Schnee, Eis und Wind: Die winterlichen Wetterkapriolen haben im Norden zu mehreren Unfällen geführt. Einer endete tödlich.

Hamburg. Wetterchaos auf Norddeutschlands Straßen: Autofahrer, Lastwagenfahrer, Fußgänger - nahezu alle Verkehrsteilnehmer waren von den erneut widrigen Umständen betroffen.

In und um Flensburg haben spiegelglatte Straßen zu mehreren Unfällen geführt. Auf der Bundesstraße B 200 kam ein Auto in einer Linkskurve von der Straße ab. Der Wagen fuhr eine Böschung hinunter und überschlug sich. Dabei verletzte sich der 22 Jahre alte Fahrer leicht. Auf der B 199 rutschte ein Auto gegen einen Ampelmast. Der Fahrer blieb unverletzt. Auch in Struxdorf/Hollmühle (Kreis Schleswig-Flensburg) kam der Fahrer mit dem Schrecken davon, als sein Wagen von der Straße abkam. Die Autofahrer hätten sich nach Angaben der Polizei insgesamt gut auf die Witterung eingestellt.

Gleich fünf Glatteisunfälle gab es auf der Autobahn 1. In Höhe des Dreiecks Stuhr Richtung Bremen geriet ein 23-jähriger Kleinbusfahrer aus Zeven auf der abgestreuten Fahrbahn ins Rutschen, kam nach links von der Fahrbahn ab. Dort prallte er gegen die Mittelschutzplanke. Dabei wurden er sowie sein 21-jähriger Beifahrer leicht verletzt.

Kurz hinter demselben Dreieck erwischte es einen 40-jährigen BMW-Fahrer aus Dänemark. Er kam auf der mittleren Spur auf der glatten Fahrbahn ins Schleudern. Zunächst prallte er gegen die Mittelschutzplanke, anschließend gegen die rechte Schutzplanke. Dort blieb er dann entgegengesetzt zur Fahrtrichtung stehen. Verletzt wurde zum Glück keiner; es entstand ein Schaden von fast 35.000 Euro.

Zwischen Groß-Ippener und Wildeshausen-Nord wurde ein 29-jähriger PKW-Fahrer aus Münster schwer verletzt. Offensichtlich war er mit seinem Kleinwagen mit nicht angepasster Geschwindigkeit auf der schneebedeckten Fahrbahn unterwegs. Er geriet ins Schleudern und prallte rechts neben der Fahrbahn gegen mehrere kleine Bäume sowie gegen den Wildschutzzaun. Er wurde durch den Rettungsdienst und Notarzt in ein Krankenhaus eingeliefert.

Im gleichen Bereich wurde einem 27-jährigen Sprinterfahrer aus den Niederlanden neben der Straßenglätte auch noch der starke Seitenwind zum Verhängnis. Er befuhr den Überholfahrstreifen und wurde vom Seitenwind erfasst. Er kam nach links von der Fahrbahn ab. Dort prallte er zunächst in die Mittelschutzplanke und kam anschließend nach rechts auf den Grünstreifen. Dort beschädigte er auch noch den Wildschutzzaun. Der Fahrer kam mit dem Schrecken davon.

Ins Schleudern geriet auch ein 34-jähriger PKW-Fahrer aus Delmenhorst, als er zwischen Vechta und Cloppenburg auf die Überholspur wechselte. Er prallte seitlich gegen einen Lastzug aus NRW. Verletzt wurde niemand, der Verkehr staute sich danach kurzfristig bis zu zwei Kilometer.

Dunkelheit, Schneefall und starker Wind wurden in Bergen (Kreis Celle) einem 41-jährigen Autofahrer aus Berlin zum Verhängnis. Er erkannte eine 88 Jahre alte Fußgängerin zu spät und erfasste die Frau beim Überqueren der Straße. Die Frau starb noch an der Unfallstelle. Ein weiterer Wagen am Fahrbahnrand wurde vermutlich durch den Unfall beschädigt.

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Im Landkreis Harburg sind auf glatter Straße gleich drei Lastwagen ins Schleudern geraten. Sie blockierten den Verkehr auf den Autobahnen. Menschen kamen nach Angaben der Autobahnpolizei Winsen nicht zu Schaden. Auf der A1 prallte ein Lkw zwischen Dibbersen und Hittfeld in eine Leitplanke. Dabei kippte der mit tiefgefrorenem Fleisch beladene Anhänger um. Die Autobahn wurde für mehrere Stunden komplett gesperrt. Auf der A 7 Richtung Hannover rutschten zwischen dem Horster Dreieck und Garlstorf ebenfalls zwei Lastwagen in die Leitplanken.

In Mecklenburg-Vorpommern musste die Bundesstraße B 104 zwischen Strasburg und Pasewalk vollständig gesperrt werden. Bei Linchenshöh (Uckermark) hatten sich in Schneeverwehungen drei Lkw und zwei Autos festgefahren. Erst nach rund sechs Stunden konnte das Technische Hilfswerk die ersten Insassen und Fahrzeuge aus den bis zu zwei Meter hohen Schneewehen befreien. Wegen eines quer stehenden Lkw wurde auch die A 20 in Richtung Lübeck zwischen Neukloster und Kröpelin gesperrt. Im Müritzkreis blieben Autos zwischen Sorgenlos und Groß Gievitz in Schneewehen stecken. Auf den Ostseeinseln Rügen und Usedom müsse vor allem auf Nebenstrecken mit Behinderungen gerechnet werden, hieß es. Bei zehn Unfällen auf der A 31 im Emsland wurden zwei Menschen verletzt, es entstand 150 000 Euro Schaden.

Im Landkreis Leer wurde ein Mann schwer verletzt, als sein Wagen auf der Bundesstraße 72 bei Glätte gegen einen Baum rutschte. In Bremen gab es seit dem frühen Morgen 17 glättebedingte Unfälle, dabei wurden drei Menschen leicht verletzt. „Es waren meist Bagatellschäden, nichts Dramatisches“, sagte ein Polizeisprecher. In Hannover musste die Polizei am Donnerstagmorgen binnen drei Stunden 27 Unfälle aufnehmen, auch im Lüneburger Raum wurden rund 30 Unfälle gezählt.

Im Kreis Stade ist eine Autofahrerin bei Schneetreiben und starkem Wind von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Die 51-Jährige wurde im Wagen eingeklemmt und schwer verletzt. Der Wagen war auf der Kreisstraße 26 zwischen Rutenbeck und Harsefeld ins Rutschen gekommen. Zufällig vorbeikommende Zollbeamte und Ersthelfer hatten bereits vor Eintreffen der Rettungskräfte eingegriffen und die Verletzte in ihrem Auto mit einer Decke vor der Witterung geschützt.

Nach den massiven Schneefällen in Schleswig-Holstein hätten sich die meisten Autofahrer auf die Witterungsverhältnisse eingestellt und seien extrem langsam gefahren, sagte eine Polizeisprecherin. „Auf der B76 hieß es nur noch Stopp and go“, sagte die Sprecherin. Auch auf der A7 vor dem Elbtunnel in Richtung Norden stockte der Verkehr auf sechs Kilometer. „Seit 16 Uhr sind 170 Fahrer dabei, Hauptverkehrsstraßen abzustreuen“, sagte Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung.