Der niedersächsische Landtag hat nach viertägiger Debatte den Haushalt 2010 mit den Stimmen von CDU und FDP verabschiedet.
Hannover. Der niedersächsische Landtag hat nach viertägiger Haushaltsdebatte am Donnerstag den Haushalt 2010 mit den Stimmen der Regierungsfraktionen von CDU und FDP verabschiedet. Der Etat hat ein Volumen von 25,1 Milliarden Euro und sieht auch die Aufnahme von 2,3 Milliarden Euro Schulden vor. „Dieser Landeshaushalt ist ein Zeichen politischer Handlungsstärke“, sagte CDU-Fraktionschef David McAllister in Hannover. Die Aufnahme neuer Schulden sei „bitter“ und „ärgerlich“, jedoch „ohne Alternative“ angesichts der weltweiten Finanzkrise. Auch FDP-Fraktionschef Christian Dürr bezeichnete dies als „unpopulär, aber unvermeidbar“.
Bereits im Oktober hatte der Landtag über einen Nachtragshaushalt für das laufende Jahr ebenfalls 2,3 Milliarden Euro Schulden aufgenommen. Die Opposition warf CDUund FDP „Taschenspielertricks“ vor. Zusammengenommen handele es sich um eine Rekordverschuldung. „Mit dieser Landesregierung steht Niedersachsen vor der größten Neuverschuldung in der Geschichte des Landes“, sagte Linken-Fraktionschefin Kreszentia Flauger. CDUund FDPhatten die bislang höchste Schuldenaufnahme von knapp drei Milliarden Euro im Jahr 2002 unter der damaligen SPD-Regierung seit dem Regierungswechsel 2003 kontinuierlich gesenkt. Ursprünglich sollte 2010 erstmals ein Haushalt ohne Schulden vorgelegt werden. Die Regierung strebt nun für 2017 einen ausgeglichenen Etat an. „Wir sind fest entschlossen, die Nettoneuverschuldung ab 2011 wieder zurückzufahren“, sagte McAllister. Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel kritisierte, nur ein Teil der Schulden sei auf die Krise zurückzuführen. „Ein großer Teil ist auch Folge der eigenen Fehler.“ Oppositionsführer Wolfgang Jüttner (SPD) nutzte die Abschlussdebatte zu einer pauschalen Abrechnung mit Schwarz-Gelb. „Ihre Bilanz ist kläglich und zwar auf allen Politikfeldern“, sagte Jüttner. Vor allem die Generaldebatte zum Auftakt der viertägigen Diskussionen am Montagabend fand in hitziger Atmosphäre statt. Landtagspräsident Hermann Dinkla musste die Sitzung nach Tumulten im Plenum für gut 45 Minuten unterbrechen. Zuvor hatte ein Twitter-Beitrag des Grünen-Abgeordneten Helge Limburg aus dem Plenarsaal heraus für Wirbel gesorgt. Limburg hatte Innenminister Uwe Schünemann (CDU) als „unerträglichen Hetzer“ bezeichnet und mit Rechtspopulisten in den Niederlanden und Österreich verglichen. Die Abschlussdebatte verlief dagegen zumeist sachlich. Nur FDP-Fraktionschef Dürr provozierte die Opposition mit persönlichen Angriffen auf SPD-Fraktionschef Jüttner und Verunglimpfung der Linksfraktion. Deren Vorschläge zum Haushalt seien aufgrund ihrer Geschichte als SED-Nachfolgepartei nicht ernst zu nehmen.