Der CDU-Politiker hat seine Amtsgeschäfte wieder aufgenommen. Unterdessen gibt es Vorwürfe, er habe sogar seinen Doktorvater falsch zitiert.

Hannover. Die Vorwürfe gegen Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) nehmen kein Ende. Der Politiker, der sich Plagiatsvorwürfen gegen seine Doktorarbeit erwehren muss, soll laut "Spiegel" sogar seinen Doktorvater falsch zitiert haben. An etlichen Stellen verweise er auf Werke seines Promotionsbetreuers Dieter Wagner, Vize-Präsident der Universität Potsdam, verstoße aber mehrfach gegen die wissenschaftlichen Standards, berichtete das Nachrichtenmagazin am Samstag. So beziehe sich der CDU-Politiker in einer Fußnote auf die Seite 275 einer Veröffentlichung seines Doktorvaters – der entsprechende Band habe aber nur 186 Seiten. Zudem gebe es den aufgegriffenen Gedanken darin gar nicht.

Auch mit dem Literaturverzeichnis habe es der derzeitige Vorsitzende der Kultusministerkonferenz nicht genau genommen. Buchtitel seien ungenau wiedergegeben und ein Werk seines Doktorvaters, das er in einer Fußnote aufführe, fehle im Verzeichnis.

Nach einer Analyse des Wochenmagazins „Die Zeit“ finden sich auf 88 von 114 Seiten Hinweise, dass Althusmann sich aus fremdem geistigen Eigentum bedient hat, ohne dies in der notwendigen Weise deutlich zu machen. Althusmann bestreitet aber einen Täuschungsversuch. Für „mögliche handwerkliche Fehler“ bat er bereits um Entschuldigung. Die Uni Potsdam prüft die Vorwürfe.

Trotz der aktuellen Plagiatsvorwürfe will Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann keine Termine ausfallen lassen. „Er hat bereits gestern seine Amtsgeschäfte wieder aufgenommen“, sagte ein Sprecher des CDU-Politikers am Freitag in Hannover. Ein Minister müsse in der Lage sein, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen und somit auch diese Privatangelegenheit neben seinen Amtsgeschäften zu erledigen. Für die nächste Woche sei jedoch bislang kein Termin geplant.

Althusmann wolle zudem schnellstmöglich in einer wissenschaftlichen Stellungnahme auf die Kritik an seiner Dissertation reagieren. „Es gibt aber noch keinen konkreten Zeitpunkt“, betonte der Sprecher. Die Analyse sei sehr umfangreich und werde sicher einige Tage dauern. Es sei nicht geplant, externe Hilfe zurate zu ziehen. Ob seine Rechtfertigung auch im Internet veröffentlicht werde, könne er nicht sagen. „Das ist seine private Entscheidung udn die müssen wir abwarten.“

Althusmann werden in seiner Doktorarbeit viele Fehler beim Zitieren fremder Quellen vorgeworfen. An der Universität Potsdam beschäftige sich der für Althusmann zuständige Dekan mit den Vorwürfen. Ob anschließen eine Kommission zur Feststellung wissenschaftlichen Fehlverhaltens angerufen wird, ist noch unklar. Nach Einschätzung von Althusmann wird die Untersuchung der Universität etwa vier Wochen dauern.

Ministerpräsident David McAllister (CDU) appelliert angesichts der Kritik an Althusmann und den Rücktrittsforderungen für einen geduldigen Umgang. „Der Ball liegt bei der Uni“, betonte ein Sprecher der Staatskanzlei. Das Verfahren sei jetzt Sache „derjenigen, die sich mit solchen Dingen auskennen – in diesem Fall der Promotionsausschuss der Universität Potsdam." (dpa)