Auch die Technik hätte den Zugführer in Wolfsburg nicht bremsen können. Bahn erstattet Kunden den vollen Ticket-Kaufpreis. Fahrplan war Schuld.
Wolfsburg. Ein falscher Fahrplan war die Ursache dafür, dass ein ICE in Wolfsburg nicht gestoppt hat. Es ist die zweite Bahnpanne binnen weniger Wochen dort. Am Montag fuhr der ICE 551 auf dem Weg von Köln nach Berlin durch die Haltestelle der Autostadt. Rund 40 Fahrgäste konnten erst in Stendal (Sachsen-Anhalt) bei einem außerplanmäßigen Halt den Zug verlassen. Ein ICE, aus Berlin kommend, hielt dann ebenfalls außerplanmäßig dort und nahm die Fahrgäste zurück nach Wolfsburg.
Grund für diesen unfreiwilligen Umweg war nicht die Vergesslichkeit des Zugführers, sondern ein organisatorischer Fehler. Der Mann war mit einem falschen Fahrplan unterwegs. Dieser gelte erst ab August, wie die Bahn gestern mitteilte. Dass ein technischer Defekt zur Panne geführt haben könnte, schloss Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis aus, da die Technik der Züge nichts mit dem Haltevorgang zu tun hätte: "Wenn man eine Ausfahrt auf der Autobahn verpasst, hat das auch nichts mit dem Auto zu tun." Beim Abspeichern des Fahrplans auf seinem Display war dem Zugführer offenbar ein Fehler unterlaufen.
Die Bahn will Betroffenen den Kaufpreis ihres Zugtickets erstatten; Fahrgäste sind aufgerufen, sich bei der Bahn zu melden. 30 000 DB-Züge fahren täglich durch Deutschland, solche Vorfälle wie in Wolfsburg seien ärgerlich und selten, so Meyer-Lovis. Solange Züge von Menschen gelenkt würden, könnten Fehler passieren. Karl-Peter Naumann, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn, bestätigt: "So etwas kann passieren. Entscheidend ist, dass zu keinem Zeitpunkt Fahrgäste gefährdet waren." Bereits im Juni hielt ein ICE wegen eines falschen Fahrplans nicht in Wolfsburg.
Auf der Strecke Hannover-Berlin führen seit Monaten Bauarbeiten zu wechselnden Fahrplänen. Da im Juli der üblicherweise in Wolfsburg haltende Intercity über Magdeburg umgeleitet wird, war für den ICE nach Berlin ein zusätzlicher Halt in Wolfsburg eingeplant. Der Lokführer hatte aber nicht nur einen falschen Fahrplan, sondern das Signal war auch offenbar bereits auf Grün für Weiterfahrt geschaltet. Anfang Juli hatte es auch in Richtung Hamburg Probleme gegeben: Der Lokführer eines ICE aus München hielt nicht wie geplant in Celle. Damals mussten Fahrgäste, die in Celle aussteigen wollten, bis Uelzen mitfahren.