Das von seiner Mutter verlassene Seehundbaby war im Büsumer Hafen von Spaziergängern entdeckt worden. Von dort kam es in ein Quarantänebecken.

Friedrichskoog. Schleswig-Holsteins erster Heuler in dieser Saison ist am Freitag in ein Aufzuchtbecken der Seehundstation Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen) umgezogen. Das von seiner Mutter verlassene Seehundbaby war vor einer Woche im Büsumer Hafen von Spaziergängern entdeckt worden. Von dort kam „Hosse“, wie das 10,8 Kilo schwere Tier genannt wurde, zunächst in ein Quarantänebecken. Der junge Seehund ist nach den Worten von Stationsleitern Tanja Rosenberger in einem stabilen Gesundheitszustand. Er wird aufgepäppelt, bis er das für die Auswilderung nötige Mindestgewicht von 25 Kilogramm auf die Waage bringt.

Der Seehundbestand im Wattenmeer ist groß und gesund. Nach Angaben des Wattenmeersekretariats wurden im vergangenen Jahr mehr als 21 000 Seehunde vor den Küsten Schleswig-Holsteins, Niedersachsens, Dänemarks und der Niederlande gezählt. Zum Überleben der Art ist eine Heuleraufzucht also nicht nötig. Überlebensfähige Seehund-Waisen werden daher nur aus Tierschutzgründen aufgenommen.

Die jungen Robben werden in Friedrichskoog bis zu ihrer Auswilderung so artgerecht gehalten, wie es in Gefangenschaft überhaupt möglich ist. Unter anderem haben die Seehund-Waisen anders als die „Dauergäste“ der Station keinen Kontakt zu den Besuchern. Sie können jedoch über „Live-Kameras“ oder von einem 17 Meter hohen Aussichtsturm aus beobachtet werden, erklärte Rosenberger.

In den vergangenen Jahren hatte sich der Beginn der Geburtenzeit der Seehunde aus noch unbekannten Gründen immer weiter nach vorne verschoben: Erste Frühgeburten wurden bereits Anfang April tot gefunden. Im Gegensatz dazu gab es in diesem Jahr eine Verzögerung, sagte Rosenberger. „Aber die Hauptgeburtenzeit der marinen Säuger im Nationalpark Wattenmeer steht Mitte Juni direkt bevor.“

Die Seehundstation Friedrichskoog ist gemäß internationalem Abkommen die einzige legitimierte Aufnahmestelle für Heuler in Schleswig-Holstein. Hier arbeiten vier fest angestellte Mitarbeiter und mehrere ehrenamtliche Helfer. Zu den Aufgaben der Station gehört neben der Aufzucht der Heuler wissenschaftliche Forschung und Informationen über Seehunde und Kegelrobben.