Das Tauwetter führt auf der Insel Rügen zu überfluteten Straßen und Hangabbrüchen. Mecklenburg-Vorpommern bereitet sich vor.

Das Tauwetter hat auf der Insel Rügen zahlreiche Straßen unter Wasser gesetzt, berichtete die „Ostsee-Zeitung“ am Dienstag. Besonders betroffen sei die Kreisstraße 18 zwischen Bergen und Zittvitz. Dort stehe die Fahrbahn stellenweise mehr als 20 Zentimeter tief unter Wasser. Aus den Hängen und von den Feldern rund herum ströme das Wasser in eine Senke und könne von dort nicht ablaufen. Auf Rügens Schwesterinsel Ummanz sind laut Zeitung einige Höfe bereits von den Wassermassen auf den Feldern eingeschlossen.

Erneut sind am Montagabend wegen des auch Tauwetters zwei Hänge auf der Insel abgerutscht. Zunächst traf es die Steilküste bei Mukran auf einer Länge von etwa 100 Metern, wie die Polizei am Montagabend in Stralsund mitteilte. Die Steilküste ist dort etwa 15 Meter hoch. Etwas später rutschte ein Hang in der Nordstrandstraße in Göhren auf einer Länge von 6 Metern ab. Dadurch wurde die Zufahrt zu einem Hotel blockiert. In beiden Fällen kam niemand zu Schaden.

Wasserstände steigen in Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern bereiten sich die Elbe-Anwohner auf steigende Wasserstände vor. Die höchsten Pegelstände werden in Dömitz am 23. und in Boizenburg am 24. Januar erwartet. Mit einem voraussichtlichen Pegelstand von 665 Zentimetern bei Dömitz läge er einen Zentimeter über der bisher höchsten Flut von 2006. "Wir erwarten mehr als ein reines Winterhochwasser", sagte Umweltminister Till Backhaus (SPD). Von Sonntag an werde in Dömitz mit fallenden Pegeln gerechnet. Die Hochwasserschutzanlagen bei Boizenburg seien für einen Wasserstand von 680 Zentimetern bemessen, 670 Zentimeter würden erwartet. Die Prognosen seien noch sehr unsicher, sagte Backhaus.

Noch gelte im Land aber die Hochwasser-Alarmstufe I, sagte eine Ministeriumssprecherin. In der Nacht zum Dienstag werde möglicherweise die Alarmstufe II ausgerufen. Dann würden die Deiche regelmäßig durch das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt kontrolliert. Die Bauern sind laut Ministerium schon vor Wochen aufgefordert worden, ihr Vieh aus dem überfluteten Deichvorland in Sicherheit zu bringen. Das Ministerium rechnet damit, dass die Überflutung des Deichvorlandes noch drei bis vier Wochen anhält. Nach Angaben der Hochwasserzentrale in Magdeburg wird das Wasser der Elbe in Sachsen-Anhalt voraussichtlich von Wochenmitte an wieder zurückgehen. In Mecklenburg-Vorpommern kommt der Hochwasserscheitel zeitversetzt an.

Nach Angaben des Schweriner Umweltministeriums sind die Elbedeiche im Land in einem guten Zustand. Für den Ausbau des Hochwasserschutzes in Mecklenburg-Vorpommern seien in den zurückliegenden Jahren rund 75 Millionen Euro investiert worden, seit der Elbeflut 2002 allein 35 Millionen Euro. So wurde die Hafenmauer in Boizenburg gebaut, der rechte Elbedeich und der Sudedeich in Boizenburg erhöht, und der Deich Mahnkenwerder gemeinsam mit Niedersachsen zurückverlegt, so dass ein Überschwemmungsgebiet entstand. Auch bei Horst sei der Deich verstärkt, bei Dömitz seien Schwachstellen beseitigt worden. (dpa)

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Hochwassergefahr an der Elbe nimmt zu

An der Elbe werden wieder steigende Pegelstände erwartet. In Hitzacker und Neu Darchau (Kreis Lüchow-Dannenberg) erreichte der Wasserstand nach Angaben des niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Montagmorgen die Marke von 6,40 Metern – 25 Zentimeter höher als noch am Vortag. "Gegen Ende der Woche könnte sogar die Sieben-Meter-Marke erreicht werden“, sagte ein Sprecher. Auch an der Oberweser in Hann. Münden steigt der Pegel weiter leicht an, am Montagmorgen lag er bei 5,74 Metern. Im weiteren Verlauf der Weser sowie an Aller, Oker und Leine stagniert der Pegel hingegen.

Auch die Stadt Lauenburg an der Elbe bereitet sich auf eine Hochwasserwelle vor. Bis zum Wochenende werde ein Pegelstand von bis zu 9,20 Meter erwartet, sagte Bürgermeister Harald Heuer (CDU) am Montag. Das sind rund 4,40 Meter mehr als der normale Wasserstand. Es werde damit gerechnet, dass in der tief gelegenen Unterstadt Keller und auch Räume in den Erdgeschossen der Häuser volllaufen, sagte Heuer. Nach Mitteilung der zuständigen Behörden in Tschechien ist mit einem sehr lang gestreckten Hochwasserscheitel zu rechnen. Lauenburgs Bürgermeister geht deshalb davon aus, dass die Hochwasserlage in der Stadt mindestens eine Woche lang angespannt bleiben wird. "Feuerwehr und Technisches Hilfswerk werden versuchen, mit Pumpen gegenzusteuern. Die Feuerwehr wird außerdem am Dienstag damit beginnen, Sandsäcke zu füllen und an die Anwohner gefährdeter Bereiche zu verteilen", sagte Heuer. Die Stadt werde außerdem Notquartiere für die Bürger einrichten, die nicht in höher gelegene Räume umziehen können. Die Stadt im Kreis Herzogtum Lauenburg war bereits 2002 und 2006 vom Hochwasser der Elbe überflutet worden. Doch obwohl in diesem Jahr noch höhere Pegelstände erwartet werden – 2006 lag die Flutmarke bei 9,12 Meter, beim "Jahrhunderthochwasser" im Jahr 2002 wurde ein Höchststand von 8,70 Metern erreicht – bleiben die Verantwortlichen gelassen. "Wir haben seit 2002 die Deiche verstärkt und Gefahrenstellen entschärft. Wir hoffen, dass wir jetzt gut gerüstet sind", sagte Heuer

Abgesperrte Straßen scheinen indessen einige Autofahrer anzuziehen. Bei Drakenburg (Kreis Nienburg/Weser) übersah eine 70-Jährige mehrere Heinweisschilder und Absperrbalken und fuhr in eine überflutete Straße. Daraufhin lief der Wagen voll mit Wasser, die Fahrerin kletterte auf das Fahrzeugdach und wurde schließlich von der Feuerwehr mit einem Schlauchboot gerettet.

In Achim (Kreis Verden) nutzte ein betrunkener Mann sein Autodach für eine kleine Tanzeinlage. Der 26-Jährige fuhr direkt in die abgesperrte Hochwasserzone, als sein Wagen bei einem Meter Wassertiefe zum Stehen kam, drehte er die Musikanlage auf volle Lautstärke und stieg auf das Dach. Dort "legte er ein flottes Tänzchen" vor 20 Schaulustigen hin, teilte die Polizei mit.Die alarmierten Beamten brachten den zügellosen 26-Jährigen "an Land". Beim Pusten ins Röhrchen zeigte das Testgerät 2,4 Promille an. Wegen Beziehungsstresses hatte der fahrende Tänzer vor und während der Fahrt Alkohol getrunken. Sein Wagen wurde mit einem Traktor aus dem Wasser gezogen.