Das Feuer wurde in der Teeküche der Ausländerbehörde gelegt. Ein Mitarbeiter wurde verletzt, die Feuerwehr verhinderte Schlimmeres.

Göttingen. Bei einem Brandanschlag in Göttingen ist ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung verletzt worden. Die Tat war offenbar politisch motiviert, Verdächtige gibt es aber bisher nicht, sagte Polizeichef Thomas Rath. In einer Teeküche in der Ausländerbehörde im Kreishaus wurde ein Feuer gelegt, das eine starke Verpuffung auslöste. In der Nähe des Tatortes fand die Polizei eine Art Bekennerschreiben, in dem ein genereller Abschiebestopp für Flüchtlinge gefordert wurde.

Bei dem Anschlag wurde ein 25-Jähriger Kreismitarbeiter verletzt. Er hatte großes Glück, weil er sich nicht in der Küche, sondern davor aufhielt. Ersten Ermittlungen zufolge deponierten Unbekannte in einer Teeküche im 2. Obergeschoss des Altbaus des Landkreisgebäudes eine unbekannte Spreng- und Brandvorrichtung und entzündeten diese. Der Mitarbeiter hatte den Brand entdeckt und wollte ihn mit einem Feuerlöscher bekämpfen, als es zu einer heftigen Verpuffung kam. Die Wucht der Detonation drückte den Mann einige Meter zurück in den Flur. Nur das schnelle Eingreifen der Feuerwehr verhinderte eine Ausbreitung der Flammen.

Das Mobiliar der Teeküche und der Raum selbst wurden erheblich beschädigt. Der Mann wurde mit Verdacht auf ein Knalltrauma vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht, aus dem er am Nachmittag wieder entlassen werden konnte. Wäre der Mann etwas näher gekommen, hätte er mit Sicherheit schwere Verletzungen erlitten, sagte Rath. So habe er nach ambulanter Behandlung wieder aus der Klinik entlassen werden können. Die Teeküche wurde von der Verpuffung verwüstet.

In der Nähe des Tatortes wurde ein Schriftstück aufgefunden, das inhaltlich Bezug zur Abschiebepolitik nimmt. Ob der Fund im Zusammenhang mit dem Brandanschlag steht, ist derzeit noch nicht abschließend geklärt. Die Polizei Göttingen vermuten jedoch einen politisch motivierten Hintergrund der Tat. Göttingens Kripochef Volker Warnecke geht davon aus, dass der Täter im extremistischen Bereich zu suchen ist.

Der Brandort wurde von der Polizei beschlagnahmt und anschließend von Experten der Polizei Göttingen und des Landeskriminalamtes Niedersachsen Hannover spurentechnisch untersucht. Die erlangten Erkenntnisse werden derzeit ausgewertet. Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und gefährlicher Körperverletzung eingeleitet. Der entstandene Gesamtschaden wird auf rund 10.000 Euro geschätzt.

Details zur Art des Brandsatzes wollten die Ermittler nicht nennen. Die Vorgehensweise der Täter bereite ihm aber große Sorge, sagte Polizeichef Rath. Die Unbekannten hätten auch den Tod von Menschen in Kauf genommen. Einen Zusammenhang mit der Serie von Brandanschlägen auf bislang 27 Autos in Göttingen schließt die Polizei nicht aus. Die Beamten prüfen jetzt, ob bestimmte Gebäude und Personen unter Schutz gestellt werden sollen.