Das Landgericht Lüneburg hat einen HIV-infizierten Sextouristen wegen hundertfachem Missbrauchs zu neun Jahren Haft verurteilt.

Lüneburg. Das Landgericht Lüneburg hat einen HIV-infizierten Sextouristen am Donnerstag zu neun Jahren Haft verurteilt. Der 66 Jahre alte Mann aus Celle hatte eingeräumt, sich zwischen 2004 und 2009 in mehr als 400 Fällen an sieben Kindern und 23 Jugendlichen vergangen zu haben. Der HIV-infizierte Mann soll ungeschützten Sex mit den Mädchen gehabt haben, ohne sie über seine Infektion aufzuklären. Ihm wird deswegen zusätzlich versuchte Vergiftung angelastet.

Die Staatsanwaltschaft hatte zusätzlich Sicherungsverwahrung beantragt, weil sie befürchtet, dass der Mann anhaltend gefährlich für die Allgemeinheit ist. Die Verteidigung hatte dagegen eine Strafe von höchstens siebeneinhalb Jahren gefordert.

Kinderprostitution ist ein Milliardengeschäft

Die Anwälte des Mannes hatten argumentiert, dass der Angeklagte selber zwischen dem 14. und 21 Lebensjahr von einem Nachbarn missbraucht worden war. Sie beantragten zunächst ein weiteres Gutachten, das die verminderte Schuldfähigkeit des Angeklagten belegen soll.

Ein Psychiater diagnostizierte bei dem Mann eine sogenannte Nebenströmungs-Pädophilie - er hatte sowohl mit Kindern als auch mit erwachsenen Frauen Sex. „Die Mischung macht's“, habe der Angeklagte dazu gesagt und sich als „tollen Hecht“ betrachtet. „Du alter Knacker hast eine 13-, 14-Jährige ins Bett bekommen“, habe er dazu gesagt. „Carpe diem – nimm alles mit. Wer weiß, wie lange Du es noch kannst.“

Der Angeklagte sehe die Schuld bei anderen, die Opfer seien ihm in Thailand zugeführt worden. „Tja, ich wollte nicht nein dazu sagen. Es hat sich halt so ergeben“, begründete er laut Gutachter sein Verhalten. Das ein Ansteckungsrisiko bestand, sei ihm klar gewesen. Aber: „Wenn die sich für 500 Baht anbieten, soll ich der Depp sein, der das nicht annimmt?“ (abendblatt.de/dpa)