellung des Projektes in der Gottfried-Keller-Schule geben. Bosse: „Etwa eineinhalb Jahre wird die Planungsphase dauern.“