Die Regierung plant die Streichung des Studienganges Medizin an der Uni Lübeck. Dadurch sollen rund 150 Millionen Euro eingespart werden.

Lübeck. Schleswig-Holsteins SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Stegner hat alle Landtagsabgeordneten aufgefordert, das geplante Aus für das Medizinstudium zu verhindern. Die SPD werde alles daran setzen, dass die Ein-Stimmen-Mehrheit von CDU und FDP bei der Abstimmung nicht zustande kommt, sagte Stegner am Montag nach einem Treffen mit Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) und Vertretern der Universität in der Hansestadt. Die Landesregierung plant die Streichung des Studienganges Medizin an der Universität zu Lübeck. Dadurch sollen bis 2020 rund 150 Millionen Euro eingespart werden.

„Die Medizin ist eines der wenigen Wissenschaftsgebiete, auf denen Schleswig-Holstein in der Champions League spielt. Das zu zerschlagen, wäre verhängnisvoll“, sagte Stegner. Für Kiel wäre das Aus des Medizinstudiums schmerzlich, doch Lübeck würde dadurch in den Abgrund gerissen, sagte der SPD-Chef. Der Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni Lübeck, Jürgen Westermann, sagte, der Landesregierung gehe es bei ihren Sparplänen nicht, wie behauptet, um weniger Studienplätze, sondern um weniger Medizinforschung. „Anders ließe sich die geforderte Einsparsumme gar nicht erreichen“, sagte er.

Stegner warf Wissenschaftsminister Jost de Jager (CDU) vor, der Öffentlichkeit bewusst die Unwahrheit gesagt zu haben und forderte ihn auf, „über Konsequenzen nachzudenken“. De Jager hatte wiederholt erklärt, die Fraunhofer-Einrichtungen in Lübeck seien durch die Schließung der Medizinerausbildung nicht gefährdet. Am Freitag war bekanntgeworden, dass die Haushaltsstrukturkommission davon ausgeht, dass die Lübecker Hochschule ohne die Medizin nicht lebensfähig ist.

Ein Regierungssprecher dementierte unterdessen Berichte, wonach Ministerpräsident Peter Harry Carstensen mit einem Rücktritt gedroht habe, falls das Sparpaket scheitert. Es gebe keine solche Drohung, sagte er. Der Ministerpräsident sei vielmehr optimistisch, dass die Koalitionsparteien geschlossen für das Paket stimmen werden.