Die insgesamt sechs mutmaßlichen Steinewerfer sollen einen Migrationshintergrund haben. Strafverfahren sollen eingeleitet werden.

Hannover. Nach Steinwürfen auf eine jüdische Tanzgruppe in Hannover hat die Polizei vier weitere mutmaßliche Täter gefasst. Es handele sich um einen Neunjährigen, zwei Elfjährige und einen 16-Jährigen. Alle hätten einen arabischen Migrationshintergrund, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Bereits am Mittwoch wurden zwei Steinewerfer ermittelt. Gegen die Täter wird ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung und gefährlicher Körperverletzung eingeleitet.

Bei dem Angriff während eines Festes am Samstag war eine Tänzerin leicht verletzt worden. Die nach ersten Erkenntnissen zumeist aus islamischen Ländern stammenden Angreifer hatten auch judenfeindliche Parolen gerufen. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sagte am Donnerstag, man werde keine antisemitischen, rassistischen oder fremdenfeindlichen Übergriffe dulden. Antisemitische Tendenzen unter muslimischen Jugendlichen seien in Niedersachsen als Problem erkannt worden. Allerdings dürften Muslime auch nicht unter Generalverdacht gestellt werden, sagte der Minister.

Auch Integrationsministerin Aygül Özkan (CDU) äußerte sich bestürzt über den Gewaltausbruch. Dieser widerspreche fundamental dem Gedanken der Integration. An das Toleranzgebot müsse sich jeder halten, ganz unabhängig von Religionszugehörigkeit, Herkunft und politischem Standpunkt, erklärte Özkan. Der Leiter der Privatschulen VIB in Hannover, Rakip Dumlu, wertete die Attacke der Kinder und Jugendlichen als Angriff gegen die Menschlichkeit. „Von sich aus hatten die Jugendlichen nicht die Motivation für den Angriff. Sie wurden von zwei drei Anstiftern ausgenutzt“, meinte Dumlu. 80 Prozent seiner Schüler haben einen Migrationshintergrund.

Nach Angaben Dumlus stammen die mutmaßlichen Täter aus einem Stadtteil, der als sozialer Brennpunkt bekannt ist. Die Ärmsten aller Ärmsten seien dort in den Blöcken zusammengepfercht und von der Politik jahrelang übersehen worden. „Da konnte Bildung nicht rein in die Betonblöcke.“ Dumlus begrüßt den Vorschlag von Oberbürgermeister Stephan Weil, nach den Ferien Schulprojekte zum Thema Israel anlaufen zu lassen. „Damit gibt man das Signal, dass es unter den Kindern nicht zu Vorurteilen kommen soll“, sagte Dumlu.