Sturmböen, blockierte Straßen, zugeschneite Schienen: Tief „Daisy“ tobt über Norddeutschland. Die Polizei rät von Fahrten mit dem Auto ab.
Hamburg. Schneechaos auf Fehmarn, Verwehungen auf den Straßen, winterliche Ruhe in Hamburg: Nach starkem Schneefall und kräftigem Nordostwind ging auf der Ostseeinsel Fehmarn gar nichts mehr. Die Lage sei katastrophal, berichtete der Bürgermeister von Fehmarn, Otto-Uwe Schmiedt. Außerhalb geschlossener Ortschaften waren viele Straßen durch Schneeverwehungen und steckengebliebene Fahrzeuge blockiert. „Die Lage dort ist unverändert“, hieß es am Abend in der für den Kreis zuständigen Leitstelle Eutin. Für ganz Ostholstein gab es eine Unwetterwarnung.
Auch im Kreis Segeberg ging am späten Sonnabendabend nichts mehr. Die Polizei riet auf Grund der aktuelle Straßenverhältnisse "dringend von nicht notwendigen Fahrten mit Kraftfahrzeugen auf Nebenstrecken" ab. Beroffen seien in erster Linie Kreis- und Gemeindestraßen im Kreis Segeberg. Bereits mehrere Kraftfahrzeuge seien in Schneewehen stecken geblieben und eine Bergung sei derzeit nicht möglich ist.
Schneeverwehungen hatte auch im Verlauf des Sonnabends mehr und mehr den Verkehr auf den Straßen im übrigen Schleswig-Holstein. Neben Ostholstein mussten vor allem in den Kreisen Plön, Rendsburg- Eckernförde und Herzogtum Lauenburg komplette Straßen gesperrt werden. Rund 150 Unfälle zählte die Polizei bis zum Abend im nördlichsten Bundesland. „Wir haben fast in jedem Kreis Straßen, die durch erhebliche Schneeverwehungen blockiert sind. Am schlimmsten aber ist es im gesamten Ostsee-Bereich“, berichtete ein Sprecher der Polizei-Leitstelle in Kiel. „Bei den Unfällen handelte es sich hauptsächlich im Blechschäden“, sagte der Sprecher.
Zwei Menschen hätten Verletzungen erlitten. Noch am Abend saßen Autofahrer in Ostholstein fest und mussten auf Räumfahrzeuge warten. Hamburg dagegen blieb verschont: „Hier ist nach wie vor alles ruhig“, sagte ein Polizeisprecher am Abend. Am Flughafen kam es zu einigen Verspätungen und Ausfällen. „Nicht ungewöhnlich“, meinte Sprecherin Stefanie Harder, „das ist ein ganz normaler Wintertag. Es ist nicht so gekommen, wie befürchtet wurde“. Von Ausfällen sei Hamburg nur betroffen gewesen, weil Flüge andernorts gestrichen wurden.
Auf Fehmarn kämpften dagegen Räumfahrzeuge gegen den Schnee, den der steife Nordostwind immer wieder von den Feldern auf die Straßen wehte. Besonders betroffen waren der Norden und der Osten der Insel, wo sich die Schneeverwehungen nach Berichten von Inselbewohnern bis zu einer Höhe von zwei Metern auftürmten. „Wir haben eine Schneefräse der Bundeswehr im Einsatz. Der Katastrophenschutz des Kreises hat uns ein Raupenfahrzeug geschickt, das den Notarzt bei Bedarf zu den Patienten bringen kann“, berichtete Schmiedt.
Der Bürgermeister appellierte an die Inselbewohner, auf Autofahrten zu verzichten. „In Burg sind die Straßen frei, aber die Verbindungen zwischen den 42 Dörfern auf der Insel sind blockiert und praktisch nicht mehr passierbar“, schilderte der Bürgermeister die Lage. Bis zum Nachmittag hatten sich bereits mehr als ein Dutzend Autofahrer im Schnee festgefahren. „Ich halte mich für einen besonnenen Menschen, aber das hier erinnert mich sehr an die Schneekatastrophe 1978/1979“, sagte Schmiedt. Damals hatten meterhohe Schneeverwehungen in ganz Schleswig-Holstein einzelne Gehöfte und ganze Ortschaften tagelang von der Außenwelt abgeschnitten.
Der Deutsche Wetterdienst kündigte für die Abend- und Nachtstunden weiterhin Sturmböen an. Für die Ostseeküste warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie vor einer Sturmflut.