Für eine bessere Kadettenausbildung soll das Segelschulschiff laut Medienberichten zeitweise von Kiel nach Flensburg verlegt werden.

Kiel. Die "Gorch Fock" soll umziehen. Nach einem Bericht des Radiosenders NDR 1 soll das Segelschiff zeitweise von seinem Heimathafen Kiel nach Flensburg verlegt werden. An der dortigen Marineschüle Mürwik könne eine bessere Kadettenausbildung gewährleistet werden. So werde der neue Offizierslehrgang an Bord der Bark seine Segelvorausbildung erhalten, in dessen Rahmen die Kadetten im Hafen auch das Aufentern an den Masten trainieren. Nach dem Todesfall einer Kadettin hatte der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP) einen Übungsmast an Land gefordert, der in der Marineschule errichtet werden sollte. Diesen wird es vorerst nicht geben. Es fehlen nicht nur rund 600.000 Euro für die Maßnahme, auch der Betriebsschutz habe Einwände geäußert.

Sprecher der Marine und des Bundesverteidigungsministeriums wollten die Berichte bislang nicht kommentieren. Sie hätten keine entsprechenden Informationen und verwiesen auf Dienstag. Königshaus besichtigte am Montag die „Gorch Fock“ in Kiel, wie ein Marinesprecher bestätigte.

Laut NDR 1 Welle Nord soll das Segelschulschiff im September an die Marineschule verlegt werden und dort bis Ende Oktober bleiben. Die neuen rund 240 Kadetten treten demnach am 1. Juli zur Grundausbildung in Mürwik an. Wie es langfristig weitergeht, soll aus dem bis Ende Juli vorliegenden Bericht der Pommerin-Kommission zur Ausbildungsreform bei der Marine hervorgehen. Unter Leitung des Historikers und Sprechers des Beirats Innere Führung der Bundeswehr, Reiner Pommerin, erarbeitet die unabhängige Kommission im Auftrag des Ministeriums Empfehlungen über die seemännische Basisausbildung. Ob am Ende eine Empfehlung stehen wird, das Segelschulschiff beizubehalten oder nicht, ist offen.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit kam die Havariekommission der Marine am Montag in Kiel zu ihrer letzten Verhandlung zur „Gorch Fock“ zusammen. Bei der zweitägigen Sitzung sollten abschließend die Umstände des Todesfalls einer Kadettin, die im November auf dem Segelschulschiff aus der Takelage gestürzt war, geklärt werden, sagte ein Marinesprecher in Glücksburg (Kreis Schleswig-Flensburg). Der Bericht der Kommission werde voraussichtlich bis Ende Juni fertig sein und dem Marine-Inspekteur, Vizeadmiral Axel Schimpf, übergeben. Im Vordergrund stünden Empfehlungen, wie in Zukunft Unfällen vorgebeugt werden könne.

Die 25 Jahre alte Offiziersanwärterin war im November 2010 am zweiten Tag der Segelvorausbildung im Hafen von Salvador de Bahia (Brasilien) aus der Takelage gestürzt und gestorben. Medienberichten zufolge hatte die junge Frau sieben Mal auf- und abentern müssen. Die Mutter der Kadettin hatte Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet. Die Kieler Staatsanwaltschaft stellte nach monatelanger Prüfung am 9. Juni ihre Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ein. Oberstaatsanwältin Birgit Heß ließ aber Kritik an den Ausbildungsregeln erkennen. (abendblatt.de/dpa)