Die Pegel der Flüsse im Norden steigen. Die Elbestädte erwarten am Wochenende Höchststände. Dömitz steht vor Alarmstufe drei.

Hamburg. Die Pegel an der Elbe steigen: Lauenburg rüstet sich trotz nach unten korrigierter Vorhersagen gegen den Scheitelpunkt des Elbhochwassers am Wochenende. Am Dienstag haben Helfer an der historischen Palmschleuse eine mobile Hochwasserschutzwand aufgestellt. Die rund zehn Meter hohe Barriere soll ein historisches Gebäudeensemble vor der Überflutung schützen. Die Experten hätten ihre Prognosen zum Höchststand des Wassers zwar inzwischen von 9,20 Meter auf neun Meter über Normal korrigiert, sagte Lauenburgs Bürgermeister Harald Heuer. Doch schon jetzt seien Straßen in der Unterstadt überflutet. Am Dienstag lag der Pegelstand bei 8,08 Metern mit steigender Tendenz.

Katastrophenalarm in Lüneburg

Im niedersächsischen Landkreis Lüneburg sollte wegen Hochwassers der Katastrophenalarm ausgelöst werden, voraussichtlich an diesem Donnerstag, sagte Kreissprecherin Katrin Peters. „Wir erwarten aber, dass die Deiche halten.“ Zunächst hatte es geheißen, die höchste Hochwasserwarnstufe vier sollte bereits ab Mittwoch gelten, wenn der Wasserstand bei Dömitz die Marke von 6,10 Metern überstiege. Die Lage an der Elbe sei aber etwas entspannter als angenommen, hieß es. Schaulustige sollten die Deiche nur auf befestigten Wegen betreten. „Die Deiche können sonst aufweichen und im Ernstfall den Fluten nicht mehr standhalten“, warnte Peters.

Hochwasser-Alarmstufe zwei in Dömitz

Der Landkreis Ludwigslust hat wegen des Hochwassers am heutigen Dienstag schon die Alarmstufe zwei ausgerufen. Damit müssen die Gemeinden die Deiche regelmäßig kontrollieren. In den Kommunen nehmen die technischen Einsatzleitungen die Arbeit auf, teilte die Kreisverwaltung mit. In Dömitz erreichte das Hochwasser heute den Stand von 5,80 Meter, der Höhepunkt der Flut wird am Sonntag erwartet. Die Alarmstufe drei werde vermutlich schon am Mittwoch ausgerufen. Dann gibt es einen durchgehenden Wach- und Kontrolldienst an den Hochwasserschutzanlagen.

Überflutete Straßen und abgeruschte Hänge auf Rügen

Das Tauwetter hat auf der Insel Rügen zahlreiche Straßen unter Wasser gesetzt, berichtete die „Ostsee-Zeitung“ am Dienstag. Besonders betroffen sei die Kreisstraße 18 zwischen Bergen und Zittvitz. Dort stehe die Fahrbahn stellenweise mehr als 20 Zentimeter tief unter Wasser. Aus den Hängen und von den Feldern rund herum ströme das Wasser in eine Senke und könne von dort nicht ablaufen. Auf Rügens Schwesterinsel Ummanz sind laut Zeitung einige Höfe bereits von den Wassermassen auf den Feldern eingeschlossen.

Erneut sind am Montagabend wegen des auch Tauwetters zwei Hänge auf der Insel abgerutscht . Zunächst traf es die Steilküste bei Mukran auf einer Länge von etwa 100 Metern, wie die Polizei am Montagabend in Stralsund mitteilte. Die Steilküste ist dort etwa 15 Meter hoch. Etwas später rutschte ein Hang in der Nordstrandstraße in Göhren auf einer Länge von 6 Metern ab. Dadurch wurde die Zufahrt zu einem Hotel blockiert. In beiden Fällen kam niemand zu Schaden.

Wasserstände steigen in Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern bereiten sich die Elbe-Anwohner auf steigende Wasserstände vor. Die höchsten Pegelstände werden in Dömitz am 23. und in Boizenburg am 24. Januar erwartet. Mit einem voraussichtlichen Pegelstand von 665 Zentimetern bei Dömitz läge er einen Zentimeter über der bisher höchsten Flut von 2006. "Wir erwarten mehr als ein reines Winterhochwasser", sagte Umweltminister Till Backhaus (SPD). Von Sonntag an werde in Dömitz mit fallenden Pegeln gerechnet. Die Hochwasserschutzanlagen bei Boizenburg seien für einen Wasserstand von 680 Zentimetern bemessen, 670 Zentimeter würden erwartet. Die Prognosen seien noch sehr unsicher, sagte Backhaus.

Noch gelte im Land aber die Hochwasser-Alarmstufe I, sagte eine Ministeriumssprecherin. In der Nacht zum Dienstag werde möglicherweise die Alarmstufe II ausgerufen. Dann würden die Deiche regelmäßig durch das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt kontrolliert. Die Bauern sind laut Ministerium schon vor Wochen aufgefordert worden, ihr Vieh aus dem überfluteten Deichvorland in Sicherheit zu bringen. Das Ministerium rechnet damit, dass die Überflutung des Deichvorlandes noch drei bis vier Wochen anhält. Nach Angaben der Hochwasserzentrale in Magdeburg wird das Wasser der Elbe in Sachsen-Anhalt voraussichtlich von Wochenmitte an wieder zurückgehen. In Mecklenburg-Vorpommern kommt der Hochwasserscheitel zeitversetzt an.

Nach Angaben des Schweriner Umweltministeriums sind die Elbedeiche im Land in einem guten Zustand. Für den Ausbau des Hochwasserschutzes in Mecklenburg-Vorpommern seien in den zurückliegenden Jahren rund 75 Millionen Euro investiert worden, seit der Elbeflut 2002 allein 35 Millionen Euro. So wurde die Hafenmauer in Boizenburg gebaut, der rechte Elbedeich und der Sudedeich in Boizenburg erhöht, und der Deich Mahnkenwerder gemeinsam mit Niedersachsen zurückverlegt, so dass ein Überschwemmungsgebiet entstand. Auch bei Horst sei der Deich verstärkt, bei Dömitz seien Schwachstellen beseitigt worden. (dpa)