Die Umweltorganisation WWF rät, die kleine Ostsee nicht in ein Gewerbegebiet zu verwandeln und den Raum länderübergreifend zu verplanen.

Stralsund. Platzmangel auf der Ostsee: Angesichts des zunehmenden Schiffsverkehrs und Baus von Windkraftanlagen auf dem Meer hat die Umweltorganisation WWF eine länderübergreifende Raumplanung angemahnt. „Wir müssen aufpassen, dass die relativ kleine Ostsee nicht zu einem Gewerbegebiet verkommt“, sagte der Leiter des WWF-Ostseebüros, Jochen Lamp, am Donnerstag. Laut einer Studie der Organisation wird sich die Anzahl der Schiffe in dem Binnenmeer bis 2030 nahezu verdoppeln. Windkraftanlagen würden dann einen Platz von 2500 Quadratkilometern auf der rund 400 000 Quadratkilometer großen Meeresfläche beanspruchen. Konkurrierende Nutzungsinteressen dürften nicht zulasten der Meeresumwelt gehen, sagte Lamp.

Die Studie untersucht 15 Wirtschaftsbereiche und Nutzungsinteressen von der Schifffahrt bis zum Hafenbau. Danach werden sich bis 2030 die monatlichen Schiffsbewegungen von 5000 auf 9000 erhöhen. Der WWF prognostiziert zudem einen Anstieg der Öltransporte über die Ostsee von derzeit 180 Millionen Tonnen pro Jahr auf rund 300 Millionen Tonnen im Jahr 2030. Mit dem zunehmenden Schiffsverkehr steige das Unfallrisiko mit nicht absehbaren Folgen für die Meeresumwelt, sagte Lamp. „Wir können nicht alles haben: Wachstum von Wirtschaft, Kabeltrassen, Pipelinebau, daneben Fischerei, Tourismus und Naturschutz.“ Beim Bau von Windkraftanlagen seien länderübergreifende Absprachen erforderlich. Bis 2030 seien 67 Windparks auf dem Meer geplant.

„Die Politik muss sich vom Planungsprinzip Flickenteppich verabschieden“, sagte Lamp. Erforderlich sei ein länder- und sektorenübergreifendes Meeresmanagement und die Festlegung von Kapazitätsgrenzen. Der WWF verweist auf eine Studie der EU-Kommission, nach der durch eine Meeresplanung im EU-Raum bis 2030 zwischen 418 Millionen und 1,8 Milliarden Euro eingespart werden könnten.