Im Restmüll der Norderstedter Bürger finden sich bis zu 40 Prozent Biomüll – auch bei denjenigen, die angeblich ihre Abfälle aus Küche und Garten auf dem eigenen Kompost entsorgen. Sie sollen jetzt Biotonnen nutzen.

Norderstedt Das Norderstedter Betriebsamt macht Ernst mit der Abfallwirtschaftssatzung – und schickt die Mülldetektive in die Garagen und Vorgärten der Norderstedter. Ziel der „flächendeckenden Überprüfungsoffensive“: Der Komposthaufen und die Restmülltonne. Sinn der Aktion: Die Menschen zur korrekten und konsequenten Mülltrennung bewegen. Denn damit nehmen es die Bürger in der Stadt laut Betriebsamt immer noch nicht so genau – und verstoßen damit laufend gegen ihre gesetzliche Pflicht, die Müllarten weitestgehend getrennt zu entsorgen, zum Beispiel also biologischen und organischen Müll aus der Restmülltonne zu verbannen.

„Wir suchen uns diese Option zur Überprüfung nicht aus – wir sind als Stadt gesetzlich dazu verpflichtet. Wir haben für die größtmögliche Trennung des Mülls zu sorgen“, sagt Martin Sandhof, Leiter des Betriebsamtes. Bei der Hausmüllanalyse im April, bei der Studierende und Mitarbeiter der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) untersuchten, was die Norderstedter so alles in ihre Restmüllbehälter werfen, ergab sich laut Sandhof ein erschreckendes Bild der Mülltrennungs-Disziplin: Fast 40 Prozent des Mülls in allen Norderstedter Restmüllbehältern seien Küchen- und Bioabfälle.

14.600 angemeldete Biotonnen gibt es in Norderstedter Haushalten. 6000 Tonnen Biomüll landen jährlich zur klimafreundlichen Energieerzeugung auf dem Gelände des Kompostwerks Bützberg in Tangstedt. Doch das soll besser werden. Überprüft werden sollen jetzt vor allem die 2400 Grundstückseigentümer in Norderstedt, die „Eigenkompostierer“ sind, sich also von der Biotonne befreien ließen, weil sie in ihrem Garten einen Komposthaufen zur Entsorgung von Biomüll haben. Doch die Hausmüllanalyse des Betriebsamtes hat ergeben, dass bei diesen Bürgern Essensreste, Gartenabfall, Laub und Rasenschnitt 37,2 Prozent des Inhaltes in den Restmüllbehältern ausmachen.

„Zusammen mit dem Restabfall werden diese bewussten oder unbewussten Fehlwürfe an Biomüll teuer verbrannt“, sagt Sandhof. Wer nämlich glaubt, er spare Geld, wenn er auf eine Biotonne verzichtet und stattdessen mal im Restmüll oder auf dem Kompost entsorgt, der irre sich, sagt Sandhof. „Der Kunde zahlt mehr, wenn er mehr Restmüll hat. Da kommt ihn eine kleine Biotonne im Vergleich günstiger.“

Entsprechend versucht es das Betriebsamt vor der Kontroll-Offensive mit einem Appell. Die „Eigenkompostierer“ bekommen in diesen Tagen Post vom Betriebsamt. Das Schreiben soll sie davon überzeugen, dass trotz eines Kompost im Garten die Biotonne Sinn mache. Denn, so heißt es in dem Schreiben: „Sie haben aber häufig zu viel Rasenschnitt oder Vertikutiergut? Oder die Arbeit wird Ihnen einfach zu viel? Sie wissen, wie aufwendig es ist, zum Beispiel Speisereste (Tellerreste oder Verdorbenes mit Schimmel), gespritzte Zitrusfrüchte oder Blätter, die von Mehltau oder anderen Schädlingen befallen sind, fachgerecht im eigenen Garten zu kompostieren. In einem Biokompostwerk, das zudem klimafreundliche Energie herstellt, ist das alles kein Problem.“

Sandhof räumt ein, dass die Stadt bei der Versendung der Briefe Fehler gemacht habe. „Wir nutzten alte Datensätze. Ärgerlicherweise haben wir bereits Verstorbene angeschrieben. Und Bürger, die längst ein Biotonne haben. Da müssen wir uns entschuldigen.“ Doch die Stadt wolle mit dem Schreiben und der angekündigten Überprüfungs-Offensive eben zeigen, dass sie es ernst meint. „Wir machen keine Hexenjagd auf Müllsünder. Aber wir wollen, dass auch die Bürger das Thema ernst nehmen.“

In der Abfallwirtschaftssatzung der Stadt steht geschrieben, was erwischte Müllsünder zu erwarten haben. „Wenn wir Biomüll in der Restmülltonne finden, dann lassen wir sie stehen“, sagt Sandhof. Und der Bürger müsse dann selbst seinen Müll auseinander pflücken. Wer vorsätzlich oder fahrlässig Biomüll in die Restmülltonne schmeißt, begeht darüber hinaus eine Ordnungswidrigkeit. Diese kann die Stadt mit einem Bußgeld in Höhe von 10 bis 500 Euro ahnden.

Mit der klima- und umweltgerechten Verwertung der Bioabfälle auch aus Norderstedt werden hauptsächlich ökologische Effekte verfolgt: Der Bioabfall wird von der Stadtreinigung Hamburg doppelt genutzt – zum einen zur Biogaserzeugung und zum anderen anschließend zur Herstellung von Kompost. Martin Sandhof: „Norderstedter Kunden, die ihren Biomüll über die Biotonne verwerten lassen, tragen so nachhaltig zu einer klimafreundlichen Entwicklung bei.“