Die Mehrheit der Betriebe in der Metall- und Kautschukindustrie gehen von einem deutlichen Anstieg der Produktion aus.
Hannover. Die niedersächsische Industrie nimmt nach dem größten Einbruch der Nachkriegsgeschichte wieder Fahrt auf. Allerdings bestehe zur Euphorie noch kein Anlass, sagte der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände, Volker Schmidt, am Freitag in Hannover. „Bis wir unsere Kapazitäten wieder voll auslasten können, wird es noch zwei, drei Jahre dauern.“
Schmidt stellte die Ergebnisse einer Umfrage bei rund 500 Unternehmen vor. Zwei Drittel der Betriebe in der Metall- und Kautschukindustrie gehen danach von einem deutlichen Anstieg der Produktion aus. Nach dem 30-prozentigen Einbruch produzierten die meisten aber noch weit unter dem Niveau von 2008. „Im Schnitt unserer Betriebe werden wir das Vorkrisenniveau am Jahresende 2010 immer noch um 20 Prozent unterschreiten“, sagte Schmidt.
In der Krise hätten sich die Unternehmen als belastbar, anpassungsfähig und verantwortungsbewusst gegenüber der Belegschaft gezeigt. Die Beschäftigung sei trotz des tiefen Einbruchs nur um drei bis vier Prozent abgebaut worden. Das müsse nun erstmal aufgeholt werden. Neueinstellungen gebe es derzeit überwiegend für Zeitarbeiterm oder in befristete Jobs. Hauptmotive seien Auftragsspitzen und flexible Personalplanung. Nur wenige Zeitarbeitsjobs dauerten länger als 12 Monate. Zeitarbeit werde als Ausgleich genutzt, „nicht als stehendes Heer, um die Kosten zu senken“, sagte Schmidt.
Die IG Metall in Niedersachsen griff dies auf und forderte die Politik auf, die Umfrage zum Anlass für eine Gesetzesnovelle zu nutzen, die die Leiharbeit auf 12 Monate begrenzen und den Grundsatz gleiches Geld für gleiche Arbeit festlegen solle. Die betriebliche Praxis stehe nach der Umfrage einer solchen Neuregelung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes ja nicht entgegen, machte Bezirksleiter Hartmut Meine geltend. Selbst aus Sicht der Betriebe dürfte nichts gegen die Begrenzung von Leiharbeit auf 12 Monate einzuwenden sein, da nur ein sehr geringer Teil der Leiharbeiter länger beschäftigt werde. Meine fordere die Arbeitgeber auf, die ablehnende Haltung gegenüber einer Neuregelung aufzugeben.