Fahrschüler, Eltern und Verkehrsexperten sind sich einig: Das “Begleitete Fahren mit 17“ ist eine gute Sache.

Henstedt-Ulzburg. "Ich kann nichts dagegen machen. Immer wenn Janne bremst, muss ich automatisch mitbremsen. Das ist wie ein Reflex," sagt Carsten Wurr. Der 55-Jährige ist mit seiner Tochter unterwegs: Janne ist 17 - die Gymnasiastin aus Henstedt-Ulzburg hat den Führerschein, muss aber bis zu ihrem 18. Geburtstag immer eine Begleitperson an ihrer Seite haben, wenn sie sich in den Straßenverkehr begibt. Dieses Konzept heißt "Begleitetes Fahren mit 17", wurde im Jahr 2005 in Schleswig-Holstein eingeführt und erfreut sich seither sowohl bei Fahrschülern und deren Eltern, als auch bei den Fahrlehrern großer Beliebtheit.

An der eigentlichen Führerscheinausbildung und Prüfung ändert sich nichts - allerdings erhält man erst mit 18 die uneingeschränkte Fahrerlaubnis. Vorher darf man sich nur hinters Steuer setzen, wenn eine Begleitperson, die schon vor der ersten Fahrstunde "angemeldet" werden muss, dabei ist. So eine Begleitperson muss mindestens 30 Jahre alt sein, seit mindestens fünf Jahren eine Fahrerlaubnis besitzen, sie darf nicht mehr als drei Punkte im Verkehrszentralregister haben. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann's losgehen - der 17-Jährige gilt dann als verantwortlicher Fahrzeugführer. Auch beginnt die Probezeit dann schon mit dem 17. und nicht erst mit dem 18. Geburtstag. In den allermeisten Fällen ist es ein Elternteil, der den sicherlich nicht einfachen Job als Beifahrer übernimmt.

Bei Janne und ihren Eltern Beate und Carsten Wurr klappt das gemeinsame Fahren offenbar ausgezeichnet. "Meine Eltern korrigieren mich kaum in meiner Fahrweise, sondern eigentlich nur, wenn ich konkrete Fragen habe. Außerdem ist es praktisch, dass Papa für mich einparken kann!", sagt die Schülerin. Auch Papa Wurr ist davon überzeugt, dass der Führerschein mit 17 eine gute Sache ist: "Ich habe noch zwei ältere Söhne, die beide ihren Führerschein noch mit 18 gemacht haben, und ich weiß jetzt schon, dass ich bei Janne beruhigter sein werde, wenn sie das erste Mal alleine losfährt".

Auch Fahrlehrer Ernst Lohse aus Kaltenkirchen hält das begleitete Fahren mit 17 für eine gute Sache. "Die Unfallzahlen in den ersten Monaten mit dem Führerschein sind merklich zurückgegangen", sagt er. Diese Einschätzung wird auch vom TÜV Nord bestätigt.

Und der CDU-Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann aus der Gemeinde Seth, der im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung für das Thema Verkehrssicherheit zuständig ist, kann sogar mit konkreten Zahlen aufwarten: "Die Teilnehmer des Modellversuchs begingen im Vergleich zu Gleichaltrigen rund 20 Prozent weniger Verkehrsverstöße. Außerdem verursachen sie 30 Prozent weniger Unfälle."