Lüneburg. Kindesmissbrauch durch einen Sextouristen ist kein Einzelfall, sondern ein Milliardengeschäft. Rund 1,8 Millionen Mädchen und Jungen werden nach Schätzung des Kinderhilfswerks Unicef jedes Jahr weltweit zu Prostitution und Pornografie gezwungen. Besonders viele Kinder – etwa eine Million – prostituieren sich in Südostasien. Als Brennpunkte gelten Thailand, Kambodscha und Vietnam. Unicef geht davon aus, dass weltweit jährlich Milliardenumsätze mit dem illegalen Geschäft gemacht werden.

Nach Angaben der Kinderrechtsorganisation ECPAT besuchen in Thailand vor allem Sextouristen aus Europa und Kanada die entsprechenden Rotlicht-Bezirke. Genaue Zahlen über Sextouristen gibt es nicht. Hilfsorganisationen schätzen aber, dass jedes Jahr rund 10 000 von ihnen allein aus Deutschland kommen. Den meisten mangelt es an Unrechtsbewusstsein. Sie rechtfertigen sich damit, den Kindern mit ihrem Geld noch etwas Gutes zu tun. Viele bevorzugen Kinder und Jugendliche, weil sie glauben, sich bei ihnen nicht mit dem HI-Virus anzustecken. Allerdings zeigen Studien, dass in Asien etwa die Hälfte der minderjährigen Prostituierten mit HIV infiziert ist.

Obwohl den Tätern auch in Asien mittlerweile hohe Strafen drohen, boomt das Geschäft. Meist werden die Mädchen und Jungen von ihren Verwandten an Zuhälter verkauft. Etliche Länder haben mittlerweile Gesetze erlassen, damit Sextouristen auch in ihrer Heimat bestraft werden können. So können seit 1993 entsprechende Taten von Deutschen im Ausland hierzulande verfolgt werden.

Auch die thailändische Regierung hat im April 1996 die Anti-Prostitutionsgesetze verschärft. Mit Haftstrafen von bis zu 20 Jahren für Bordellbetreiber, Zuhälter und Kunden versucht das Land, die Kinderprostitution einzudämmen. (dpa)