Ihr Sohn sei auch nur ein Opfer, da sein Vater sie immer wieder vor Jans Augen geschlagen hatte. Sie hofft, dass es nicht noch mehr Opfer gibt.

Bodenfelde/Northeim. Nach dem Vater hat sich nun auch die Mutter des mutmaßlichen Doppelmörders von Bodenfelde in der Presse geäußert. Sie steht trotz seiner fürchterlichen Taten zu ihrem Sohn. „Ich hasse ihn nicht, ich stehe zu ihm – egal, was er getan hat“, sagte sie in einem Interview mit der „Allgemeinen Zeitung“ aus Uelzen. Gewalt sei im Elternhaus von Jan O. Alltag gewesen. Der Vater habe sie vor den Augen des Sohnes immer wieder geschlagen. „Ich will seine Taten nicht entschuldigen, aber mein Sohn ist auch ein Opfer.“ Sie werde ihn im Gefängnis besuchen und auch den Prozess verfolgen. Ob ihr Sohn tatsächlich das Potenzial zum Serienmörder habe, wisse sie nicht. „Ich bete, dass es die beiden einzigen Opfer waren.“

Zuvor hatte sich Jan O.s Vater geäußert: „Ja, ich kann mir vorstellen, dass es Jan war“, sagt sein Vater der der „Allgemeinen Zeitung Uelzen“. Seit fünf Jahren habe er keinen Kontakt mehr zu ihm. „Ich bin zerbrochen an meinem Sohn.“ Seit der zweiten Klasse habe es Ärger mit ihm gegeben. Nina soll den Obduktionsergebnissen zufolge Anfang vergangener Woche getötet worden sein, Tobias am Samstagabend. Wenige Stunden vor dem Tod des Jungen hatte der 26-Jährige am Bahnhof von Bodenfelde einem Mädchen seine Handynummer gegeben. Von ihr kam der entscheidende Hinweis auf Jan O., der seit Dienstag wegen des Verdachts des zweifachen Mordes in Untersuchungshaft sitzt. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass der Mann die beiden Jugendlichen aus dem kleinen Ort an der Oberweser kannte, sagte Kripochef Borchert. Dass die Jugendlichen sexuell missbraucht wurden, schloss Oberstaatsanwalt Heimgärtner nach dem Ergebnis der Obduktion aus. Die Mutter von Tobias hatte am Sonntag die Leiche des Jungen gefunden, kurz darauf wurde die Leiche Ninas entdeckt. Beide waren nicht vollständig bekleidet.

Die Ermittler gehen davon aus, dass Jan O. die Jugendlichen in der schwer zugänglichen Fichtenschonung getötet hat, in der die Leichen gefunden wurden. Ob es sich bei einem Messer, das die Beamten in einem nahen Bach gefunden haben, um die Tatwaffe handelt, werde noch geprüft. Die Polizei vermutet, dass der als Drogenkonsument bekannte Jan O. seelische Probleme hat. „Wir gehen davon aus, dass er psychisch krank ist“, sagte der Chef der Mordkommission, Hartmut Reinecke. Kriminaldirektor Borchert glaubt, „dass er das Potenzial zum Serienmörder aufweist“. Das vom Haftrichter angenommene Mordmerkmal „Mordlust“ sei als Tatmotiv äußerst selten, sagte Oberstaatsanwalt Heimgärtner. Davon spreche man, wenn ein Täter „im Tötungsvorgang selbst Befriedigung findet, wobei die Opfer austauschbar sind“. Es solle geprüft werden, ob der Arbeitslose für ähnliche Taten in anderen Regionen verantwortlich sein könnte. Jan O. saß in einem Zug, der in Bodenfelde auf die Abfahrt ins benachbarte Uslar – seinen Heimatort – wartete, als er am Montagabend festgenommen wurde. Sein Alibi für die Tatzeiten habe sich als falsch erwiesen, berichtete die Mordkommission. Beide Hände des Mannes seien verletzt gewesen. Zudem entdeckten die Beamten bei der Durchsuchung seiner Wohnung blutverschmierte und verdreckte Kleidung. Das Ergebnis von DNA-Untersuchungen werde für diese Woche erwartet. Der 26-Jährige war 2007 in Uelzen wegen Diebstahls zu zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden, hieß es bei der Pressekonferenz. Wegen seiner Drogenabhängigkeit sei die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet worden. Derzeit liefen gegen Jan O. Verfahren wegen Brandstiftung. „Wir sind erleichtert, dass wir die Taten so schnell aufklären konnten“, erklärte der Leiter der Polizeiinspektion Northeim, Hans Walter Rusteberg.

Der Anwalt des 26-Jährigen, Markus Fischer, sagte der Nachrichtenagentur dpa am Nachmittag, sein Mandant Jan O. wolle ein Geständnis ablegen, um sein Gewissen zu erleichtern. Als möglichen Termin nannte er den Freitag dieser Woche.

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Jan O. wollte noch mehr Teenager töten

Nina und Tobias sollten nicht seine einzigen Opfer bleiben. Wie sich jetzt herausstellte, hat der mutmaßliche Mörder der beiden Teenager weitere Taten geplant. „Es deutet alles darauf hin, dass er weiter gemacht hätte“, sagte der Northeimer Kripo-Chef Andreas Borchert. Dies sei nicht nur ein persönlicher Eindruck. „Dafür gibt es objektive Hinweise“, betonte der Ermittler. Details wollte er aber nicht nennen.

Auf einer Seite im Internet soll es einen direkten Bezug zum Mord an der 14-jährigen Nina in Bodenfelde geben. Die Polizei sperrte sofort die Seite, da es sich bei der Seite um ein Beweismittel handle. Der mutmaßliche Doppelmörder von Bodenfelde soll mit dem Mord an der 14-jährigen Nina auf der Seite geprahlt haben. Ein Polizeisprecher teilte mit, dass es auf einer Internetseite einen direkten Bezug zu der ersten Tat in der niedersächsischen Kleinstadt gegeben habe.

Wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung“ in ihrer Ausgabe am Donnerstag mitteilte, soll der mittlerweile in Untersuchungshaft sitzende junge Mann geschrieben haben: "Gestern Mädchen geschlachtet. Jeden Tag eins bis mich erwischen.“ Seine potenziellen Opfer, junge Mädchen, suchte der 26-jährige Verdächtige offenbar auf anderen Seiten in sozialen Netzwerken, welche inzwischen auch gesperrt wurden.

Ob Jan O. möglicherweise auch für andere Taten in der Region verantwortlich ist, prüft derzeit die Polizei. Zudem lässt die Staatsanwaltschaft klären, ob der Mann aus Uslar psychisch krank ist. Auf brutale Art und Weise soll der 26-Jährige die beiden Jugendlichen getötet haben. Polizei und Staatsanwaltschaft warten derzeit auf ein Geständnis des Beschuldigten, dass vermutlich am Freitag erfolgen wird.