Deutschland feiert 20 Jahre Einheit. Dazu werden hundertausende Besucher, die Spitzen der Republik und viel Prominenz erwartet.

Bremen. An allen Ecken der Innenstadt von Bremen wird gewerkelt. Für das bunte Fest zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit mit Samba, Blasmusik, Rock und Klassik laufen seit Tagen Aufbauarbeiten. Die Polizei hat ihre Präsenz in der Innenstadt indes deutlich erhöht, vielerorts stehen Streifenwagen. Tag für Tag gibt es mehr Warnungen vor Gewaltattacken linker Gruppierungen.

Zum 20. Jahrestag der Einheit plant das kleinste Bundesland am Wochenende als Gastgeber der Jubiläumsfeier ein großes Bürgerfest. Beim zentralen Festakt werden am Sonntag weit mehr als 1000 Gäste erwartet. Für Bundespräsident Christian Wulff wird der Tag zur Bewährungsprobe. Das Staatsoberhaupt will am 3. Oktober seine erste große programmatische Rede halten.

Seit Jahren bereitet sich das hoch verschuldete Bundesland auf die Feierlichkeiten vor. Doch nicht nur Pop-Sängerin Nena, die DDR-Kultband Karat oder Stargeiger David Garrett werden erwartet. Am Sonnabend wollen Einheitsgegner in der Stadt demonstrieren. Aus ihren Reihen werden seit geraumer Zeit Anschläge auf Gebäude verübt. Auch Aufrufe zur Gewalt in anderen Städten bereiten den Sicherheitskräften Sorgen.

Bremens Polizeipräsident Holger Münch versichert dennoch: „Wir gehen von einem zivilen und friedlichen Bürgerfest aus.“ Die Innenstadt wird dennoch zur Sicherheitszone. Knapp 3000 Beamte aus Bremen und anderen Bundesländern sollen für die Sicherheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Wulff oder Staatsgästen wie EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sorgen – und eventuell gewalttätige Proteste im Keim ersticken.

Der niedersächsische Verfassungsschutzchef Hans-Werner Wargel warnt: „Wir beobachten eine starke Mobilisierung gewaltbereiter Linksextremisten im Vorfeld der Einheitsfeier.“ Bei der Bremer Polizei gibt man sich erst einmal gelassen. „Es gibt keine konkreten Hinweise. Wir schauen, was auf uns zukommt“, sagte ein Sprecher am Freitag.

Die Organisatoren der Demonstration rechnen nach eigenen Angaben mit 2000 bis 3000 Teilnehmern. „Wir haben positive Rückmeldungen von Gruppen aus dem gesamten norddeutschen Raum.“ Demonstranten würden unter anderem aus Frankfurt, Köln, Göttingen und Berlin anreisen. Die Gewaltaufrufe im Internet kämen nicht von den Veranstaltern, sagten diese am Freitag.

Nach dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg, wo am 24. Juli 21 Menschen bei einer Massenpanik starben, wird das Sicherheitskonzept nach Angaben des Bremer Senats ohnehin ständig überprüft. „Die tragischen Ereignisse von Duisburg sind für alle, die Verantwortung tragen in der Vorbereitung, eine Aufforderung, allergrößte Sorgfalt anzuwenden“, sagt Bremens Regierungschef Jens Böhrnsen (SPD). Die Krankenhäuser der Stadt haben Notfall- und Bereitschaftspläne erarbeitet. Hunderte Helfer aus dem Umland unterstützen das Deutsche Rote Kreuz für Notfälle während der Feiern.

Kritik ist – nicht nur in Bremen – an den parallel geplanten Feierlichkeiten in Berlin laut geworden. Bereits am Sonnabendabend will Wulffs einstiger Herausforderer Joachim Gauck in der Hauptstadt zur Deutschen Einheit reden. Nach dem Festakt in Bremen lädt am Sonntagabend auch noch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in Berlin zu einem Empfang vor dem Reichstag ein, zu dem auch Altkanzler Helmut Kohl (80) erwartet wird. Um die Politprominenz von der Weser an die Spree zu bringen, wurde eigens ein Shuttle-Service eingerichtet.

Bremen ist Gastgeber der Jubiläumsfeiern, weil es zurzeit den Vorsitz im Bundesrat hat. Nach den rasanten politischen Ereignissen 1989 und 1990 mit dem Mauerfall, der Währungsunion und der Wiedervereinigung am 3. Oktober wird das zentrale Fest wechselnd von den Bundesländern organisiert.