Lüneburger Politiker fordern Überprüfung der Plagiatsvorwürfe gegen Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU).
Lüneburg. Der Plagiatsverdacht gegen den niedersächsischen Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) hat bei den Politikern in seiner Lüneburger Heimat wie eine Bombe eingeschlagen. Sowohl Parteifreunde als auch Landtagskollegen waren überrascht über die Vorwürfe, es habe bei seiner Doktorarbeit Unregelmäßigkeiten gegeben. Althusmann hatte 2007 zum Thema "Prozessorganisation und Prozesskooperation in der öffentlichen Verwaltung - Folgen für die Personalentwicklung" an der Universität Potsdam promoviert.
Nach einem Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit" soll der derzeitige Vorsitzende der deutschen Kultusministerkonferenz (KMK) an vielen Stellen inhaltliche wie wörtliche Übernahmen aus anderen wissenschaftlichen Werken nicht als solche gekennzeichnet haben. Es hätten sich Unstimmigkeiten auf 88 von 114 untersuchten Seiten der Doktorarbeit gefunden. Die Universität Potsdam überprüft jetzt, ob es sich bei der gesamten Arbeit oder in Teilen um ein Plagiat handelt.
André Kleine-Möller, Vorsitzender der Lüneburger Jungen Union (JU) und Beigeordneter im CDU-Kreisvorstand sagte auf Rundschau-Anfrage, die Überprüfung der Doktortitel bei Politikern und allen anderen Trägern des wissenschaftlichen Grades sei in Ordnung. "Und der amtierende Vorsitzende der Kultusministerkonferenz muss sich gefallen lassen, überprüft zu werden. Auch wenn die Situation für Bernd Althusmann jetzt schwierig ist", so Kleine-Möller. Schließlich werde von jungen Leuten gefordert, sich an bestimmte und hohe Maßstäbe zu halten. "Also muss das auch für Politiker gelten." Ob Althusmann Fehler begangen habe, könne er nicht beurteilen, so der JU-Vorsitzende. "Das werden wir nach der Überprüfung der Uni Potsdam sehen."
Jedoch sagte er auch, er stelle es sich schwierig vor, neben dem Beruf zu promovieren. Althusmann hatte seine Doktorarbeit in der Zeit geschrieben, als er Landtagsabgeordneter und parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion gewesen war und damit beruflich sehr eingespannt. Den Posten hatte er von 2003 bis Juni 2009 inne, bis er zum Staatssekretär im Kultusministerium berufen wurde. Minister wurde er im April 2010.
Die politische Karriere begann 1990 mit dem Eintritt in die CDU. Er war Mitglied im Lüneburger Kreistag von 1994 bis 1996 und von 2001 bis 2006. Von 1996 bis 2008 war er Ratsherr der Stadt Lüneburg, von 2001 bis 2006 Fraktionsvorsitzender. Erst Anfang März vergangenen Jahres legte er nach mehr als zehn Jahren den Parteivorsitz in der Kreis-CDU nieder.
Sein Nachfolger als CDU-Kreisvorsitzender, der Bundestagsabgeordnete Eckhard Pols, will erst einmal das Ergebnis der Überprüfung durch die Universität Potsdam abwarten, bevor er sich äußert. "Doch ich bin überzeugt, dass Bernd Althusmann die Sache klären kann", sagte er. Der stellvertretende Vorsitzende und Chef der Kreistagsfraktion, Alexander Blume, wollte den Fall Althusmann nicht kommentieren. Die CDU-Landtagsabgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Die Lüneburger Landtagsabgeordneten Andrea Schröder-Ehlers (SPD) und Miriam Staudte (Grüne) hielten sich mit ihren politischen Stellungnahmen zurück. Schröder-Ehlers sagte: "Es stehen schwerwiegende Vorwürfe gegen Bernd Althusmann im Raum, die zügig von der Universität Potsdam aufgeklärt werden müssen. Aber es gilt zunächst die Unschuldsvermutung." Sollten sich die Anschuldigungen jedoch bestätigen, dann müssten entsprechende Konsequenzen gezogen werden. ,,Doch es ist zu früh, um sie konkret zu benennen", sagte sie.
Miriam Staudte spricht von einer pikanten Situation für Althusmann, hält sich bei der politischen Bewertung aber auch zurück. "Es muss rücksichtslos aufgeklärt werden", forderte sie.
Sollte die Überprüfung ähnliche Täuschungen zutage fördern wie in den Fällen des ehemaligen Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) und der FDP-Abgeordneten im Europäischen Parlament, Silvana Koch-Mehrin, denen jeweils der Doktortitel aberkannt worden war, dann müssten sofort Konsequenzen gezogen werden. Staudte: ,,Schließlich hat ein Kultusminister Vorbildfunktion für das gesamte Bildungswesen. Schüler und Studenten dürfen nicht abschreiben, Doktoranden schon gar nicht."