43 Jahre nach seiner ersten Tat wurde der fünffache Frauenmörder Hans-Jürgen S. aus Henstedt-Ulzburg vom Kieler Landgericht verurteilt.
Kiel/Henstedt-Ulzburg. Für den Mord an fünf Frauen in Norddeutschland muss der 65-jährige Handwerker Hans-Jürgen S. aus Henstedt-Ulzburg lebenslang hinter Gitter. Mit seinem Urteil folgte das Kieler Landgericht gestern in weiten Teilen dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidiger hatten in ihrem Plädoyer dagegen eine Strafe unterhalb von lebenslang gefordert. Der Angeklagte hatte zu Prozessbeginn Ende Dezember ein Geständnis abgelegt. "Ich kann nur noch einmal wiederholen, dass mein damaliges Verhalten für mich heute unfassbar bleibt", ließ Hans-Jürgen S. über seine Anwälte mitteilen.
+++Mordserie nach 27 Jahren geklärt+++
+++Die Spur 88 führte schließlich zum Mörder+++
Nach seinem fünften Mord im Jahr 1984 an der 18-jährigen Schwesternschülerin Gabriele S. hatte der Henstedt-Ulzburger, wie berichtet, noch 27 Jahre unentdeckt gelebt, zuletzt nur rund einen Kilometer entfernt von der Mutter der Schwesternschülerin. Erst 42 Jahre nach dem ersten Mord waren die Ermittler vergangenes Jahr durch verfeinerte DNA-Untersuchungsmethoden auf seine Spur gestoßen. Eine Speichelprobe seines Bruders war dem heute 65-Jährigen zum Verhängnis geworden - sie ähnelte seinem eigenen Erbmaterial. In Haft gestand er vier weitere Morde aus dem Zeitraum 1969 bis 1972.
Zunächst tötete Hans-Jürgen S. im Juni des Jahres 1969 die 22-jährige Jutta M. in der Nähe ihres Elternhauses in Norderstedt. Nach ihrem Tod verging er sich an der Leiche. Dies war gleichzeitig der erste Geschlechtsverkehr des Mannes überhaupt. "Er wollte endlich mal Sex haben, notfalls mit Gewalt", hatte Staatsanwalt Matthias Daxenberger in seinem Plädoyer ausgeführt. Im Oktober des Jahres 1969 fing er dann die 16-jährige Renate B. ebenfalls in Norderstedt auf dem Heimweg von einem Tanzlokal ab. Nächstes Opfer des Handwerkers wurde im Juli 1970 in Hamburg-Langenhorn die 22-jährige Angela B., im Jahr 1973 brachte Hans-Jürgen S in Norderstedt die 15-jährige Ilse G. um. Sein letztes Opfer, die Schwersternschülerin Gabriele S., vergewaltigte er im Jahr 1984 zunächst, bevor er die Anhalterin schließlich tötete. Dadurch wollte der Henstedt-Ulzburger seine Entdeckung verhindern. In den anderen Fällen hatte er sich an drei Leichen vergangen. Danach legte er sie teilweise an entfernten Orten ab.
Ein psychiatrischer Sachverständiger hatte dem Angeklagten zwar Mängel in der Persönlichkeit, aber volle Schuldfähigkeit in allen fünf Fällen bescheinigt. Hintergrund der Taten seien Kränkungen oder Frustrationen gewesen. Ein Sexualmediziner attestierte dem Mann dagegen einen sadistischen Sexismus. Deshalb sei zumindest bei den ersten beiden Morden eine Minderung der Schuldfähigkeit wahrscheinlich und in den Fällen drei und vier nicht auszuschließen. Abschließend hatte sich der 65-Jährige bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt: "Es tut mir sehr leid, was ich vor mehreren Jahrzehnten gemacht habe." Er sei in den vergangenen 20 Jahren zu einem anderen Menschen geworden.